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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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ebenfalls nicht vorbei.«
    Byron stieß ein tiefes Lachen aus, das nicht zu ihm passen wollte. »Tja, die zweite Sackgasse …«
    »Und du wusstest es.«
    »Ich könnte dich noch auf tausend weitere Irrwege führen, kleiner Kematef.« Byron stützte sich auf einem Arm ab, legte den Kopf auf die Schulter und grinste mich an. »Aber irgendwann werden deine Lebensjahre verstrichen sein, und du wirst einsehen, dass eine Rückkehr in deine irdische Existenz nicht mehr möglich ist. Dann verlierst du deinen Ehrgeiz und das Spiel seinen Reiz, und ich muss mir einen neuen Partner suchen, dessen Streben noch von Hoffnung und törichtem Zukunftsglauben genährt wird.«
    Im ersten Moment war ich so perplex, dass ich Byron nur anstarren konnte.
    »Vivat!«, erklang stattdessen eine spöttische Stimme aus dem Hintergrund und ließ uns herumwirbeln. »Eine tiefgründige Erkenntnis.«
    Auf den ersten Blick glich die Fremde, die sich uns lautlos bis auf wenige Schritte genähert hatte, Sahias Zwillingsschwester. Allerdings war ihre Haut schneeweiß und stand in völligem Kontrast zu deren bronzenem Teint. An der zierlichen jungen Frau, die uns mit leicht geneigtem Kopf abschätzend musterte, war im Grunde alles weiß. Sie trug eine Art Arztkleidung; weiße Bluse, weiße Hosen, weiße Schuhe und einen weißen Kittel. Lediglich ihr langes, zum Zopf geflochtenes Haar war schwarz wie das Sahias. Im Hintergrund vermisste ich nur den Krankenwagen, der mich mit Blaulicht und Martinshorn aus diesem Albtraum retten würde. Und einen hilfsbereiten Sanitäter, der mir versprach, dass nach einer kleinen Spritze alles wieder gut werde …
    Byron war beim Anblick der Frau blitzartig aufgesprungen und hatte eine ungewohnt despotische Haltung eingenommen. Die Weißgekleidete fixierte ihn wie etwas, das man sehr tief begraben sollte, dann sah sie zu mir her, und zu dem zynischen Funkeln in ihren Augen gesellte sich ein Ausdruck, der mir überhaupt nicht behagte und mich verblüffend an Meret erinnerte. Ich erhob mich ebenfalls und brachte einen Sicherheitsabstand zwischen mich und die Frau.
    »Wie kommst du hierher?«, wollte ich wissen.
    »Oh, ich bin einfach den Spuren gefolgt.« Ihr Mund verzog sich zu einem listigen Lächeln.
    »Durch die gesamte Stadt bis hier herauf?«
    »Aber nein. Von dort …« Sie wies mit einer grazilen Bewegung in den Nebel, aus dem ich gerade erst geflohen war.
    »Doch nicht etwa aus diesem Sanatorium?«
    »Es ist ein weiter Weg von Ihrer L.E.M. bis hierher.«
    »Das ist nicht Meret«, mischte Byron sich ein. »Nur eine Jaru-Maschine.«
    Die Frau trat einen Schritt näher. »Halt deinen vorlauten Mund!«
    »Du hast auf dieser Ebene nichts zu suchen!«, knurrte der Schwarze.
    »Du ebenso wenig.«
    Und wie um das Durcheinander zu vervollständigen, erklang von der Klippe her eine weitere, fast identische Frauenstimme und konstatierte: »Na, das trifft sich ja hervorragend!«
    Eine hölzerne Aufzugskabine war in die Liftstation eingefahren. In der Kabinentür stand – wie gewohnt barfuß und in ein schwarzes, goldbesticktes Galabiya gekleidet – Meret in der Gestalt Sahias. Ihr geflochtenes Haar wehte im Wind, ihre Hände hatte sie, die Fingerspitzen zu uns gerichtet, vor der Brust gefaltet.
    »Jetzt wird es interessant«, bemerkte Byron. »Die Herrin der Nekropole trifft die Behüterin der Seligen.«
    »Vier Wesen aus vier Welten«, bestätigte die Weißgekleidete. »Eine bemerkenswerte Zusammenkunft.«
    »Den Tod zum Gruß«, zischte Meret ihr Ebenbild an. »Gibt es keine Seelen mehr zu pflegen in Jaru?«
    »Jener, den du in unsere Obhut gegeben hast, hat seine Maschine verlassen.« Die Weißgekleidete bedachte mich mit einem kalten Blick. »Und sein Ba- Körper hier scheint ebenfalls eigene Wege zu gehen. Ich fürchte, dein Vorhaben wird fehlschlagen, Meretseger.«
    »Solange seine übrigen Wesenselemente in den anderen Ebenen still ruhen, ist der Plan nicht gefährdet.«
    Byron stieß ein verächtliches Lachen aus. »Die alte Hure Hoffnung«, knurrte er. »Schlägt man ihr einen Kopf ab, wachsen zwei nach.«
    Meret blieb von Byrons Worten unbeeindruckt. »Was hast du hier zu suchen, Isis?«, fragte sie ihr weißhäutiges Ebenbild.
    »Ein Parabolid ist in den Feldern abgestürzt und hat eine Katastrophe verursacht«, erklärte sie. »An Bord fanden wir Rückstände zweier Städter. Einer davon ist er hier!« Sie deutete auf mich.
    »Du warst an Bord eines Paraboliden?«, staunte Byron. »Doch nicht etwa mit diesem

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