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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Scheiße, ich brauche keinen Babysitter. Begleitschutz ist was für Hosen-scheißer. Dieser Morpheus soll nur kommen. Wird schon sehen, was Papa mit ihm macht. Ich puste ihm die verdammte Birne weg, schneller als er grinsen kann.» Die anderen murmelten zustimmend.
    C. J. trat ihre Zigarette aus und beeilte sich, zurück zu ihren Leuten vor der Kirche zu kommen.
    Das laute Heulen einer Polizeisirene ertönte. Von der Sevilla Road kam eine Kolonne von mindestens dreißig Polizeimotorrädern in Zweierreihe auf die Kathedrale zu, die blauen und roten Lichter blinkten stumm. Dahinter rollte ein schwarzer Leichenwagen, gefolgt von drei Limousinen, bis vor die Treppe der Kirche. Feierliche Stille senkte sich auf die Menge. Manche betraten jetzt die Kirche, andere sahen zu, wie die Heckklappe des Leichenwagens aufging und der glänzende Kiefernsarg herausge-hoben wurde. Über ihnen war das unverwechselbare Geräusch von Hubschraubern zu hören. Die Presse hatte gegenüber den Lebenden keinen Respekt und erst recht nicht gegenüber den Toten, und so schwebten über ihren Köpfen die Helikopter fünf verschiedener Nachrichtensender, die der Prozession den ganzen Weg vom Beerdigungsinstitut hierher gefolgt waren.
    C. J. fand Dominick und Manny in der Menge.
    Die anderen waren anscheinend schon drinnen.
    Dominick betrachtete sie einen Augenblick, dann lächelte er – ein vielsagendes Lächeln – und nickte ihr zu, bevor er sich wieder dem Leichenwagen zuwandte. Sofort hatte sie ein schlechtes Gewissen.
    Trotz Pfefferminzbonbon und Parfüm hatte er sie durchschaut.
    Die Türen der drei Limousinen öffneten sich. Aus der ersten stieg eine junge Frau Anfang dreißig, offensichtlich die Ehefrau; selbst die dunkle Sonnenbrille konnte ihre tiefe Verzweiflung nicht verbergen. Die Angehörigen, die aus den anderen Limousinen stiegen, halfen ihr die Stufen zur Kirche hinauf, doch sie sah sich immer wieder um, als suchte sie hinter der offenen Tür des Leichenwagens, wo ihr Mann lag, nach Antworten. Auf dem Weg in die Kirche kam sie so dicht an C. J. vorbei, dass C. J. die schwarzen Streifen auf ihren Wangen sah, wo ihr die Wimperntusche unter der Sonnenbrille herunterlief.
    Ihr folgte eine weitere junge Frau mit einem kleinen Kind auf dem Arm, begleitet von mehreren Männern. Alle hatten den gleichen trostlosen, verstörten Ausdruck auf dem Gesicht. Neben dem Leichenwagen entdeckte C. J. ein kleines Mädchen, das von einer alten Frau festgehalten wurde.
    «Verdammt. Frau und zwei Kinder. Was für eine Scheiße.» Manny schüttelte den Kopf.

    C. J. hatte ein flaues Gefühl im Magen. Sie konnte den Blick nicht von dem kleinen Mädchen abwenden, das jetzt an ihr vorbeiging, die Hand seiner Großmutter fest an sich gedrückt.
    Leise hörte sie das schüchterne Stimmchen.
    «Omi, ist Daddy in dem Auto?»
    Die alte Frau zögerte. «Ja, Lisa», sagte sie dann,
    «aber das ist nur sein Körper. Daddy ist jetzt im Himmel.»
    Piepsend flüsterte das Mädchen zurück: «Ich mag den Himmel nicht.» Dann betraten die beiden die Kirche, und das schwere Portal aus Glas und Gusseisen schloss sich dumpf hinter ihnen.
    Leider war das erst der Anfang. Nach der rührse-ligen Trauerrede und einer ermüdenden zweistündigen Messe eskortierte die Motorradkolonne die kilometerlange Prozession zum Friedhof, wo die Ehrengarde einundzwanzig Salutschüsse abfeuerte, während Sonny Lindemans Sarg mit einer Flagge bedeckt in die Grube gelassen wurde. Stoisch wechselten sich Polizeibeamte am Mikrophon ab, die nicht nur Sonnys gedachten, sondern auch aller anderen, die im Dienst gefallen waren.
    C. J. stand neben Dominick und dem Truppen-kommando des FDLE auf der Wiese in der glühen-den Sonne, als sie plötzlich eine Hand auf der Schulter spürte. «Ms. Townsend?»
    Hinter ihr stand Lou Ribero. C. J. erinnerte sich an den cleveren Sergeant der Polizei von Miami Beach, der, wie es Dominick einmal ausdrückte,
    «Pfeffer im Hintern» hatte. Doch heute wirkte er wie ein Häufchen Elend. Offensichtlich konnte auch er nicht glauben, dass Chavez und Lindeman rein zu-

    fällig durch die Hand desselben Mörders gestorben waren. Er war der Einzige, der noch von dem dunklen Komplott wusste, das vor drei Jahren im Neonlicht ihres Büros geschmiedet worden war. Das dachte sie zumindest. Ribero war bleich und angespannt. Jetzt starrte er sie durchdringend an.
    Wenn sie einander in den letzten drei Jahren bei der Staatsanwaltschaft oder im Gericht über den Weg gelaufen waren,

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