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Morphium

Morphium

Titel: Morphium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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werden müssen, vermute ich?«
    Sie hielt kurz inne und fuhr dann um so rascher fort:
    »Ich habe Mary Gerrard zweitausend überschrieben. Meinst du, dass das Tante Lauras Wunsch entspricht? Es schien mir ungefähr die richtige Summe.«
    Roddy nickte, ohne sie anzusehen.
    »Ja, genau das Richtige. Du hast immer ein ausgezeichnetes Urteil, Elinor.«
    Er wandte sich wieder dem Fenster zu.
    Elinor wartete einen Augenblick, dann begann sie mit stockendem Atem in nervöser Hast zu sprechen, die Worte stürzten ihr fast unzusammenhängend von den Lippen:
    »Noch eins: Ich möchte – es ist nur gerecht – ich meine, du musst doch auch deinen Anteil haben, Roddy.«
    Als er sich mit zornigem Gesicht umwandte, fuhr sie hastig fort:
    »Nein, hör mich doch an, Roddy! Es ist nur pure Gerechtigkeit! Das Geld, das deinem Onkel gehörte – das er seiner Frau hinterließ –, natürlich nahm er an, dass es schließlich dir zufallen würde. Tante Laura beabsichtigte das auch, ich weiß das aus vielen Dingen, die sie sagte. Wenn ich ihr Geld habe, sollst du den Betrag haben, der ihm gehörte – das ist nur recht und billig. Ich – ich kann das Gefühl nicht ertragen, dass ich dich beraubt habe – nur weil Tante Laura eine Scheu davor hatte, ein Testament zu machen. Du musst – du musst darin Vernunft annehmen!«
    Rodericks schmales sensibles Gesicht war totenblass geworden.
    »Mein Gott, Elinor, willst du, dass ich mich völlig als Schuft fühle? Glaubst du auch nur einen Augenblick, ich könnte – könnte dieses Geld von dir annehmen?«
    »Ich schenke es dir ja nicht. Es ist nur recht und billig.«
    »Ich brauche dein Geld nicht!«
    »Es ist nicht meines!«
    »Es ist deins nach dem Gesetz – und nur darauf kommt es an! Ich nehme keinen Penny von dir. Du sollst nicht die Großmütige spielen mir gegenüber!«
    »Roddy!«
    Er machte eine rasche Gebärde.
    »Oh, meine Liebe, verzeih! Ich weiß nicht, was ich rede. Ich fühle mich so verwirrt – so gänzlich verloren…«
    Elinor sagte sanft: »Armer Roddy…«
    Er hatte sich wieder abgewandt und spielte mit der Quaste des Vorhangs. Dann sagte er in verändertem, fast kühlem Ton:
    »Weißt du, was – Mary Gerrard zu tun beabsichtigt?«
    »Sie will sich als Krankengymnastin ausbilden lassen, sagt sie.«
    »So, wirklich?«
    Ein Schweigen entstand. Elinor richtete sich auf, sie warf den Kopf zurück. Als sie sprach, hatte ihre Stimme plötzlich etwas Zwingendes.
    »Roddy, ich möchte, dass du mir aufmerksam zuhörst.«
    Er wandte sich ihr leicht überrascht zu.
    »Aber natürlich, Elinor.«
    »Ich möchte, dass du meinen Rat befolgst.«
    »Und was ist dein Rat?«
    »Du bist im Geschäft nicht besonders angebunden? Du kannst immer Urlaub haben, nicht?«
    »O ja.«
    »Dann tu Folgendes. Reise irgendwohin für – sagen wir, drei Monate. Fahr allein. Such neue Bekanntschaften und schau dir neue Städte an. Sprechen wir ganz offen. Im Moment glaubst du, in Mary Gerrard verliebt zu sein. Vielleicht bist du es. Aber jetzt ist nicht der Augenblick, dich ihr zu nähern – das weißt du selbst nur zu gut. Unsere Verlobung ist endgültig gelöst. Fahr also weg, als freier Mensch, und nach drei Monaten entschließe dich als freier Mensch. Dann wirst du wissen, ob du Mary wirklich liebst, oder ob es nur ein Strohfeuer war. Und wenn du ganz sicher bist, dass du sie wirklich liebst – nun, dann komm zurück und sag ihr, dass du deiner Gefühle ganz sicher bist, dann wird sie dir vielleicht Gehör schenken.«
    Roddy kam auf sie zu und ergriff ihre Hand.
    »Elinor, du bist wundervoll! Nicht eine Spur von Kleinlichkeit oder Armseligkeit ist an dir. Ich bewundere dich mehr, als ich sagen kann. Ich werde genau das tun, was du vorschlägst. Fortgehen, mich von allem freimachen – und herausbekommen, ob ich wirklich liebe oder ob ich mich nur selbst zum Narren gehalten habe. Eins weiß ich aber schon jetzt, dass du immer tausendmal zu gut für mich warst. Gott lohne dir all deine Güte.«
    Rasch, impulsiv, küsste er sie auf die Wange und verließ das Zimmer.
    Es war vielleicht gut, dass er nicht zurückschaute und ihr Gesicht sah.
     
    Ein paar Tage später teilte Mary Schwester Hopkins die gute Nachricht mit.
    Die praktisch veranlagte Frau gratulierte ihr wärmstens.
    »Das ist ein außerordentliches Glück für Sie, Mary. Die alte Dame mag es ja gut mit Ihnen gemeint haben, aber wenn etwas nicht schwarz auf weiß dasteht, nützen die besten Absichten nichts! Sie hätten leicht gar nichts

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