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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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sänke der Raum, in dem wir uns aufhielten, abrupt in die Tiefe. Kurz darauf fiel der Boden seitwärts ab, sodass wir durch die gesamte Kammer rutschten. Dann kippte unser Gefängnis wieder in die Waagerechte – oder besser gesagt: Es gewann wieder eine stabile Fluglage!
    Irgendwie musste Elijah es mit seinem gedankenlosen Hantieren geschafft haben, ein uraltes Transportsystem zu aktivieren. Dass es uns ausgerechnet ins Innere eines Paraboliden befördert hatte, machte die Sache nicht gerade einfacher. Falls diese Fluggeräte wie alle anderen Maschinen der Stadt miteinander kommunizierten oder ähnlich wie die Nano-Roboter, aus denen die Büßer bestanden, als Verband funktionierten, mussten sie recht bald feststellen, dass einer von ihnen ›infiziert‹ war.
    Blieben folgende Fragen: Wo genau befanden wir uns? Hunderte von Kilometern von Elijahs Turm entfernt, oder unmittelbar über der Region, unter der die Fabrik lag? Was hatte Elijah in seinem Wahn ausgelöst und angerichtet? Existierte die Fabrik noch? Existierte die Stadt noch? Und falls ja: Wohin würde die Reise gehen, sobald es Tag wurde?
    Immerhin wusste ich nun, was sich nicht im Inneren der Paraboliden aufhielt: Chroner.
    Woher willst du wissen, dass dies der einzige Raum an Bord ist?, meldete sich Giza. Womöglich gibt es Dutzende von Räumen, jeder belegt von einem Carnivore.
    Vielleicht hatte der von Elijah aktivierte Transporter wie eine Art Transfersystem funktioniert. Das, was sich bis vor wenigen Augenblicken noch an Bord des Paraboliden befunden hatte, war in die Fabrik transportiert worden, während alles Pseudo-Organische – sogar der Knochenstaub – aus dem Kontrollraum hierher befördert worden war. Falls dies zutraf, könnte über kurz oder lang etwas an Bord zurückkehren, das sehr schlechte Laune mitbrachte.
    Ich untersuchte den Raum auf verborgene Zugänge, konnte jedoch keinen entdecken. Daher beugte ich mich über den leuchtenden Pyramidenstumpf und studierte die Lichtanzeigen. Es gab keine Leuchtdioden, keine Lämpchen und keine glimmenden Sensoren oder Tasten. Die blauen und weißen Lichter wanderten zeitlupenhaft über das schwarze Metall wie winzige Kugelblitze. Was ich sah, konnte alles sein: Eine Positionsanzeige aller übrigen Paraboliden über der Stadt, eine Übersicht einzelner Stadtsektoren oder verschiedener Landeplätze, oder auch eine Lokalisierung der Lebewesen an Bord dieses Schiffes. Ich warf einen prüfenden Blick auf den Rabbiner, dann berührte ich eines der Lichter. Aus der Tiefe des Paneels wuchs ein silberner Metallstift heraus. Er war etwa eine Handspanne lang und so dick wie ein menschlicher Finger. Ich umklammerte ihn, da ich ihn für eine Art Steuerknüppel hielt – und hatte ihn prompt in der Hand. Augenblicklich stürzte der Parabolid so rasant in die Tiefe ab, dass sowohl der bewusstlose Elijah als auch ich für Sekunden an der Decke klebten. Ebenso spontan wie das Schiff weggesunken war, endete sein Sturz. Zugleich schien sich der Boden des Paraboliden in Luft aufzulösen. Ich schrie, als ich mich auf ein finsteres, von vereinzelten Feuern erleuchtetes Häusermeer zustürzen sah – und prallte mit voller Wucht zurück auf den unsichtbar gewordenen Boden des Schiffes.
    Während meine gebrochenen Knochen heilten und ich allmählich wieder schmerzfrei atmen konnte, starrte ich in die Tiefe. Ich konnte nicht bestimmen, ob die Unterseite des Paraboliden tatsächlich transparent geworden war oder lediglich ich als Passagier hinausblicken konnte, während das Schiff von außen gesehen weiterhin massiv und schwarz erschien. Wir glitten dicht über den Dächern dahin, ohne dass ich ausmachen konnte, wo genau über der Stadt der Parabolid kreuzte. Unter uns tauchte ein Flussufer auf, woraufhin das Schiff wieder leicht anstieg. Ich erkannte eine teilweise eingestürzte Brücke, dann wurde mein gesamtes Sichtfeld vom rußgeschwärzten Dach eines mächtigen Gebäudes ausgefüllt: Elijahs Turm!
    Ich verfolgte gebannt, wie die schwarze, poröse Fläche unter mir entlangzog. Hinter meinem Rücken erklang ein verdächtiges metallisches Geräusch, und eine mechanische Stimme sprach etwas Unverständliches auf Kobe. Ich warf einen Blick über die Schulter. Dort erhob sich etwas, das zuvor nicht da gewesen war; ein großes, metallisches Gerippe, an dem die Reste einer schwarzen Uniform hingen. Etwas, das eine Hand zu sein schien, huschte flink über die Lichter auf dem Pyramidenstumpf. Gleichzeitig schnellte eine Art

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