Morpheus #2
für die Flitterwochen.» Er berührte heimlich C. J.s Hand.
«Da fällt mir ein, Boss», sinnierte der Bär,
«kommt deine Freundin auch zur Hochzeit?»
«Marisol? Manny, das haben wir doch schon durch. Außerdem, seit du ihr das letzte Mal das Herz gebrochen hast, redet sie kein Wort mehr mit mir.» Andererseits war es gar nicht so schlecht, wenn Marisol die Klappe hielt. «Seit Monaten hat sie keine anständige Telefonnotiz mehr gemacht.»
«Sie vermisst mich, oder? Das verrückte Huhn.»
Er zupfte sich am Schnurrbart, als wäre ihm auf einmal etwas eingefallen. «Vielleicht rufe ich sie mal wieder an.»
C. J. verzog das Gesicht. Marisols Arbeitsmoral, nachdem er sie noch einmal sitzen ließ, wollte sie sich gar nicht erst ausmalen.
«Hallo, C. J.», sagte Chris Masterson. «Lange nicht gesehen. Wie geht es Ihnen?»
«Na ja.» C. J. lächelte und sah sich um. Sie hatten bei der Cupido-Ermittlung miteinander zu tun gehabt und sich gut verstanden. Chris war ein netter Junge, wenn auch ziemlich schüchtern. Beim Flirten konnte er mit Manny Alvarez nicht mithalten.
«Ich habe mich schon besser gefühlt.»
«Geht uns allen so. Ich habe gehört, Sie sind bei der Morpheus-Task-Force. Ich bin jetzt auch dabei.»
C. J. schluckte. «Ich bin eingeteilt worden. Aber ich weiß nicht, ob ich es zeitlich schaffe. Ich habe so viele andere Fälle am Hals. Prozesse, Anträge…» Sie stockte. «Wahrscheinlich springt Andy Maus für mich ein. Er kennt sich mit Bandenkriminalität aus.» Sie hatte dem Oberstaatsanwalt den Vor-schlag noch nicht gemacht, über den sie seit Tagen brütete – sie von der Task-Force abzuziehen und durch Andy Maus zu ersetzen, den vormaligen Leiter der Abteilung für Bandenkriminalität, der als Staatsanwalt an Angelillos Tatort war. Auch Andy wusste noch nichts von seinem Glück, aber in Anbetracht seines Rufs als rücksichtsloser Presse-hund schätzte sie, dass er die Zügel gerne übernehmen würde.
«Wirklich? Haben Sie wenigstens noch einen Tipp für uns, bevor Sie uns verlassen?», fragte Chris.
«Nein. Aber Dominick hat mir erzählt, dass Sie etwas über die Verstümmelung wissen, die kolumbianische Krawatte?»
«Übel, was? Eine fiese Botschaft.»
Wie aufs Stichwort fühlte C. J. dass es Zeit für eine Zigarette war. «Entschuldigen Sie mich einen Moment.» Sie bahnte sich einen Weg hinter die Kirche. Außer Sichtweite. Dominick wusste noch nicht, dass sie rückfällig geworden war.
Im Schatten eines hundertjährigen Eukalyptus-baums standen mehrere Polizisten in den dunkel-
braunen Uniformen des MDPD im Gespräch mit den in Blau gekleideten Kollegen von Miami Beach und der City. C. J. erkannte keinen von ihnen. Sie zündete sich eine Marlboro an und versuchte, nicht an das zu denken, was Chris gerade gesagt hatte.
Hinter sich hörte sie einen der Polizisten flüstern:
«Ist das nicht die Staatsanwältin, die den Cupido-Fall geleitet hat?»
Nach einem Moment eine andere Stimme: «Ja, ja. Ich glaube, das ist sie. Townsend. Sie ist auch an diesem Fall dran. Hab ich im Fernsehen gesehen.» Sie spürte die Blicke in ihrem Rücken.
Dann sprach einer mit schwerem New Yorker Akzent. «Hey, Carl, hast du den ersten Typen gekannt? Chavez? Der den Perversen damals festgenommen hat?»
«Kaum. War ein Arschloch. So ein Ende hat er zwar nicht verdient, aber ein Arschloch war er trotzdem.» Pause. «Ich kannte auch Sonny. Bevor er zur City rüber ist, war er Streifen-Cop bei der Beach Police. Ich hab mal mit ihm zusammengearbeitet.»
«Echt?»
«Ja. Ich glaube, er war auch bei Cupido dabei.»
C. J. stockte der Atem.
Noch eine Stimme. «Jeder war bei Cupido dabei.»
Jetzt schaltete sich wieder der New Yorker ein.
«Auch wahr. Ich habe damals so viel Überstunden geschoben, dass ich mir ein Boot gekauft habe!»
Gelächter.
Ein anderer. «Ich musste die Vernehmungsberichte durchgehen, die ganze Scheiße überprüfen.»
«Wahrscheinlich hast du mehr von dem Cupido-
Mist abgekriegt als wir alle, Carl.»
«Tag und Nacht. Sag ich doch. Jeder Cop, jede Abteilung hing bei Cupido mit drin. Dass Sonny auch dabei war, überrascht mich kein bisschen.»
«Wie lange war er beim Beach?»
«Ein Jahr oder so. Ihm war der Bürokram zu viel.
Und die Nachtschichten. Deshalb ist er nach Miami gewechselt. Und wann wird er umgelegt? Bei einer gottverdammten Nachtschicht.»
«Ich habe auch Nachtschichten.» Starker kubanischer Akzent. «Sie haben mich gefragt, ob ich Begleitung will. So eine
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