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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Seti-Hehu und die Wächterinnen der Feuergruben. Die Geschichte erzählt, dass sie für jene Agarepth, die sie führten, tief unter dem Land Gesereth Tempel erbaut hätten.«
    »Gesereth, das westliche Land. Die Libysche Wüste.«
    Jasched nickte. »Es heißt, die Kemahor besaßen die Macht, den Boden zu öffnen, und alle Wunden, die man ihnen zufügte, schlossen sich wieder.«
    »Alle?«
    »Ja, Sayed. Niemand vermochte sie zu töten. Sie besaßen Waffen; Schwerter, Lanzen und Rüstungen. Die Menschen der Savanne hatten keine Chance, gegen sie zu bestehen.«
    »Was bedeutet Kemahor?«
    »Jene, die ihre Zeit vollendet haben«, erklärte Jasched. »Die Seelen der Toten.«
    Ich gab einen belustigten Laut von mir und lehnte mich mit verschränkten Armen an einen der Zeltpfosten.
    »Es dauerte Jahrhunderte«, fuhr Jasched fort, »bis die Kemahor das Land so verwüstet hatten, dass für die Menschen nur noch in den Randzonen der Savanne ein Überleben möglich war; an den Ufern des Nils und den nördlichen Meeresküsten. Woher die Kemahor kamen, weiß niemand. Die Legende besagt, sie seien aus den Wolkengebirgen des Südens herabgestiegen …«
    Ich sah auf. »Aus welchen Wolkengebirgen?«
    Károly und Jasched tauschten ein paar Worte auf Arabisch, dann erklärte mein Partner: »Ich vermute, er meint das Ruwenzori-Hochland.«
    »Ziemlich weit weg … Nun gut, und weiter?«
    »Durch den verschwenderischen Umgang mit den für unerschöpflich gehaltenen Reichtümern begann sich das Land unter ihrer Herrschaft zu verändern und verwandelte sich langsam in eine Wüste«, erzählte Jasched weiter. »Immer neue Ströme fliehender Menschen drängten derweil in die Randregionen. Dabei hatten sie unterschiedlich viel Glück. Jene, die an die Küsten auswichen, fanden nur geringe Wasserreserven vor. Ein Teil der Flüchtlinge wandte sich nach Osten, zu den Ufern des Nils, die bis dahin die natürliche Grenze des Savannenlandes gewesen waren. Am Ostufer des Flusses trennte ein seit jeher unwegsames und ödes Felsengebirge das Land vom Meer und schuf eine natürliche Barriere gegen jede weitere Flucht. Die Menschen, die hier ankamen, hatten keine andere Wahl als zu bleiben oder in die Wüste zurückzukehren.
    Viele taten dies, denn sie waren lieber versklavt als tot. In der verödenden Savanne geschah jedoch etwas Schändliches: Die Eindringlinge und die zurückkehrenden Einheimischen begannen … wie sagt man? Zusammenzuwirken?«
    Ich zuckte die Schultern.
    »Aus diesen unheiligen Vereinigungen ging eine neue Menschenform hervor, die von meinen Ahnen gottgleich verehrt wurde.«
    »Das ist doch völliger Humbug.« Ich stiefelte durch das Zelt und baute mich vor Károly auf. Der Schnauzbart des kleinen Rumänen zitterte nervös. »Rahmed ist tot, und du bringst mir diesen Münchhausen ins Zelt!«
    »Es ist eine Legende, Hype«, rechtfertigte sich Károly. »Das hier sind einfache, geisterfürchtige Menschen. Viele von ihnen glauben an die alten Geschichten.«
    »Ja, wunderbar!«, bellte ich. »Alle, die inzwischen abgehauen sind, nicht wahr?«
    »Wäre die Bibliothek von Alexandria damals nicht einem Feuer zum Opfer gefallen, gäbe es wahrscheinlich noch weit wunderlichere Erzählungen über diesen Kontinent«, wehrte sich Károly.
    »Wahrscheinlich waren es die Kemahor, die das Feuer gelegt haben.« Ich funkelte meinen Partner an. »Glaubst du diesem Kauz etwa? Menschen paaren sich mit einer Horde Verdammter, die aus der Duat ausgebüchst sind, und gebären … Hybriden?« Ich lachte gequält auf. »Wenn dem so wäre, warum haben wir dann bis heute keine Überreste dieses Volkes gefunden?«
    »Vielleicht haben wir es ja.«
    Ich riss den Mund auf, doch dabei blieb es. Hilflos hob ich die Hände und winkte ab. »Gibt diese alberne Legende vielleicht auch Aufschluss darüber, wie die Kemahor in der Lage gewesen sein könnten, in ihren Pyramiden ein Vakuum zu erzeugen?«
    »Sichrun«, murmelte Jasched.
    »Was hat er gesagt?«
    »Zauberei«, übersetzte Károly.
    »Oh, ja, dass ich darauf nicht von allein gekommen bin …« Ich ging zum Arbeitstisch und schenkte mir mit zitternden Händen ein Glas schottischen Whisky ein, das ich viel zu hastig leerte.
    Was, wenn dieser Faselhans Recht hat, Krispin?, raunte Giza in mir. Denk an die versiegelte Tür. Hast du dir nicht selbst Gedanken über ein riesiges Reptil gemacht?
    Ich schüttelte den Kopf, um die innere Stimme zu vertreiben, aber es funktionierte nicht.
    »Gottverflucht!« Ich setzte

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