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Morphium

Morphium

Titel: Morphium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gelesen.«
    »Und das Motiv?«
    »Eifersucht!«
    »Und Ihrer Meinung nach hat sie es nicht getan?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    Hercule Poirot blickte ihn eine Weile nachdenklich an, dann fragte er:
    »Was wollen Sie eigentlich, dass ich mache? Soll ich die Sache untersuchen?«
    »Ich will, dass Sie sie freikriegen.«
    »Ich bin kein Verteidiger, mon cher.«
    »Ich will es deutlicher sagen: Ich will, dass Sie Beweise finden, die es ihrem Verteidiger ermöglichen, sie freizukriegen.«
    »Sie drücken sich etwas merkwürdig aus.«
    »Weil ich es nicht einwickle, meinen Sie? Es scheint mir einfach genug. Ich will, dass dieses Mädchen freigesprochen wird. Und ich glaube, Sie sind der einzige Mensch, der das zuwege bringen kann!«
    »Sie wünschen, dass ich die Tatsachen untersuche? Dass ich die Wahrheit aufdecke? An den Tag bringe, was wirklich geschehen ist?«
    »Ich will, dass Sie Tatsachen finden, die zu ihren Gunsten sprechen.«
    Hercule Poirot zündete sich mit Sorgfalt eine Zigarette an.
    »Aber ist das nicht etwas unethisch, was Sie da sagen? Die Wahrheit herauszufinden, ja, das interessiert mich immer. Jedoch die Wahrheit ist eine zweischneidige Waffe. Wie, wenn ich Tatsachen finde, die gegen die Dame sprechen? Verlangen Sie, dass ich die unterdrücke?«
    Peter Lord stand auf, er war sehr blass.
    »Das ist unmöglich! Nichts, das Sie finden könnten, könnte mehr gegen sie sprechen, als es die Tatsachen schon tun! Sie sind ganz und gar vernichtend! Es gibt soviel Beweise gegen sie – klar und deutlich für die ganze Welt! Sie können nichts finden, das sie stärker verdammen würde, als sie es schon ist! Ich bitte Sie, Ihren ganzen Scharfsinn aufzubieten – Stillingfleet hat behauptet, Sie seien außerordentlich scharfsinnig –, um einen Ausweg zu finden.«
    »Aber sicherlich werden doch ihre Rechtsvertreter das tun?«
    »Glauben Sie?« Der junge Mann lachte verächtlich. »Die haben die Sache schon von vornherein verloren gegeben! Halten sie für aussichtslos! Sie haben als Verteidiger Bulmer genommen – den Mann der hoffnungslosen Fälle –, das allein sagt schon alles! Großer Redner drückt auf die Tränendrüsen – betont die Jugend der Angeklagten – all das! Aber der Richter wird sie nicht durchschlüpfen lassen, gar keine Hoffnung!«
    »Angenommen, sie ist wirklich schuldig – wollen Sie sie da auch freigesprochen haben?«
    Peter Lord sagte ruhig: »Ja.«
    Hercule Poirot machte eine Bewegung.
    »Sie interessieren mich…«
    Nach einer Weile meinte er:
    »Ich glaube, Sie sollten mir die genauen Tatsachen des Falles mitteilen.«
    »Haben Sie nicht darüber in den Zeitungen gelesen?«
    Hercule Poirot winkte ab.
    »Eine Erwähnung – ja. Aber die Zeitungen sind so ungenau, ich halte mich nie an sie.«
    »Es ist ganz einfach. Entsetzlich einfach. Dieses Mädchen, Elinor Carlisle, hatte eben einen Besitz hier in der Nähe – Hunterbury Hall – und ein Vermögen von ihrer Tante geerbt, die ohne Testament starb. Der Name der Tante war Welman. Sie hatte einen angeheirateten Neffen – Roderick Welman. Er war mit Elinor Carlisle verlobt, eine alte Freundschaft, sie kannten sich seit ihrer Kindheit. Dann war da ein Mädchen in Hunterbury: Mary Gerrard, Tochter des Pförtners. Die alte Mrs Welman hatte eine Menge für sie getan, hatte ihre Erziehung bezahlt usw. Wirkte fast wie eine Dame, das Mädchen. Roderick Welman, so scheint es, verliebte sich in sie. Infolgedessen wurde die Verlobung aufgelöst. Elinor Carlisle verkaufte daraufhin den Besitz an einen Mann namens Somervell. Elinor kam her, um die persönlichen Sachen ihrer Tante wegzuschaffen und so weiter. Mary Gerrard, deren Vater eben gestorben war, räumte das Pförtnerhaus. Das bringt uns zum Vormittag des 27. Juli.
    Elinor Carlisle wohnte im Dorfwirtshaus. Auf der Straße traf sie die ehemalige Haushälterin, Mrs Bishop. Mrs Bishop bot ihre Hilfe an, aber Elinor lehnte ab – ziemlich heftig. Dann ging sie zum Kaufmann, wo sie etwas Fischpaste kaufte und eine Bemerkung über Fischvergiftungen machte. Sie sehen? Vollkommen harmlose Sache, das zu sagen; aber natürlich wird es gegen sie ausgelegt! Sie ging ins Haus hinauf, und um ein Uhr kam sie zum Pförtnerhaus, wo Mary Gerrard mit der Gemeindeschwester, einer Schnüffelnase namens Hopkins, am Aufräumen war, und sagte ihnen, sie habe oben im Haus belegte Brote zubereitet. Sie gingen mit ihr hinauf, aßen die Brote, und nach ungefähr einer Stunde wurde ich geholt und fand Mary Gerrard

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