Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
Vom Netzwerk:
für uns kein Zurück mehr!«
    Ich starrte in den Nebel, dann auf mein Ka. Es lächelte, worauf seine Lippen aufplatzten, ohne zu bluten. »Ich habe keine Infusionen mehr«, erklärte es beinahe entschuldigend. »Und ich fürchte, ich schaffe es nicht mehr rechtzeitig zurück ins Sanatorium. Falls ich aufhören sollte zu existieren, wird der Schmerz dich finden …«
    »Ein Sanatorium?« Ich starrte mein Ebenbild überrascht an, blickte dann über seine Schulter hinweg. Waren da nicht weit entfernte Geräusche, wie das Heulen eines Sturmes und Stimmen? Flackerte es dort nicht, als tobe in der Ferne ein Gewitter? »Woher kommst du wirklich?«, fragte ich. »Was befindet sich am anderen Ende der Schlucht? Die Schaltzentrale?«
    »Nein. Die Ewigkeit …«
    Ich spähte angestrengt in den Nebel. Als ich abermals ein paar Schritte vorwärts ging, tauchten hinter meinem Ka massige Schatten aus dem Dunst auf. Sie trugen lanzenartige Gebilde bei sich und waren annähernd so groß wie Chroner, besaßen jedoch menschlichere Umrisse. Drei, vier … ein halbes Dutzend von ihnen schälte sich aus dem Nebel.
    »Du darfst diese Grenze nicht passieren!«, erklärte mir die vorderste Gestalt. Ihre tiefe Stimme klang eindeutig wie die einer Maschine.
    »Wer sind Sie?«
    »Ein Hüter seines Gartens.« Die Schatten hoben ihre Lanzen und näherten sich so weit, dass ich Gesichter erkennen konnte: unvollkommene, fleischlose Metallgesichter, in deren Augenhöhlen ein düsteres Feuer glomm.
    »Kehr um!«, befahl der Vorderste. Als ich nicht reagierte, stampfte die Maschine auf mich zu und stieß mich mit der unbewaffneten Hand zurück. Ihre Kraft riss mich von den Beinen und warf mich meterweit durchs Wasser. Das Glühen der Maschinenaugen war tiefrot geworden, die Stimme des Metallwesens klang nun drohend und gefährlich. »In seinem Garten gibt es für dich nichts, das du finden kannst, außer dem Grauen! Geh, Städter! Geh!«
    Ich stolperte rückwärts durchs Wasser und fiel hin, worauf mir das Hexonnox aus der Hand rutschte und in den Fluten versank. Panisch suchte ich den Grund des Flusses ab, bekam es irgendwie zu fassen, rappelte mich wieder auf, warf mich herum und rannte flussabwärts. Fort, nur fort, hämmerte es in meinem Kopf. Hinter mir erklang ein menschlicher Schrei, übertönt von metallischem Geheule, dann hörte ich das Waten mächtiger Füße, die mir durchs Wasser folgten. Ich beschleunigte meine Flucht, hetzte in der Gischt meiner Schritte durch die lichter werdenden Nebelschwaden und prallte schier gegen den Baum, den ich zuvor passiert hatte. Das Waten hinter mir wurde leiser und verebbte schließlich, doch ich hielt erst inne, als der Nebel weit hinter mir lag.
    Warum hast du Todesangst, Krispin?, verlangte Giza zu wissen. Du kannst doch nicht mehr sterben …
    Als ich die Liftstation und Byrons ferne Gestalt vor der Klippe erkannte, ging ich erschöpft ans Ufer und ruhte mich eine Weile aus, die Blicke angespannt in den Nebel gerichtet und meine Verfolger erwartend.
    Sie kamen nicht.

 

     
     
    Byron hockte im Gras und starrte Löcher in den Boden. Als er meine Schritte hörte, schreckte er kurz auf, sank jedoch bei meinem Anblick wieder in sich zusammen. Ich setzte mich neben ihn und blickte über den Abgrund hinweg.
    »Ich habe dich rennen sehen, Hippolyt!«, ergriff er das Wort. »Wovor bist du davongerannt – vor einer Wahrheit, die sich nicht mit deiner Erwartung gedeckt hat?«
    Ich warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Was sollte ich ihm erzählen? Dass ich mir selbst begegnet war und bewaffnete Maschinenmenschen im Nebel lauerten? Letzteren war er mit Sicherheit ebenfalls begegnet. Byron schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein, irgendwo in einem unwirklichen Reich zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Realität und Wahnsinn.
    »Mich würde in erster Linie interessieren, was du dazu zu sagen hast«, brummte ich und legte das Hexonnox neben mich ins Gras.
    Byron warf einen kurzen Blick drauf und zog amüsiert die Stirn kraus. »Haben sie es dir also tatsächlich wieder anvertraut, diese einfältigen Paradieswächter …«
    »Wo hattest du die übrigen Noxen versteckt?«
    Byron hob sein Hemd ein Stück an, sodass ich die große, mittlerweile fast verheilte Bauchwunde sehen konnte. »Demuarsell half mir beim Verstauen«, erklärte er. »Hat ihr einen Heidenspaß bereitet, mich aufzuschlitzen.«
    »Du hast es verändert …«
    »Genützt hat es nichts. Es ist dein Hexonnox.«
    »Mich ließen die Maschinen

Weitere Kostenlose Bücher