Mortal Kiss Wem gehört dein Herz?
erzählt?«
Faye schüttelte den Kopf. »Ich hab’s versucht, aber der Streit seiner Gang hat unser Gespräch unterbrochen.« Sie seufzte. »Du sagst bestimmt, ich bin verrückt, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass das alles zusammenhängt.«
Liz sah finster drein. »Nämlich?«
»Das Verschwinden von Lucas … die Träume … sogar der Streit der Black Dogs. All diese Dinge scheinen verschiedene Teile eines Ganzen zu sein.«
»Und was ist dieses Ganze?«
»Ich weiß es nicht. Es ist nur ein Gefühl.«
»Aber du hast die Träume seit ein paar Wochen, nicht? Wie können sie dann mit dem Rest zusammenhängen?« Liz schien noch etwas sagen zu wollen, doch ihr Telefon klingelte. Stirnrunzelnd sah sie aufs Display. »Jimmys Mutter.« Sie ging ran. »Mrs Paulson, hallo. Wie geht’s?«
Faye sah, wie die Miene ihrer Freundin sich bei den Worten der Anruferin veränderte.
»Oh mein Gott!«, sagte Liz. »Aber sonst ist er okay? Wo ist er? Soll ich … Ja! Natürlich. Ich komme sofort.«
»Was ist passiert?«, fragte Faye finster, als Liz auflegte.
»Jimmy hat sich ein Bein gebrochen«, erwiderte ihre Freundin, glitt vom Bett und suchte nach ihren Schuhen. »Er ist heute Morgen mit dem Motorrad gestürzt. Er hat sein Handy verloren und ist gerade erst aus dem Krankenhaus zurück.«
»Oh nein, der Arme!«
»Ich muss ihn sofort besuchen«, erklärte Liz. »Magst du mitkommen?«
Faye schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Sag ihm bitte, ich komm später vorbei. Diese Männer wollten mittags wieder auftauchen, um die Biker zu fragen, ob sie den Job annehmen, und Finn fürchtet, dass die, die eigentlich gehen wollten, das doch noch tun. Ich möchte für ihn da sein.«
*
Finn drückte Fayes Hand. »Schön, dass du hier sein willst. Aber ich wünschte, du wärst zu Hause und in Sicherheit. Ich hab keine Ahnung, was passieren wird.«
Faye schlang ihre Finger um seine. Sie waren auf einer kurvigen Nebenstraße durch den Wald zum Lager der Biker unterwegs.
Finn hatte den Black Dogs nicht gesagt, dass er dabei sein wollte, wenn die Männer zurückkamen, um zu hören, wie die Gang sich entschieden hatte. Seine Leute sollten nicht denken, er traue ihnen nicht, aber er wollte mit eigenen Augen sehen, wer die Männer waren. Er sah keinen Sinn darin. Sie waren aus dem Nichts aufgetaucht, um einer Schar Männer, die sie nicht kannten, Jobs anzubieten. Wie hatten sie die Gang überhauptgefunden? Sogar Leute mit GPS hatten Schwierigkeiten, Winter Mill anzusteuern, wenn sie den Ort nicht kannten. Und dann noch eine Lichtung im Wald außerhalb der Stadt!
»Ich wollte dich das nicht allein tun lassen«, sagte Faye leise. »Das bedeutet es doch, zusammen zu sein, oder? Füreinander da zu sein, egal, was kommt.«
Finn zögerte kurz und sah sie ernst an. »Ja«, erwiderte er dann. »Das bedeutet es. Hör mal, Faye … wegen Lucas … «
Sie schüttelte den Kopf und unterbrach ihn. »Lass uns jetzt nicht davon reden. Eins nach dem anderen . «
Finn nickte lächelnd. »Du hast recht. Wie üblich. Aber später reden wir, ja? Ich möchte nicht, dass etwas zwischen uns steht. Vor allem nicht mein kleiner Bruder.«
Faye lächelte ihn an. »Gut.«
Sie fanden einen Platz hinter einer großen Virginischen Zeder, die etwas oberhalb der Lichtung und dem Zeltlager auf einem flachen Hang stand. Faye musterte Finns Gesicht, als er die Männer beobachtete, die unten herumliefen. Sie sah, wie besorgt er war, und überlegte, was er wohl gerade dachte. Womöglich, dass er sich ihnen wieder anschließen und mit ihnen weiterziehen sollte?
Faye hoffte, dass es dazu nicht kam, schämte sich wegen des Gedankens jedoch. Finn musste schließlich sein eigenes Leben führen. Sie aber auch. Sie wollte die Schule beenden und studieren … Und so sehr sie grübelte, ihr fiel kein Weg ein, das tun zu können, falls die Black Dogs tatsächlich beschlossen, weiterzuziehen, und sie mit ihnen unterwegs war.
»Da geht irgendwas vor.« Finns harsches Flüstern unterbrach ihre Gedanken. Ein Geräusch erreichte sie, das Rumpeln eines rückwärts auf die Lichtung setzenden Lastwagens. Unten sammelten sich die Biker im losen Halbkreis um den Lkw, während die Türen sich öffneten.
Faye sah zwei Männer aussteigen. Es fröstelte sie, und plötzlich hatte sie das Gefühl, dass etwas Kaltes ihren Rücken hinabglitt.
Die Männer sahen seltsam aus. Sie waren dürr und bleich, und Arme und Beine wirkten merkwürdig überlang. Ihre Finger waren gekrümmt, und die
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