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Morphium

Morphium

Titel: Morphium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bewusstlos vor. Ich tat, was ich konnte, aber alles vergeblich. Die Autopsie ergab, dass eine große Dosis Morphium vor kurzem eingenommen worden war. Und die Polizei fand gerade dort, wo Elinor die Brote geschmiert hatte, ein Stückchen von einem Etikett mit der Aufschrift Morphin. Hydra.«
    »Was aß oder trank Mary Gerrard sonst noch?«
    »Sie und die Schwester tranken Tee zu den Broten. Die Pflegerin machte ihn, und Mary schenkte ihn ein. Da kann nichts drin gewesen sein. Natürlich wird der Verteidiger ein großes Geschrei anheben über die Brote, wird sagen, dass alle drei davon aßen, dass es daher unmöglich war, sicher zu sein, dass nur eine Person vergiftet würde. Im Fall Hearne wurde das gesagt. Sie erinnern sich?«
    Poirot nickte.
    »Tatsächlich jedoch ist es sehr einfach. Sie richten die Brote her. In einem davon ist das Gift. Sie bieten den Teller an. Bei normalem Verlauf der Dinge ist vorauszusehen, dass die Person, der angeboten wurde, das nächstliegende Brot nehmen wird. Ich nehme an, dass Elinor Carlisle den Teller zuerst Mary Gerrard angeboten hat?«
    »Ganz richtig.«
    »Obwohl die Gemeindeschwester, die älter war, danebenstand?«
    »Ja.«
    »Das sieht nicht sehr gut aus.«
    »Es bedeutet doch wirklich gar nichts! Man ist nicht so förmlich bei so einer improvisierten Mahlzeit.«
    »Wer hat noch mal die Brote gemacht?«
    »Elinor Carlisle.«
    »War sonst noch jemand im Haus?«
    »Niemand.«
    Poirot schüttelte den Kopf.
    »Das ist schlimm. Und das Mädchen hat nichts zu sich genommen als den Tee und die Brote?«
    »Nichts. Der Mageninhalt beweist das.«
    »Es wird also vorgebracht, dass Elinor Carlisle hoffte, der Tod des Mädchens würde einer Fischvergiftung zugeschrieben werden? Wie wollte sie die Tatsache erklären, dass es nur ein Mitglied der Teegesellschaft erwischt hat?«
    »Das kommt manchmal vor. Es waren auch zwei Töpfchen Paste – beide ziemlich gleich aussehend. Man würde annehmen, dass eines in Ordnung war, und dass durch einen Zufall alle verdorbene Paste von Mary gegessen wurde.«
    »Die mathematische Wahrscheinlichkeit dagegen ist, glaube ich, sehr groß. Aber noch ein Punkt, wenn Fischvergiftung vorgetäuscht werden sollte: Warum wurde dann nicht ein anderes Gift gewählt als Morphium? Dessen Symptome ähneln nicht im Geringsten denen einer Fischvergiftung. Da wäre noch Atropin eine viel bessere Wahl gewesen!«
    »Ja, das ist wahr«, sagte Peter Lord langsam, »aber da ist noch etwas. Die verdammte Gemeindeschwester schwört, ihr sei ein Röhrchen mit Morphium abhanden gekommen!«
    »Wann?«
    »Ach, vor Wochen, an dem Abend, an dem die alte Mrs Welman starb. Die Schwester sagt, sie habe ihr Köfferchen in der Halle stehen gelassen und am nächsten Morgen ein Röhrchen mit Morphium vermisst. Alles Schwindel, glaube ich.«
    »Sie hat sich erst nach dem Tod von Mary Gerrard daran erinnert?«
    Peter Lord schüttelte widerstrebend den Kopf.
    »Tatsächlich hat sie es wohl schon damals erwähnt – der Dienst tuenden Pflegerin gegenüber.«
    Hercule Poirot betrachtete Peter Lord mit wachsendem Interesse.
    »Ich denke, mein Lieber, es gibt noch etwas – etwas, das Sie mir noch nicht gesagt haben.«
    »Nun gut, es wird am besten sein, Sie hören gleich alles«, gab Peter Lord nach. »Man hat eine Exhumierungsgenehmigung beantragt und wird die alte Mrs Welman ausgraben.«
    »Eh bien?«
    »Wenn sie es tun, werden sie wahrscheinlich finden, was sie suchen – Morphium!«
    »Sie wussten das?«
    Der junge Arzt, dessen Gesicht unter den Sommersprossen ganz blass geworden war, murmelte: »Ich argwöhnte es.«
    Hercule Poirot schlug mit der Hand auf die Lehne seines Stuhles.
    »Mon Dieu, ich verstehe Sie nicht! Sie wussten, als sie starb, dass sie ermordet worden war?«
    »Großer Gott, nein!«, schrie Peter Lord, »so etwas habe ich mir nicht träumen lassen! Ich dachte, sie habe es selbst genommen.«
    Poirot sank in seinem Stuhl zurück.
    »Ah! Das dachten Sie…«
    »Natürlich! Sie hatte zu mir darüber gesprochen; hatte mich mehr als einmal gefragt, ob ich ihr ›nicht helfen könne‹. Sie hasste die Krankheit, ihre Hilflosigkeit – das elende Daliegen, wie sie es nannte, und behandelt zu werden wie ein Baby. Und sie war eine sehr entschlossene Frau.«
    Er schwieg einen Augenblick, dann fuhr er fort:
    »Ich war sehr überrascht über ihren Tod, hatte ihn nicht erwartet. Ich schickte die Pflegerin aus dem Zimmer und untersuchte sie so gründlich, wie ich konnte. Natürlich, ganz

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