Mosaik
zurückgezogen und kam nicht einmal, um ihr eine gute Nacht zu wünschen.
Zwar lag Kathryn unter einer warmen Decke, aber sie fröstelte trotzdem. Eiseskälte schien nach ihrem Herz zu tasten. Es war ihrem Vater völlig gleichgültig, daß sie die Formel abgeleitet hatte.
Diese Erkenntnis bescherte ihr noch mehr Leid als die
Niederlage beim Tennismatch. Plötzlich wünschte sie sich zurück in den Regen und kalten Schlamm.
Kapitel 7
Der Gefangene lag auf dem Tisch, und seine Augen verloren allmählich den Kampf gegen das Betäubungsmittel – langsam schlossen sie sich. Wie sich herausgestellt hatte, mußte er fast ständig mit Sedativen behandelt werden. Der trabische Arzt Trakis bedauerte diesen Umstand, denn er wußte nicht, welche längerfristigen Auswirkungen eine so hohe Dosierung von Beruhigungsmitteln auf das fremde Geschöpf haben mochte.
Im nicht betäubten Zustand neigte der Gefangene dazu, sich den Untersuchungen hartnäckig zu widersetzen. Vielleicht zeichneten sich alle Angehörigen seiner Spezies durch eine solche Aufsässigkeit aus – oder dieses eine Exemplar war besonders trotzig. Wie auch immer: Trakis wollte keine Verletzungen riskieren, während er den Kazon-Vistik bei ihrem Bemühen half, den ganzen Sektor unter ihre Herrschaft zu bringen.
Ein leises Zischen wies ihn darauf hin, daß sich die Tür des Laboratoriums öffnete. Nimmet kam herein, und wie immer stolzierte er, gab sich herablassend, um in Trakis das Gefühl von Minderwertigkeit zu wecken.
Doch mit seinem absurden Gebaren erreichte Nimmet genau das Gegenteil. Die lächerliche Arroganz des hirnlosen Nimmet sorgte dafür, daß Trakis sich ihm weit überlegen fühlte.
Nimmet fungierte als seine Kontrolle. Er war Trakis kurz nach der Entführung vom trabischen Außenposten auf Slngsnd und dem anschließenden Transfer an Bord des Kazon-Schiffes zugewiesen worden. Es gab noch andere Traben an Bord, doch nur Trakis konnte die Aufgaben eines Arztes wahrnehmen. Der selbstgefällige und närrische Vistik hatte erst dann beschlossen, einen Arzt zu entfuhren, als es eine spezifische Aufgabe für ihn gab. Er schien der Ansicht zu sein, daß Kazon keine
routinemäßigen medizinischen Untersuchungen benötigten.
Der Stolz wird sie noch ins Verderben führen, dachte Trakis.
»Nun?« fragte Nimmet scharf.
Der Trabe drehte sich um und richtete einen verächtlichen Blick auf ihn.
»Sie haben Augen. Sie können sehen. Ich habe noch keine neuen Informationen gewonnen.«
In Nimmets Pupillen blitzte es auf. Trakis wußte, daß er mit Wut auf Respektlosigkeiten reagierte. Aber er wußte auch, daß Nimmet es ihm nicht heimzahlen konnte. Für die Mission der Kazon war Trakis unbedingt erforderlich, und bis zu ihrem erfolgreichen Abschluß durfte ihm nichts geschehen.
Später sah die Sache anders aus, aber Trakis wollte fliehen, bevor er entbehrlich wurde.
Nimmet trat auf ihn zu und kniff die Augen zusammen.
»Warum nicht?« knurrte er. »Maje Dut wartet auf Ihren Bericht.«
»Der Maje wird noch etwas länger warten müssen«, sagte Trakis. »Die Untersuchungen lassen sich nicht schneller durchführen.«
»Wissen Sie, wie der Maje auf eine solche Mitteilung reagieren könnte?«
»Er würde einen Wutanfall bekommen und mir damit drohen, die Finger abzuschneiden – um dann zu begreifen, daß ihm gar keine andere Wahl bleibt, als mich so weitermachen zu lassen wie bisher.«
Nimmet versuchte, die Augen noch mehr zusammenzukneifen, in der Hoffnung, den Arzt dadurch einzuschüchtern. Trakis kehrte ihm einfach den Rücken zu und näherte sich dem inzwischen bewußtlosen Gefangenen auf dem Tisch.
»Jetzt kann ich die Untersuchung durchführen«, sagte er ruhig, betätigte die Kontrollen einer großen Konsole und beobachtete, wie Datenblöcke über einen Bildschirm glitten. »Obgleich ich keine Genauigkeit garantieren kann. Diese Geräte sind viel zu alt.«
»Sie wurden von Traben konstruiert«, erinnerte ihn Nimmet, der noch immer versuchte, die Oberhand zu gewinnen.
»Vor mehr als einem Vierteljahrhundert. Die Kazon haben unsere Technik praktisch eingefroren – Verbesserungen und Weiterentwicklungen finden nicht mehr statt. Es grenzt an ein Wunder, daß diese Schiffe noch fliegen.«
»Unsere Techniker haben alle Anlagen in einem guten Zustand erhalten. Das gilt auch für die medizinische Ausrüstung.
Versuchen Sie nicht, Ihre eigene Unfähigkeit mit mangelhaften Geräten zu rechtfertigen.«
Trakis drehte sich langsam zu Nimmet um. Seine
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