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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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packte seinen Stunder, holte weit über seinen Kopf aus und hackte die hilflose Kreatur ohne zu zögern entzwei. Der Gepeinigte presste irre Schmerzensschreie aus seiner zerfetzten Kehle und versuchte, seine Eingeweide mit bloßen Händen in der Bauchhöhle zu halten, nachdem ihn die Chroner wieder fallen gelassen hatten. Kreuzbeißer ergriff den Unterleib Ben Siras und schleuderte ihn weit auf den brennenden See hinaus, wo er versank. Eine hell aufleuchtende Flammensäule loderte über der Aufschlagstelle empor.
    »Was in aller Welt tun Sie da?«, schrie ich entsetzt.
    Marderkralle sah zu mir herüber und rief: »Schnauze! Das ist unser Ressort!«
    Ich verstummte.
    Halt den Mund, Krispin, ehe sie mit dir das Gleiche machen! Das hier geht dich nichts an!
    Schlangenschwanz hob den an Deck verbliebenen Torso an einem Ohr in die Höhe. Mit seinen heraushängenden Gedärmen ähnelte Ben Sira einem Polypen – und noch immer lebte der Unglückliche und hielt sich den klaffenden Leib zu.
    »So, Ben, das wird dir eine Lehre sein, dich in Zukunft nicht in fremde Gärten zu buddeln«, knurrte der Chroner. »Wenn wir dich noch einmal dabei erwischen, dass du mehr als deine Nase aus dem See streckst, dann verteilen wir dich als Gulaschhäppchen über die gesamte Bucht, kapiert?«
    Ein unartikuliertes Röcheln war die Antwort.
    »Na, fein!«, kommentierte Schlangenschwanz. Er packte den Torso an einem der Arme und schleuderte ihn der unteren Leibeshälfte hinterher. Als die zweite Flammensäule über dem Wasser verblasste, war von Ben Sira nichts mehr zu sehen.
    »Warum tun Sie so etwas?«, fand ich meine Sprache wieder. »Womit hat dieser Mann das verdient?«
    »Er ist ein falscher Heiliger«, erklärte Rabendorn. »Das reicht doch wohl.«
    Kreuzbeißer klopfte mit seiner Schwanzquaste nervös auf die Planken. »Wie’s aussieht, bist du noch nicht viel rumgekommen, hä?« Er wies mit seinem Stunder über das brennende Wasser. »Hier büßen die falschen Engel und Heiligen. TV-Prediger, selbsternannte Erlöser, korrupte Päpste, und so weiter.«
    Ich sah verständnislos auf die vereinzelt auftauchenden Köpfe im brennenden See.
    »Wie viele Menschen befinden sich dort im Wasser?«
    Die Chroner begannen wieder, amüsiert zu glucksen. »Viele«, sagte Rabendorn. »Aber damit du keinen falschen Eindruck bekommst, worin sie kochen …« Er holte einen silberbeschlagenen Hornkelch, beugte sich über die Bordwand und schöpfte ihn voll. Dann reichte er mir das Gefäß und forderte: »Trink!«
    »Das … kann ich nicht«, stotterte ich.
    Rabendorn betrachtete den Kelch. »Oh, wie nachlässig von mir«, grinste er, legte seine Pranke darauf und erstickte die Flammen.
    »Na los jetzt, koste!«, rief Kreuzbeißer. »Das desinfiziert!«
    Widerwillig nahm ich das Gefäß entgegen.
    »Brechruhr bekommst du nicht davon«, versicherte Schlangenschwanz. »Ist garantiert keimfrei!«
    Die Horde lachte.
    Ich setzte den Kelch an, schloss die Augen und nippte an der farblosen Flüssigkeit. Im Mund war sie wie heißes Wasser, doch der eigentliche Effekt folgte beim Schlucken. Ich hatte das Gefühl, meine Kehle löse sich im selben Moment auf, als die Flüssigkeit hindurchrann. Hustend und nach Luft ringend, ließ ich den Kelch fallen, während mir die Tränen in die Augen schossen.
    »Das ist ein Rachenputzer, was?«, freute sich Marderkralle.
    »Das …«, japste ich atemlos, »das ist Branntwein!«
    »Siebenundachtzig Prozent«, bestätigte Schlangenschwanz. »Das edelste aqua ardens weit und breit!«
    »Sie kochen in einem See aus Schnaps?!«
    »Hochmut zu Hochmut, Geist zu Geist«, kommentierte Rabendorn. »Und der See steigt und steigt mit jedem Schluck, den ihr auf Erden in euch hineinkippt. Eigentlich müssten wir einen Säuferchor ans Ufer stellen, der Liedchen trällert.«
    »Das würde die Kerle auch nicht daran hindern, ständig an Land zu krabbeln«, meinte Kreuzbeißer. »Verdammtes Pack, weiß einfach nicht mehr, was sich gehört!«
    Etwas plätscherte an der Steuerbordwand, und eine halbgekochte Hand erschien auf der Reling.
    »Oho, wen haben wir denn da?«, rief Schlangenschwanz. Er packte einen Stab, an dem ein großer Haken angebracht war, lief zur Bordwand und hieb ihn in den Rücken des Ankömmlings, der versuchte, aus den brennenden Fluten zu klettern. Der nackte Körper zappelte wie ein Fisch an der Angel, als der Chroner ihn hochhob. »Na, sieh mal einer an, ist das nicht unser alter Freund Eugene?«
    »Bitte«, jammerte der

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