Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mortal Kiss

Mortal Kiss

Titel: Mortal Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Moss
Vom Netzwerk:
den silbernen Schlagring an den Hals gedrückt hatte, war noch die Verbrennung zu sehen. Faye strich mit den Fingern über die Wundränder. Finn zuckte etwas zusammen, sie erschrak und zog die Hand zurück.
    »Entschuldige « , flüsterte sie, »ich … «
    Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. Faye sah ihn zum ersten Mal wieder richtig an, und der Schmerz in seinen dunklen Augen ließ ihr Herz stocken.
    »Das muss dir nicht leidtun « , erwiderte er leise. »Faye, ich … « Er verstummte und setzte neu an. »Du bist mir nachgekommen. Ich kann gar nicht glauben, dass du das getan hast. Es war so gefährlich, aber … danke .«
    Faye sah auf ihre Finger, die mit seinen verschlungen waren. Konnte wirklich geschehen sein, was sie in dem alten Gebäude gesehen hatte? Der Junge vor ihr war so perfekt, ja, wunderschön! Wie konnte er ein so furchterregendes Geschöpf in sich tragen, das jeden Moment zum Vorschein kommen konnte?
    Sie zog die Finger vorsichtig weg, tunkte das Handtuch ins warme Wasser, drückte es ihm sanft auf die Schnittwunde und konzentrierte sich auf das, was sie tat. Beide schwiegen, doch sie spürte Finns glühenden Blick im Gesicht.
    »Warum hast du mir nichts davon erzählt ?« , fragte sie schließlich. »Davon, was du bist .«
    Finn schüttelte den Kopf. »Wie hätte das gehen sollen? Solche Dinge kommen in einer normalen Unterhaltung nicht zur Sprache. Und … «
    Er unterbrach sich. Sie sah ihn an. »Und was ?«
    Nun war es an Finn, die Hände auszustrecken, und Faye hielt den Atem an, als er mit einem Finger sanft ihr Kinn entlangstrich. Er schüttelte erneut den Kopf. »Ich wollte nicht, dass du davon erfährst. Mit dir wollte ich bloß als Mensch zusammen sein. Nicht als schreckliches Geschöpf, vor dem du dich gruselst oder sogar ekelst .« Er ließ die Hand sinken und wandte den Kopf stirnrunzelnd ab. »Es tut mir leid .«
    Faye sah die Trauer in seiner Miene und spürte Tränen in den Augen. Sie blinzelte und fuhr ihm mit der Hand über die Brust. Finn blickte sie wieder an, und sie versuchte zu lächeln.
    »Ich bin nicht angeekelt « , flüsterte sie. »Ich muss mich bloß erst ein wenig daran gewöhnen … «
    Finns Augen wurden noch dunkler, und Faye glaubte kurz, er würde noch etwas sagen. Doch dann meldeten knirschende Schritte die Rückkehr seines Vaters.
    Joe verteilte dicke Wolldecken, schenkte allen Kaffee ein und setzte sich zu ihnen. Dann holte er tief Luft und fing langsam an zu erzählen.
    »Meine Geschichte beginnt vor etwa dreihundert Jahren « , sagte er und blickte dabei ins Feuer. »Die Mitglieder meiner Familie waren rumänische Zigeuner. Wir waren ständig auf Achse und zogen von Ort zu Ort. Ich bin immer ein Fachmann für Holz gewesen. Ich kann es schnitzen, aber auch zu Kaminholz machen oder Bauten daraus errichten .« Er sah seinen Sohn an. »Das ist eine der guten Sachen, die Finn von mir geerbt hat. Damals liefen die Städter, wohin wir auch kamen, in Scharen herbei, um meine Möbel zu kaufen oder mich zu bitten, ihre Häuser für den Winter auszubessern. So habe ich Mercy Morrow kennengelernt. Sie ist zu meinem Wohnwagen gekommen. Sie hatte gehört, ich könne jedes Tier naturgetreu schnitzen, und sie wollte eine Wolfsfigur .« Joe sah auf seine schwarzen Stiefel. »Sie war die schönste Frau, die ich je gesehen hatte. Und das ist sie noch immer. Und ihre Schönheit ist für die Menschen ein Fluch .«
    Faye musterte ihn ungläubig. »Vor dreihundert Jahren ?« Sie sah Finn an, der ihrem Blick auswich. Falls sein Vater dreihundert Jahre alt war, wie alt mochte dann er sein? Faye wandte sich wieder Joe zu und wusste nicht, ob sie ihm glauben sollte. Sicher, sein Gesicht war faltig, doch er wirkte nicht viel älter als ihr Vater. Die Augen dagegen … nun, da Faye sie ansah, erschienen sie ihr irgendwie älter als das übrige Gesicht. Sie wirkten, als hätten sie viel erlebt, aber nichts verraten.
    »Ich habe mich in sie verliebt « , fuhr Joe langsam fort. »An Ort und Stelle. Das war mein erster Fehler. Mein zweiter Fehler war es, ihr zu folgen und ihr Haus zu betreten .«
    »Was ist geschehen ?« , fragte Liz mit großen Augen.
    Der Biker lächelte grimmig. »Sie hat mich verzaubert. Nicht mich allein, sondern meine ganze Familie. Mercy Morrow hat uns versklavt und Teile unseres menschlichen Daseins geraubt und durch Wölfisches ersetzt. So wurden wir halb Mensch, halb Tier und waren gezwungen, ihr zu dienen und zu tun, was sie befahl. Das waren furchtbare Jahre

Weitere Kostenlose Bücher