Mortal Kiss Wem gehört dein Herz?
Wölfe warenstets unterwegs gewesen und Mercy auf der Spur geblieben.
Womöglich konnte er nun sogar einen Beruf finden, vielleicht etwas mit Holz. Er war schließlich handwerklich sehr geschickt. Und dann …
Und dann … was?
Was würde in einem normalen Leben geschehen? Er würde sich verlieben, heiraten, Kinder bekommen. Lief es nicht so bei den meisten Menschen? Ob er das auch vermochte? Nun, Finn wusste bereits, dass er sich verlieben konnte.
Er war verliebt, bis über beide Ohren, in Faye McCarron. Aber konnte sie ihn je lieben? Seine Vergangenheit und das, was er wirklich war, würden immer bleiben und in ihm lauern, egal, wie sehr er sich bemühte, es zu verbergen.
Und was wäre, wenn Faye einem anderen begegnete? Jemandem, mit dem das Zusammenleben … unkomplizierter wäre? Einem mit weniger Ballast, weniger Schwierigkeiten?
Finn sah die Tore vor sich auftauchen und riss sich aus seinen Gedanken. Die Fahrt zu einer Party war nicht die richtige Zeit, Probleme zu wälzen. Er und Jimmy bogen auf das Gelände des Morrow-Anwesens. Weiter vorn schien das Fest schon in vollem Gange. Leute, die er aus der Schule kannte, tanzten auf dem Rasen oder saßen im Gras und plauderten lachend.
Finn hielt mit seinem Motorrad neben einem der vielen Autos, setzte den Sturzhelm ab und strich sich durchs Haar, als Jimmy seine Maschine neben ihm bremste.
»Wie findest du sie?«, fragte Finn und wies mit dem Kopf auf Jimmys Motorrad.
»Klasse!« Jimmy nahm lächelnd den Helm ab. »Vielen Dank, Finn. Ich verspreche, mich gut um sie zu kümmern.«
Finn klopfte ihm auf die Schulter. Er mochte Jimmy. Der Junge hatte sich als viel zäher erwiesen, als er aussah. »Das tust du bestimmt.«
»Finn! Jimmy!«
Er drehte sich in die Richtung, aus der Fayes Stimme gekommen war, und spürte sich lächeln. Dann sah er sie, und es verschlug ihm den Atem. Selbst nach sechs Monaten und allem, was sie durchgemacht hatten, ließ Faye sein Herz noch immer bis zum Hals schlagen, sobald er sie sah.
Sie schlängelte sich zwischen den Autos durch, bis sie neben dem Motorrad stand und ihm lächelnd in die Augen blickte.
»Hey«, sagte er leise und strich ihr mit der Hand behutsam über das Gesicht.
»Hey«, gab sie zurück, und ihre Wangen röteten sich.
»Du siehst wunderschön aus«, begann Finn. »Das tust du zwar immer, aber heute Abend … siehst du … umwerfend aus.« Er legte den Kopf ein wenig schief und runzelte die Stirn. »Und auch besorgt. Was ist los?«
»Es geht um Lucas«, erwiderte Faye, während er sich vom Motorrad schwang und ihre Hände nahm.
»Wieso? Was ist passiert?«
Faye schüttelte den Kopf. »Er ist einfach nicht da.«
»Auf der Party?«
»Er scheint nirgendwo zu sein«, mischte Liz sich ein, die mit Faye gekommen war und nun neben Jimmy stand. »Als wir angekommen sind, war alles still. Er hatte nicht die kleinsten Vorbereitungen für die Party getroffen. Es war richtig unheimlich.«
»Wie lange ist das her?«
Faye sah auf ihre Uhr. »Etwa eine halbe Stunde. Oder etwas länger.«
Finn zuckte mit den Achseln. »Ist das alles? Habt ihr im ganzen Haus nachgeschaut?«
»Ich wollte gerade in seinem Zimmer nachsehen gehen.«
»Wahrscheinlich ist er bloß unter der Dusche. Oder er macht einen Spaziergang oder so.«
»Obwohl er wusste, dass Leute kommen?«
Finn beobachtete, wie Fayes Sommersprossen auf der Nase sich etwas verschoben, weil sie die Stirn runzelte.
»Er ist dein Bruder«, sagte sie zu ihm. »Machst du dir gar keine Sorgen?«
Er legte ihr den Arm um die Taille und zog sie an sich. »Eigentlich nicht. Ich denke, Lucas kann auf sich selbst aufpassen. Das hat er ganz gut hinbekommen, als Mercy noch hier war, findest du nicht?«
Er spürte ihre Brust seufzend an seiner. »Ja … «
»Na also. Was kann ihm in einem leeren Haus schon passieren? Nichts. Mach dir keine Sorgen. Der taucht jeden Moment aus dem Wald auf, wart’s ab.« Finn zog sie noch enger an sich, roch ihr blumiges Parfüm und spürte den gleichmäßigen Schlag ihres Herzens. Lucas war ihm im Moment ziemlich unwichtig.
Faye hob den Kopf und schaute zu ihm hoch, und er sah etwas in ihren Augen strahlen, das ihm das Gefühl gab, fliegen zu können. Mit leichtem Lächeln beugte er sich vor, bis ihre Nasen sich streiften und Fayes Lippen so nah waren, dass er sie beinahe …
Finn hörte, wie Liz sich hinter ihm räusperte. »Ähm … wir lassen euch dann mal allein, was?«
»Genau«, ergänzte Jimmy und klang etwas verlegen. »Wir
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