Morton Rhu - Leben und Werk
rumoren und sein Herz schlug so schnell wie ein Maschinengewehr. Adam war blass geworden und wirkte plötzlich gar nicht mehr cool.
»Okay, wer von euch kleinen Wichsern hat die Kippe auf mein Auto geschmissen?« Die Frage kam von einem Typen mit langen, zurückgegelten Haaren.
Seth und Adam warfen sich einen kurzen Blick zu und Seth presste die Lippen aufeinander. Er würde seinen Freund auf gar keinen Fall verraten. Auf einmal bemerkte er, dass die drei Typen nur noch ihn anstarrten. Als er zu Adam rübersah, wusste er, warum.
Adam zeigte mit dem Finger auf ihn.
Bevor Seth irgendetwas sagen konnte, hatte der mit den langen Haaren ihn schon am Kragen gepackt und hochgehoben. Seth zappelte hilflos mit den Füßen, dann wurde er mit solcher Wucht auf die Motorhaube des schwarzen Wagens geschleudert, dass ihm die Luft wegblieb. Bevor er Zeit hatte, sich zu erholen, packte der Typ ihn am Hinterkopf und drückte sein Gesicht nach unten.
»Ablecken«, befahl er.
Seth verstand nicht. Er versuchte den Kopf zu heben, aber der Typ war wahnsinnig stark.
»Ablecken hab ich gesagt.«
Was denn ablecken? , hätte Seth gern gefragt. Im nächsten Augenblick entdeckte er vor sich auf der Windschutzscheibe einen kleinen grauen Aschefleck von Adams Zigarette. Angewidert wollte er den Kopf zur Seite drehen, doch der Mann stemmte sich mit ganzer Kraft auf ihn und drückte sein Gesicht weiter nach unten.
»Leck sie schön sauber«, zischte er. Seth starrte auf den Aschefleck. Plötzlich legte sich der Mann mit seinem ganzen Gewicht so schwer auf ihn, dass er kaum Luft bekam und Angst hatte, seine Rippen könnten brechen.
Wo war Adam?
Der Langhaarige packte seinen Kopf und drehte ihn mit Gewalt zur Seite, sodass Seths Wange gegen das kühle Glas gequetscht wurde. Alles in seiner Brust verkrampfte sich und seine Lungen schrien nach Luft. Trotzdem presste er die Lippen fest aufeinander. Er würde diesem Typen auf keinen Fall die Genugtuung geben, zuzusehen, wie er die Asche ableckte.
Der Mann schien das auch zu spüren, denn als Nächstes riss er Seth mit einem Ruck an den Haaren hoch und knallte sein Gesicht frontal gegen die Scheibe. Wumm!
Wie in Zeitlupe rutschte Seth von der Motorhaube und landete auf dem Asphalt, wo er vornübergebeugt sitzen blieb und schützend die Hände über seine höllisch schmerzende Nase und den Mund hielt. Sein ganzes Gesicht fühlte sich taub an und er war sich sicher, dass seine Nase gebrochen und ein paar Zähne rausgeschlagen waren.
Jemand lachte. Als er den Kopf hob, stiegen die drei Typen gerade wieder in ihren Wagen und rasten kurz darauf dicht neben ihm mit quietschenden Reifen davon.
»Du blutest.« Adam stand über ihm. Seth ließ die Hände sinken und sah, dass sie rot verschmiert waren. Das Blut schoss ihm aus der Nase und lief über sein Kinn. Er legte den Kopf in den Nacken, weil er hoffte, die Blutung dadurch stoppen zu können, und drückte gleichzeitig mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken zusammen. Obwohl es wahnsinnig wehtat, wusste er aus irgendeinem Grund, dass die Nase wohl doch nicht gebrochen war. Vorsichtig tastete er mit der Zungenspitze seine Schneidezähne ab. Alle saßen an ihrem Platz und keiner fühlte sich locker an.
»Kannst du aufstehen?«, fragte Adam.
Seth nickte, worauf Adam ihm die Hand hinstreckte und ihn auf die Füße zog. Seine Beine zitterten und er hatte Angst, dass ihm das Blut gleich wieder aus der Nase laufen würde. Als er an sich herunterschaute, sah er, dass seine Jeansweste mit Blutflecken übersät war.
»Ich hab versucht, dir zu helfen«, sagte Adam. »Aber einer von denen hat mich mit einem Messer bedroht.«
Seth sah ihn an.
»Es war ein ziemlich kleines Messer«, erklärte Adam. »Klar, der Typ wollte natürlich nicht, dass man es gleich sieht.«
Seth befühlte noch einmal seine Nase. Sie war geschwollen und pochte schmerzhaft. »Warum hast du auf mich gezeigt?«, fragte er.
»Ich wollte sie erst mal von mir ablenken und mich dann auf sie stürzen«, sagte Adam. »Ich konnte ja nicht riechen, dass die Messer hatten.«
Seth schüttelte den Kopf. Er glaubte Adam kein Wort. Stumm drehte er sich um und begann in die Richtung davonzugehen, in der er wohnte.
»Schaffst du’s?«, fragte Adam.
Seth nickte. Er wollte jetzt nur noch allein sein.
»Ich krieg die Typen für dich«, rief Adam ihm hinterher. »Ich glaub, ich hab einen von denen mal im Diner gesehen. Wenn du willst, geh ich gleich mal vorbei und schau nach, ob sie da
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