Morphium
waren selbst in Deutschland?«
»Ich selbst, nein.« Mit einem leichten Kichern fügte er hinzu:
»Ich habe meine Spione!«
»Können Sie sich denn auf andere Leute verlassen?«
»Gewiss. Ich werde doch nicht herumrennen und Sachen dilettantisch tun, die ein anderer für eine kleine Summe mit gewerbsmäßiger Geschicklichkeit erledigt! Ich kann Ihnen versichern, mein Lieber, ich habe verschiedene Eisen im Feuer. Ich habe mehrere nützliche Helfer – einer davon ist ein früherer Einbrecher.«
»Wofür setzen Sie den ein?«
»Seine letzte Aufgabe war eine sehr gründliche Durchsuchung von Mr Welmans Wohnung.«
»Was hat er gesucht?«
»Man möchte immer gern genau wissen, was für Lügen einem erzählt worden sind.«
»Hat Welman Sie belogen?«
»Entschieden.«
»Wer hat Sie noch belogen?«
»Jeder, denke ich: Schwester O’Brien romantisch; Schwester Hopkins widerspenstig; Mrs Bishop giftig. Sie selbst – «
»Großer Gott!« Peter Lord unterbrach ihn heftig. »Sie glauben doch nicht, dass ich Sie belogen habe, was?«
»Noch nicht«, gab Poirot zu.
Dr. Lord sank auf seinen Stuhl zurück.
»Sie sind ein ungläubiger Thomas, Poirot. Wenn Sie übrigens fertig sind, können wir nach Hunterbury aufbrechen. Ich muss später noch ein paar Patienten besuchen, und nachher habe ich Sprechstunde.«
Sie gingen zu Fuß und betraten den Garten von der Rückseite her. Auf dem Weg begegneten sie einem hübschen, großen jungen Burschen, der Dr. Lord respektvoll grüßte.
»Guten Morgen, Horlick. Das ist Horlick, der Gärtner, Poirot. Er arbeitete an jenem Morgen hier.«
»Ja, Sir, das ist richtig«, bestätigte Horlick. »Ich sah Miss Elinor an jenem Morgen und sprach mit ihr.«
»Was sagte sie zu Ihnen?«, fragte Poirot.
»Sie sagte, das Haus sei so gut wie verkauft, und das hat mich etwas erschreckt, Sir; aber Miss Elinor sagte, sie würde bei Major Somervell ein gutes Wort für mich einlegen, und vielleicht würde er mich behalten – wenn er mich nicht zu jung fände, vielleicht als Obergärtner, da ich doch eine gute Schule unter Mr Stepphens hier gehabt hatte.«
Dr. Lord fiel ein:
»Wirkte sie so wie gewöhnlich, Horlick?«
»Ja, freilich, Sir, außer dass sie ein wenig aufgeregt war – und als ob sie etwas bedrücke.«
»Haben Sie Mary Gerrard gekannt?«, fragte Poirot.
»O ja, Sir. Aber nicht sehr gut.«
»Wie war sie?«
Horlick verstand nicht gleich.
»Wie sie war, Sir? Meinen Sie, wie sie ausgesehen hat?«
»Nein, das nicht. Ich meine, was für eine Art Mädchen sie war?«
»Ja, Sir, sie war ein besonders nettes Mädchen, immer freundlich und so. War aber auch ziemlich eingebildet, möchte ich sagen. Wissen Sie, die alte Mrs Welman hat viel Getue um sie gemacht.«
»Sie waren an jenem Vormittag hier. Wo haben Sie gearbeitet?«
»Meistens im Küchengarten, Sir.«
»Das Haus können Sie von dort nicht sehen?«
»Nein, Sir.«
Hier mischte sich Dr. Lord wieder ein:
»Wenn jemand zum Haus gekommen wäre – bis zum Fenster des Anrichteraums –, hätten Sie ihn dann gesehen?«
»Nein, Sir.«
»Wann gingen Sie zum Essen?«, fragte Lord weiter.
»Um ein Uhr, Sir.«
»Und Sie haben nichts gesehen – keinen Menschen, der sich da aufhielt – oder einen Wagen draußen – oder sonst etwas?«
Die Augenbrauen des Mannes hoben sich in leichtem Staunen.
»Vor dem hinteren Tor, Sir? Da war nur Ihr Wagen.«
»Mein Wagen? Sicherlich nicht mein Wagen! Ich war an jenem Vormittag in der Gegend von Withenbury und kam erst nach zwei zurück.«
Horlick sah sehr erstaunt aus.
»Ich war sicher, dass es Ihr Wagen war, Sir«, meinte er zweifelnd.
Peter Lord sagte rasch:
»Na, es hat nichts zu sagen. Guten Morgen, Horlick.«
Er und Poirot gingen weiter. Horlick schaute ihnen eine Weile nach, dann fuhr er langsam mit seinem Schubkarren weiter.
Peter Lord sagte leise – aber in großer Erregung:
»Endlich – etwas! Wessen Wagen war das, der an jenem Morgen vor dem Tor stand?«
»Was haben Sie für einen Wagen, mein Freund?«
»Einen Ford – seegrün ist er. Den gibt’s ja ziemlich häufig.«
»Und Sie sind sicher, dass es nicht Ihrer war? Sie haben sich nicht im Tag geirrt?«
»Vollkommen sicher. Ich war in Withenbury drüben, kam spät zurück, aß noch etwas, und dann kam der Anruf wegen Mary Gerrard, und ich eilte hinüber.«
»Dann sieht es wirklich so aus, mein Freund, dass wir endlich auf etwas Greifbares gestoßen sind.«
»Jemand war an jenem Vormittag hier… jemand, der weder
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