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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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ihm seine Lage bereitete. Den Chroner schien dies nicht im Geringsten zu stören. Er stand da und betrachtete kritisch die Krallen seiner freien Hand, während er die Lippen gespitzt hatte, als pfeife er eine lautlose Melodie.
    »Na, sind wir wieder beisammen?«, brummte einer der beiden anderen. Ich sah ihn an, dann wieder auf den strampelnden Körper des Nackten.
    »Wirst du jetzt wohl aufhören zu zappeln, Ben?!«, kläffte der Chroner, der den Unglücklichen trug. Er versetzte ihm einen harschen Klaps auf den Schenkel und warf einen verärgerten Blick über die Schulter. »Sonst knote ich dir deine Arme und Beine hinter dem Rücken zusammen, mein Freund. Das tut mächtig weh!«
    »Wieso – wieso bin ich noch am Leben?«, krächzte ich und massierte meine Kehle. Sie fühlte sich normal an; kein Schmerz, keine Atemnot, keine Schluckbeschwerden.
    »Ah, hörst du, Marderkralle, er kann wieder sprechen«, spottete der Chroner, der zuerst geredet hatte. Er beugte sich zu mir herab. »Heile, heile Gänschen!«
    Marderkralle kratzte sich hinter seinen Hörnern und grinste ein belustigtes Haifischgrinsen. »Ich hör’s, Kreuzbeißer, aber kann er auch schon steh’n?«
    Kreuzbeißer packte mich mit einer Hand am Nacken und hob mich empor wie ein Kaninchen. »Ich weiß nicht recht. Aber hängen kann er!«
    Alle drei brachen in polterndes Gelächter aus.
    »Na los, Ben, lach auch mal mit, wenn’s lustig wird!«, fauchte der dritte Chroner den sich stumm windenden Aufgespießten an.
    Kreuzbeißer japste belustigt und stellte mich auf den Boden. Mit wackligen Knien und nach Luft ringend blieb ich stehen. Die drei Aufseher schienen es offenbar nicht auf mich abgesehen zu haben. Am Ende des Hains erspähte ich eine hohe Leiter, die an die Mauer gelehnt war und bis zur ihrer Krone führte. Der Chroner, der den Gepfählten trug, folgte meinem Blick und wandte sich mit einem Grinsen wieder um. »Ist uns glatt entschlüpft, der Lump«, erklärte er. »Hat’s doch tatsächlich geschafft, sich wie ein Maulwurf unter der Mauer durchzubuddeln.«
    »Das rechtfertigt keinesfalls diese Behandlung«, wagte ich in Hinblick auf die missliche Lage des Entflohenen einen Protest.
    Die Aufseher tauschten amüsierte Blicke.
    »Ein Greenhorn«, grinste Kreuzbeißer.
    »Frischfleisch«, kommentierte Marderkralle.
    »Das hier ist kein Freigehege!«, erklärte der Chroner, der den Aufgespießten trug.
    »Und was werden Sie jetzt mit ihm machen?«
    Die Aufseher prusteten belustigt los.
    »Zurück in den See natürlich, wo er hingehört«, knurrte Kreuzbeißer. »Was dachtest du denn?«
    »Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen«, bestimmte Marderkralle.
    »In den See?« Ich sah verständnislos von einem zum anderen.
    »Sollen wir’s ihm zeigen, Rabendorn?«, fragte Kreuzbeißer.
    Rabendorn ließ den Stunder mit dem Aufgespießten auf seiner Schulter wippen und wiegte skeptisch seinen klobigen Schädel. »Ich weiß nicht, ich weiß nicht …« Er rümpfte die Nase und sah auf mich herab. »Wirst du uns verpfeifen, wenn wir’s dir zeigen? Es geht dich nämlich eigentlich gar nichts an, kleiner Mann!«
    »Ich … nein.« Ich schluckte.
    »Hmh …« Rabendorn bohrte nachdenklich mit einer Kralle in seinem Ohr. »Wirklich nicht?«
    »Ich schwöre es, bei Gott!«
    »Bei Gott, haa!« Alle drei begannen erneut zu grölen. »Das war gut! Hast du gehört, Kreuzbeißer, das war wirklich gut!« Sie bogen sich vor Lachen, während ich ratlos in ihrer Mitte stand und abwartete, bis sie sich wieder beruhigt hatten.
    Du dürftest gar nicht mehr stehen, raunte Giza und ließ mich erschaudern. Der Verrückte hat dir den Kehlkopf zerquetscht! Du hast Glück gehabt, Krispin. Verdammt viel Glück …
    Eine Metallspitze, die sich unverhofft unter mein Kinn legte, riss mich in die Wirklichkeit zurück.
    »… sonst kommen wir nämlich wieder und verpassen dir eine ordentliche Lektion!«, vernahm ich noch das Ende der Drohung. Kreuzbeißer hatte gesprochen und seine Rebasche auf mich gerichtet.
    »Was?«, fragte ich verwirrt. »Ja. Ja, natürlich!«
    »Okay. Marder, schnapp du ihn dir. Wird Zeit, dass wir gehen, sonst wird der gute Ben Sira noch ganz kalt!« Er lachte glucksend, als hätte er einen guten Witz gerissen, und stapfte auf die Leiter zu.
    Marderkralle packte mich, klemmte mich unter seinen Arm und lief Kreuzbeißer hinterher. Rabendorn bildete mit dem Aufgespießten die Nachhut.
    Unmittelbar hinter der Mauerkrone empfing mich ein heißer

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