Mortal Kiss
Familie mit einer noch lebenden Mutter und einem Vater, der nicht so viel reiste, und vielleicht mit einem Bruder oder einer Schwester – , hätte sie auch mit ihr zusammen sein wollen.
Sie seufzte. Nicht, dass sie ihre Tante Pam nicht mochte. Und ihr Vater hatte einen coolen Job. Doch ohne Liz und ihre übrigen Schulfreunde fühlte Faye sich manchmal sehr, sehr allein.
Das Telefon auf dem Nachttisch klingelte. Faye hatte es noch nicht am Ohr, da erklang schon Liz’ typischer Verzweiflungsschrei.
»Faye !« , jammerte Liz. »Ich weiß nicht, was ich machen soll !«
»Liz ?« , fragte Faye mit finsterer Miene. »Was ist passiert? Alles in Ordnung ?«
»Nichts ist in Ordnung! Heute gehen wir auf die wichtigste Party unseres Lebens und ich weiß nicht, was ich anziehen soll ! «
Faye stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, dass kein größeres Unglück geschehen war. »Ich dachte, du warst gestern Abend noch mal bei MK ?« , fragte sie. »Ich dachte, die Besitzerin war einverstanden, dass … «
»Ich war da! Und es war toll !«
»Also, was ist los? Hast du nichts gefunden, was dir gefällt ?«
»Jede Menge hab ich gefunden, genau das ist ja das Problem « , schluchzte ihre Freundin. »Ich hab mein ganzes Taschengeld verbrannt, und das war ja so dumm von mir. Ich hab so viele tolle Sachen gekauft, das glaubst du nicht. Aber jetzt weiß ich nicht, was davon ich anziehen soll. Das ist fast so schlimm wie gar nichts zu haben. Du musst mir helfen !«
»Na ja, zieh doch an, was du dir im Laden als Erstes ausgesucht hast « , schlug Faye vor. »Wenn es dir sofort in die Augen gesprungen ist, muss es doch der Hammer sein, oder ?«
»Aber dazu kann ich die scharfen Schuhe nicht tragen, die ich dann noch gefunden habe !«
»Hm, okay … « , sagte Faye und versuchte, auf eine Lösung zu kommen.
»Bist du schon angezogen? « , fragte Liz. »Das möchte ich sehen. Schick mir doch per Handy ein Foto. Oh, warte mal kurz … «
Faye hörte ein Klopfen im Hintergrund und dann ein gedämpftes Gespräch, weil Liz die Hand auf die Sprechmuschel gelegt hatte. Im nächsten Moment meldete ihre Freundin sich mit einem theatralischen Seufzer zurück.
»Ich muss Schluss machen « , sagte Liz. »Mein Dad will mit mir reden .« Sie betonte dieses Wort, als hätte es einen grässlichen Nachgeschmack. »Schick mir das Bild. Und drück mir die Daumen. Wir sehen uns in zwei Stunden! Das wird die beste Party aller Zeiten !«
Mit diesen Worten legte sie auf.
KAPITEL 10
Eine Frage des Stils
L iz legte den Hörer auf und wandte sich ihrem Vater zu, der sich im Zimmer umsah, als wäre bei ihr eingebrochen worden. Zugegeben, es herrschte noch größeres Chaos als sonst. Liz hatte ihre neuen Sachen in verschiedenen Kombinationen ausgelegt und dann noch einige ältere Fummel daruntergemischt. Deshalb sah es nun aus, als wäre in ihrem Kleiderschrank eine mittlere Bombe hochgegangen.
»Ich räum noch auf « , sagte sie möglichst schuldbewusst. »Versprochen, Dad .«
Er nickte und trat weiter ins Zimmer. Liz fiel auf, dass er gerade erst von der Arbeit kam und sogar noch in Uniform war.
»Bitte sag mir nicht, dass ich nicht auf diese Party darf « , flehte sie in der plötzlichen Sorge, dass er genau das vorhatte. »Ich weiß, wir konnten nicht so viel Zeit mit Poppy verbringen, wie Mom sich wünscht, weil du so lange gearbeitet hast. Aber das können wir doch morgen nachholen, oder ?«
Ihr Vater sah sie an. »Morgen muss ich auch arbeiten. Ich muss zu einem Gespräch mit Mercy Morrow .«
Liz kreischte. »Oh mein Gott! Das ist ja der Wahnsinn! Warum ?«
»Na ja, es ist eher ein Kennenlernen. Sie will sich mit ein paar Einheimischen treffen, und da bin ich wohl eine naheliegende Wahl. Und ich glaube, sie macht sich wegen der Fotografen Sorgen. Die haben anscheinend an den Orten, wo sie früher gewohnt hat, immer gewisse Probleme gemacht .«
Liz sprang vor Aufregung beinahe durchs Zimmer. »Darf ich mitkommen? Dad, bitte? Darf ich ?«
»Natürlich nicht! Das ist ein offizieller Termin, zu dem ich als Polizist gehe .«
»Aber du hast doch gesagt, sie will Einheimische kennenlernen « , sagte Liz und zog eine Schnute. »Und einheimisch bin ich doch wohl, oder ?«
»Liz « , seufzte ihr Vater, »sei vernünftig .«
Sie war plötzlich beunruhigt. »Oh nein. Du willst mir doch wohl nicht sagen, dass ich heute Abend nicht ausgehen kann, weil du morgen arbeiten musst? Das ist ja so gemein … «
Mitch Wilson hob begütigend die
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