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Mosaik

Mosaik

Titel: Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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verloren. Kochen – um Himmels willen! Warum sollte es notwendig sein, über richtiges Kochen Bescheid zu wissen? Viel wichtiger erschien es ihr, sich mit Mathematik zu befassen.
    Zusammen mit ihren sechs Teamkollegen trat Kathryn von der Transporterplattform herunter. Die Kadettin an den Kontrollen begrüßte sie mit einem knappen Nicken. Schüler von den
    ›Wiesen‹ galten hier als seltsam und undiszipliniert, als Angehörige einer unterlegenen Spezies. Kathryn nahm sich vor, als Siegerin zum Transporterraum zurückzukehren und diese junge Dame ihren Triumph spüren zu lassen.
    Durch den sorgfältig angelegten und gepflegten Garten des Instituts führte Kathryn ihre Begleiter zu den Tennisplätzen.
    Makellose Rasenflächen erstreckten sich hier, und aufmerksam gestutztes Buschwerk flankierte niedrige, langgestreckte Gebäude mit den einzelnen Klassenzimmern. Seltsame Gefühle regten sich in Kathryn. Einerseits liebte sie die Ordnung dieses Ortes und fühlte sich so wohl, als gehörte sie hierher; andererseits ärgerte sie sich darüber, nur eine Besucherin zu sein und zu den ›Wiesen‹
    zurückkehren zu müssen, wo es sowohl an Symmetrie als auch an Organisation mangelte.
    Hitze stieg vom Boden auf, und Wolken verdichteten sich am Himmel, hingen tief. Die Luftfeuchtigkeit nahm immer mehr zu; bestimmt regnete es am Abend. Es waren keine idealen
    Bedingungen für ein Tennismatch, das sicher sehr anstrengend und zermürbend wurde.
    Kathryn mußte gegen eine Rivalin antreten, die sie bereits kannte. Ihr Name lautete Shalarik: eine vulkanische
    Austauschschülerin, deren Gelassenheit auf dem Tennisplatz sehr verwirrend wirkte. Doch man konnte sie schlagen. Wenn sich schon früh eine Niederlage für sie abzeichnete, wurde ihr die streng kontrollierte Emotionalität zu einem Hindernis. Dadurch war sie nicht imstande, sich von den eigenen Gefühlen neue Kraft geben zu lassen.
    Kathryns Vorteil lag in ihrem Intellekt. Sie konnte die Spielweise eines Gegners mit mathematischer Präzision
    analysieren und dann Gegenmaßnahmen ergreifen, die den Widersacher auf der anderen Seite des Netzes aus dem
    Gleichgewicht brachten und verunsicherten. Durch dieses taktische Können wurde Tennis erträglich und verwandelte sich allmählich in eine Herausforderung, die Kathryn annahm. Zuerst hatte sie den Rückhandschlag gelernt, und daraus wurde schon bald eine ausgezeichnete Waffe. Sie mochte das Gefühl: die Knie gebeugt, die Muskeln angespannt – und dann eine Explosion der Kraft, wenn sie zuschlug und den Ball übers Netz jagte. Sie erlebte dabei ein fast berauschendes Gefühl von Macht. Zwei Jahre später wurde sie zum Kapitän des Tennisteams.
    Strategie – darauf kam es heute an. Wenn es ihr gelang, Shalarik unter Druck zu setzen, die Bälle zur Grundlinie zu schlagen, immer wieder von der Rückhand Gebrauch zu machen, um die Vulkanierin dann mit einigen kurzen Bällen zu überraschen, die sie zum Netz zwangen… Dann konnte sie gewinnen und ihrem Vater am Abend als Siegerin gegenübertreten.
    Vier Stunden später stapfte Kathryn über einen schlammigen Pfad und schluchzte, vom Wolkenbruch eines Gewitters bis auf die Haut durchnäßt. Wind zerrte an ihr, schleuderte ihr Regentropfen ins Gesicht, die sich mit Tränen vermischten.
    Sie hatte eine schwere Demütigung erlebt.
    Gleich zu Anfang des Spiels ging alles schief. Es fiel ihr schwer, sich richtig zu konzentrieren, und außerdem haperte es mit der Ausdauer, vermutlich wegen des langen Laufs durch die Kräuterfelder. Shalariks kontrolliertes Spiel drängte Kathryn sofort in die Defensive, gab ihr keine Chance, die ursprünglichen Pläne zu verwirklichen. Was auch immer Kathryn versuchte: Shalarik stellte sich sofort darauf ein und ging dann wieder in die Offensive.
    Kathryn gewann nur ein einziges Spiel des gesamten Matchs, das mit 6-1 und 6-0 endete. Ihre Niederlage erlaubte es dem Institutsteam, den Sieg zu erringen. Sie hatte alle enttäuscht.
    Die Kameraden versuchten, sie zu trösten, konnten jedoch nichts gegen ihren Kummer ausrichten. Sie lehnte es ab, zum Transporter zurückzukehren, wollte auf keinen Fall noch einmal der arroganten Kadettin begegnen. Statt dessen brach sie allein auf, dazu entschlossen, den ganzen Heimweg – mehr als dreißig Kilometer – zu Fuß zurückzulegen. Das sollte ihre Strafe für die unverzeihliche Niederlage sein.
    Wenige Minuten später begann das Gewitter. Der Wind lebte auf, die Temperatur fiel, und erste Blitze flackerten,

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