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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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prüfte, ob alles ihrer Zufriedenheit entsprach, dann schnappte sie ihr Klemmbrett und wandte sich zum Gehen.
    »Warten Sie …« Er hustete sich die trockene Kehle frei. »Was passiert mit mir?«
    »Jemand wird bald wieder nach Ihnen sehen.«
    »Bald? Wann? Sobald ich alles wieder vergessen habe?«
    Die Schwester runzelte die Stirn, zog enerviert das Kinn an die Brust und schüttelte den Kopf. »Man wird Sie hier schon nicht vergessen«, tadelte sie ihn. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und schritt davon. »Mister Ka, Mister Ka«, sang sie dabei vor sich hin, »weiß nicht mehr, wer er war …«
     
    Minutenlang blieb er regungslos liegen, bis die immer undeutlicher gewordene Gestalt der Krankenschwester in der weißen Ferne verschwunden war. Es hatte ausgesehen, als sei sie vom Nebel verschluckt worden. Aufmerksam lauschte er nach dem Geräusch der Tür, doch nichts war zu hören.
    Er versuchte das, was er seit seinem Erwachen erlebt hatte, irgendwo einzuordnen. Platz dafür war in seinem erinnerungsleeren Kopf theoretisch genug vorhanden, erkannte er mit bitterer Ironie. Das Problem war, es auch zu begreifen. Nachdenklich betrachtete er den Infusionsständer, verfolgte das Tröpfeln der blauen Lösung in die Tropfkammer und stellte sich vor, wie sich das Blut in seinen Adern langsam ins Violette verfärbte.
    Violett, die Farbe der Könige. Die Farbe des Geistes. Die Farbe der Magie, des Jenseitigen und der Träume …
    Er schloss die Augen und versuchte zu schlafen, doch die plötzliche Angst, im Schlaf alles zu vergessen, um erneut völlig arglos und desorientiert zu erwachen, ließ ihn wieder aufschrecken. Sein Blick traf erneut den Beutel mit der Infusionslösung. Gesund sah die blaue Flüssigkeit wirklich nicht aus. War sie es vielleicht, die das Vergessen brachte?
    Larynx …
    Er hatte dieses Wort schon einmal gehört, hatte gewusst, was es bedeutete. Früher, vor dem Vergessen. Vor dem …
    Eine Hand schützend an die Halsstütze gelegt, spannte er die Muskeln und richtete sich langsam auf. Der erwartete Stich im Nacken blieb aus, ebenso die plötzlichen Kopfschmerzen und die Übelkeit. Folglich hatte er weder einen gebrochenen Halswirbel, noch ein Schleudertrauma.
    Vielleicht befindest du dich auch schon sehr lange hier, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf. Viel zu lange, um noch Symptome deines einstigen Leidens zu zeigen …
    Entschlossen schwang er die Beine über die Bettkante und wartete, bis der Schwindel, den der Blutdruckabfall im Kopf verursachte, vorüber war. Dann stützte er sich mit beiden Armen ab und ließ sich vom Bett gleiten. Seine Beine trugen sein Gewicht. Kein atrophisches Zittern, kein Schmerzen der Sehnen. Entweder war er bisher jeden Tag herumgelaufen und hatte es über Nacht wieder vergessen, oder er befand sich tatsächlich erst seit kurzer Zeit an diesem Ort.
    Er tat ein paar vorsichtige Schritte vom Bett weg, wobei er sich am Infusionsständer abstützte. Die Kühle des Fußbodens fühlte sich gut an unter seinen nackten Fußsohlen. Er prüfte den Sitz der Halsstütze und das Rinnen der Infusionslösung, dann machte er sich auf den Weg, wobei er den Ständer auf vier kleinen Rollen neben sich herschob. Da niemand zu ihm kam, um ihn über die Umstände seines Aufenthaltes aufzuklären, musste er eben jemanden suchen, der die nötigen Kompetenzen dazu besaß.
    Nachdem er etwa einhundert Meter weit gelaufen war, ohne eine Zimmerwand zu erreichen, blieb er stehen und warf einen verunsicherten Blick zurück. Einsam stand sein Bett in der weißen, konturlosen Ferne. Das war kein Krankenzimmer, das war eine Krankenhalle von den Ausmaßen eines Hangars. Weit und breit war kein weiteres Bett zu sehen, aber auch sonst nichts, woran er sich hätte orientieren können. Er packte den Infusionsständer fester und ging weiter in die Richtung, in der die Krankenschwester verschwunden war. Irgendwo dort hinten musste es eine versteckte Tür geben …

 

     
     
    Als ich die Augen öffnete, umringten mich drei Chroner und sahen gelangweilt auf mich herab. Zwei von ihnen stützten sich auf ihre kunstvoll geschmiedeten Rebaschen, während der dritte seine Waffe, einen Stunder, über der Schulter hängen hatte. Daran aufgespießt zappelte der nackte Irre, der meinen Kehlkopf zerquetscht hatte. Das dicke Ende des Instruments verschwand in seinem Rektum, die blutverschmierte Spitze ragte aus seinem Mund. Das Opfer konnte nicht mehr schreien, doch es lebte noch, und ich erkannte den Schmerz, den

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