Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mortal Kiss

Mortal Kiss

Titel: Mortal Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Moss
Vom Netzwerk:
er wollte seine Gitarre zurück, die er ihn in den Wagen hatte tragen sehen. Doch er hatte Stunden gewartet, ohne dass es irgendein Anzeichen für Ballards Rückkehr gegeben hatte.
    Falls die beiden nun dort unten waren, hatte Ballard seiner Mutter sicher schon von dem abendlichen Vorfall in der Schule erzählt. Sie hasste es, wenn er Aufmerksamkeit auf sie drei zog, obwohl sie selbst ständig in allen Klatschblättern auftauchte. Vermutlich wollte sie die Öffentlichkeit einfach darüber im Unklaren lassen, dass sie schon alt genug war, einen Sohn zu haben. Manchmal dachte Lucas, Mercy wäre lieber kinderlos.
    Andererseits schmerzten die Füße ihm langsam vor Kälte, und die Wärme täte auch seiner Schulter gut …
    Auf halbem Weg die Treppe hinunter hörte er einen gedämpften, aber schrecklichen Schrei aus dem Wohnzimmer. Lucas blieb stehen und hielt sich am Geländer fest. Dann war eine laute, zornige Stimme zu hören … die seiner Mutter.
    »Wie konntest du es wagen ?« , fauchte Mercy. »Du elender Dummkopf. Alles hättest du zerstören können! Weißt du, wie lange es gedauert hat, all das zu planen und durchzuführen? Weißt du das? Ja ? «
    Ein neuer Schrei erklang, als bereiteten ihre Worte jemandem körperlich Schmerz. So beklommen ihm war, schlich Lucas die Stufen doch weiter hinunter, weil es ihn zu sehen trieb, was dort vorging. Es wurde noch kälter, und als er durch die Eingangshalle schlich, war es eisig.
    »Das ist unannehmbar « , tobte Mercy. »Das war ein Fehler zu viel !«
    Lucas hatte sie schon wütend erlebt, aber nie so wie jetzt. Ihr Zorn ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Er wollte wissen, wen sie anschrie, doch die Wohnzimmertür war nur einen Spalt weit geöffnet. Um sie weiter aufzudrücken, hatte er die Finger schon an der Klinke, zuckte aber plötzlich zurück. Sie war eiskalt, nein, noch kälter … so kalt, dass die Berührung wehtat. Er betrachtete seine Hand und sah erschrocken, dass das gefrorene Metall ihm Hautfetzen von den Fingern gerissen hatte.
    »Hast du dazu etwas zu sagen ?« , bellte seine Mutter, und Lucas ging hinter der Tür in die Hocke. Ob sie ihn bemerkt hatte? Durchs Schlüsselloch sah er eine vertraute Gestalt vor Mercy am Boden knien und die zitternden Hände ringen.
    »Bitte, Mylady, es tut mir leid. Es kommt nie mehr vor. Es war nur … der Junge, Finn … ich dachte, diesmal wäre er entschlossen. Das Mädchen, sie ist ihr zu ähnlich. Würde er sich uns freiwillig anschließen … «
    Es war Ballard. Er lag zu ihren Füßen. Lucas spürte, wie ihm vor Überraschung die Kinnlade herunterklappte. Was hatte der Bikerjunge mit Ballard und seiner Mutter zu tun?
    »Ruhe !« , schrie Mercy und hob die Hand.
    Ballard fuhr hoch wie an einem unsichtbaren Seil, und seine Zähne klapperten, als ihm der Kopf in den Nacken fuhr. Er wimmerte vor Schmerz.
    »Elender, widerlicher Wurm « , höhnte Mercy. »Ich habe dir erlaubt , mein Diener zu sein, und das ist dein Dank? Du hättest alles zerstören können, worauf ich hingearbeitet habe .«
    »Bitte, Mylady « , flehte Ballard erneut. »Ich dachte … «
    »Schluss !« , brüllte sie. »Das Mädchen ist gezeichnet, genau wie Finn. Das wusstest du. Und mehr brauchtest du nicht zu wissen !« Mercy machte beim Reden eine Handbewegung, und Lucas sah, wie Ballard sich unter Qualen wand. »Jetzt wirst du für deine Dummheit büßen .«
    »Nein « , flehte der Diener. »Ich habe meine Lektion gelernt. Bitte tut mir nicht … «
    »Hör auf zu heulen, Ballard! Sei froh, dass du mir weiter dienen darfst .«
    Mercy klatschte in die Hände, und der Diener sackte zusammen. Er schrie auf, nur noch ein erbärmlich wimmerndes und schluchzendes Bündel. Lucas sah seine Mutter einen Schritt zurücktreten und die Hände heben, deren Anblick ihn mit blankem Entsetzen erfüllte.
    Mercys Finger … wuchsen . Er hörte ihre Gelenke knacken, während sie die doppelte Länge bekamen. Ihre Nägel wurden zu grausigen, scharfen Krallen.
    Während Ballard stöhnend auf dem Teppich vor dem Kamin lag, begann Mercy zu singen.
    To-than-dek, par-than-dek, kan-than-dek …
    Diese Sprache hatte er noch nie gehört, doch die Worte ließen ihn frösteln. Er hatte solche Angst, dass er sich nicht rühren konnte, sondern hinter der Tür hocken blieb und weiter durchs Schlüsselloch sah. Mercy wiederholte die Worte immer wieder, und ihre Stimme wurde stets lauter. Langsam hob sie dabei die Krallenhände bis hoch über den Kopf. Ballard krümmte sich

Weitere Kostenlose Bücher