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Mortlock

Mortlock

Titel: Mortlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Mayhew
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in den Einspänner.
    »Josie, sieh nur!«, rief Alfie mit schriller Stimme.
    »Na, wo wollt ihr denn hin?«, krächzte Tante Mag, nun ebenfalls in Krähengestalt.
    Die drei Ghule waren in der Seitenstraße gelandet und versperrten ihnen den Weg. Gimlet packte die Zügel und jagte das Pferd im Galopp auf sie zu. Tante Jay und Tante Veronica sprangen zur Seite, doch Tante Mag flog auf und schwebte mit ausgestreckten Krallen und schlagenden Flügeln in der Luft. Sie wartete darauf, dass der Wagen die Beute zu ihr brachte.
    »Dreht euch nicht um«, rief Gimlet, als sie auf die Klauen des Ghuls zurasten. Er gab dem Pferd noch einen letzten Klaps mit den Zügeln, dann sprang er hoch und packte Tante Mags schuppige Beine, sodass sie mit ihm auf das Kopfsteinpflaster stürzte.
    »Gimlet, nicht!«, schrie Josie. Doch das Pferd raste wie besinnungslos weiter. Entsetzt starrte Josie auf die rasch kleiner werdenden Gestalten, die hinter ihnen auf der Straße miteinander kämpften. Sie sah, wie Gimlet Tante Mag am Schnabel zu fassen bekam und ihr den Kopf nach hinten bog. Seine Kleider waren zerfetzt und blutverschmiert.
    »Wir müssen ihm helfen!«, rief Josie. Sie kletterte nach vorne auf den Kutschbock und versuchte, sich die Zügel zu schnappen, um das Pferd zu bremsen, doch sie schleiften über das Pflaster und waren unerreichbar. Hilflos sah sie zu, wie Tante Jay mit beängstigender Geschwindigkeit herbeigeflogen kam, auf der Rückenlehne des Einspänners landete und ihn damit ins Schlingern brachte.
    Josie griff nach der Peitsche und schlug damit auf sie ein. Sie hatte Mühe, das Gleichgewicht zu bewahren, während das Pferd panisch durch die Menge galoppierte. Tante Jay haschte mit ihren langen Krallen nach ihnen, doch ihre Bewegungen wirkten merkwürdig langsam, wie ein Tanz. Josie warf sich zur Seite. Alfie kauerte sich auf dem Sitz zusammenund wehrte sich verzweifelt gegen die Angriffe. Dennoch gelang es dem Ghul, ihm das Gesicht aufzuschlitzen. Er wirbelte herum und fiel auf den Boden des Wagens, eine lange, blutige Wunde auf der Wange.
    Josie duckte sich und verbarg das Gesicht in den Händen, als Tante Jay zum Sturzflug auf sie ansetzte, doch stattdessen hörte sie das Splittern von Glas und ein metallisches Scheppern. Vorsichtig spähte sie zwischen ihren Fingern hindurch. Tante Jay war verschwunden, sie hing flügelschlagend in einer Straßenlaterne.
    Doch die Kutsche raste immer noch führerlos durch die Straßen. Das Pferd hatte bereits Schaum am Maul. Josies Herz hämmerte im Rhythmus der donnernden Hufe. Die Menschenmenge sprang zur Seite, um nicht niedergetrampelt zu werden. Schreie der Wut und der Angst ertönten, während die Kutsche schlingernd über das Kopfsteinpflaster rollte. Um ein Haar wäre Alfie herausgefallen; im letzten Moment gelang es Josie, ihn festzuhalten und mit ihrem Gewicht im Sitz einzuklemmen. Die Wunde in seinem kreidebleichen Gesicht nahm einen bläulichen Ton an.
    Das Pferd wurde noch panischer, als krachend und funkensprühend der Ofen eines Maronenverkäufers umkippte. Josie sah hinunter zu den Zügeln, die nach wie vor über das Pflaster schleiften. Sie hockte sich auf den Boden der schwankenden Kutsche und beugte sich gefährlich weit hinunter. Das Rattern der mit Stahl beschlagenen Räder dröhnte ihr in den Ohren. Plötzlich machte der Wagen einen Satz, und sie zog sich wieder hoch, doch in dem Moment verlor Alfie das Gleichgewicht und fiel auf sie. Mühsam richtete sie ihn wieder auf und wäre fast auf die Straße geschleudert worden, als das Pferd ein paar mutigen Passanten auswich, die es aufhaltenwollten. Sie biss die Zähne zusammen und versuchte es ein zweites Mal.
    »Komm schon«, murmelte Josie. Direkt unter ihr raste das Kopfsteinpflaster vorbei, hart und grau, und von den Hufen des Pferdes sprangen Funken auf. Das Bein unter den Sitz geklemmt, beugte sie sich hinunter zu den tanzenden Zügeln.
    Ein schrilles Klingeln drang ihr in die Ohren. Sie blickte auf. Ein zweispänniger Feuerwehrwagen raste direkt auf sie zu. Selbst aus diesem ungewöhnlichen Blickwinkel konnte sie die Panik auf dem Gesicht des Fahrers sehen. Sie reckte sich, bis sie das Gefühl hatte, es würde sie in der Mitte zerreißen, und packte die Zügel. Übelkeit stieg ihr in die Kehle, als sie sich aufrichtete und an den Zügeln zerrte.
    Der Einspänner schlingerte nach links und streifte knirschend den Feuerwehrwagen. Eimer und Seile flogen durch die Luft, und Josie konnte sich gerade noch ducken,

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