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Mortlock

Mortlock

Titel: Mortlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Mayhew
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möglich.«
    »Vielleicht hat Onkel sie Mortlock weggenommen und versteckt«, meinte Josie. »Damit er nichts Schlimmes mehr damit tun konnte.«
    »Und das wäre eine Erklärung dafür, warum Mortlock verschwunden ist«, fügte Alfie hinzu. »Vielleicht sucht er sie immer noch.«
    »Wir müssen es irgendwie schaffen, sie zu vernichten«, sagte Josie und blätterte erneut in dem Tagebuch. »Opfer, hat er zu uns gesagt, Alfie. Und ein weiches Herz.«
    »Dazu müssen wir das verdammte Ding erst mal finden«, brummte Alfie.
    »Ihr seid übrigens nicht die Einzigen, die sich dafür interessieren.« Scrabsnitch sah sie über die Ränder seiner Brille hinweg an. »Eure drei alten Damen waren letzte Woche auch schon hier und haben sich nach Cardamom und der Amarant erkundigt …«
    »Die Tanten«, stieß Josie aus. »Ja, die sind auch hinter der Amarant her.«
    »Tanten?« Scrabsnitch blickte von Josie zu Alfie. »Ich wäre nicht besonders glücklich, wenn diese Damen zu meiner Verwandtschaft gehörten.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Alfie.
    »Ich weiß nicht.« Scrabsnitch schüttelte den Kopf. »Irgendetwas an ihnen kam mir komisch vor. Sie wirkten nicht natürlich, und als ich sie in Cardamoms Haus sah, traute ich mich nicht zu klingeln.«
    »Es sind Ghule«, sagte Josie. »Keine Menschen.«
    »Ghule?« Scrabsnitch erbleichte hinter seinem grauen Bart. »Haben Sie schon mal davon gehört?«, fragte Josie.
    »In meinem Beruf kriegt man allerlei seltsame Dinge zu hören – und zu sehen«, sagte Scrabsnitch. »Das Wort ›Ghul‹ bedeutet ›Dämon‹. Es gibt sie in fast allen Überlieferungen. Meistens gehören die Ghule ins Totenreich und verschlingen die frisch Verstorbenen. Wenn sie irgendwo auftauchen, gibt es Ärger.«
    »Nach allem, was ich bisher verstanden habe, gibt’s auch Ärger, wenn sie die Amarant finden«, bemerkte Gimlet.
    »Die bringen uns alle um«, murmelte Alfie düster.
    »Schlimmer noch, sie können euch in einem Zwischenreich festhalten, sodass ihr weder richtig lebendig noch richtig tot seid«, fügte Scrabsnitch hinzu. »Sie können ganze Armeen Toter auferstehen lassen, um die Welt der Lebenden zu zerstören.«
    »Egal, was sie vorhaben, gut ist es bestimmt nicht«, stöhnte Alfie.
    »Es wäre die Hölle auf Erden«, sagte Evenyule Scrabsnitch. »Was ist daran so schlimm?«, ertönte eine krächzende Stimme.
    Josie wich das Blut aus dem Gesicht, als sie und ihre Gefährten sich umdrehten. Die Tanten standen in der Tür, die Hälse von schwarzer Seide und Spitze umschlossen, die Köpfe zur Seite geneigt, ein dünnes Lächeln auf den hageren Gesichtern.
    »Wir könnten uns hier drinnen unsere eigene kleine Hölle schaffen, und zwar sofort«, sagte Tante Jay. Dann breitete sie die Arme aus.

O Mutter, Mutter, weich und schmal
    Sollst du mein Bett besorgen.
    Da heut für mich mein Liebster starb,
    Sterbe ich für ihn morgen.
    Barbara Allen
, altes Volkslied

14. KAPITEL

Gimlets Entscheidung
    Die Körper verformten sich, und schwarze Federn brachen hervor. Josie hatte schon erlebt, wie die Tanten sich verwandelten, aber das machte es nicht weniger erschreckend. Tante Veronica und Tante Jay schüttelten ihr glänzendes Gefieder und wetzten ihren scharfen Schnabel. Dann stellten sie sich rechts und links neben ihre Schwester, Tante Mag, die ihre menschliche Gestalt beibehielt.
    Josie, die auf der Suche nach einer Waffe war, merkte, dass ihre Hand auf einem Stapel Zinnteller lag. Sie nahm den obersten und schleuderte ihn quer durch den Raum auf Tante Mag. Sie hätte ihr Ziel getroffen, hätte Tante Jay nicht blitzschnell den Kopf vorgereckt und mit ihrem langen Schnabel den Teller aus der Luft gefangen, nur wenige Zentimeter von Tante Mags Kopf entfernt.
    »Da musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen, junge Dame«, sagte Tante Mag. Sie gab Tante Veronica ein Zeichen, woraufhin diese sich in die Luft schwang, dass der Staub in Wolken aufflog.
    Josie packte zwei von den Tellern und warf sie mit beiden Händen in die Luft, sofort gefolgt von zwei weiteren, doch Tante Veronica wich ihnen mit einem Schlenker aus. Josie griff nach dem nächsten, tat, als ziele sie erneut auf TanteVeronica, schleuderte ihn dann jedoch in eine andere Richtung. Er beschrieb einen perfekten Bogen und traf Tante Mag mit einem dumpfen Knall an der Schläfe. Tante Mag schwankte und fiel zu Boden, wobei sie den halben Inhalt eines Schaukastens mit sich riss.
    Doch Tante Veronica kam immer näher. Josie wich ihr mit

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