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Mosaik

Mosaik

Titel: Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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verlockend.
    Sie hob und senkte die Schulter, gab sich gleichgültig. »Da wir schon mal hier sind…« Sie hob die Tasche und justierte ihre Riemen so, daß sie auf dem Rücken getragen werden konnte.
    Dann schob sie sich wieder näher an die Plateaukante heran und suchte nach einem geeigneten Weg in die Tiefe.
    »Dort drüben«, sagte Hobbes und ging zu einer mehrere Meter entfernten Spalte. Er trat hinein, drehte sich um und streckte die Hände nach kleinen Vorsprüngen aus. Erstaunlich geschickt kletterte er den steilen Hang hinab.
    Kathryn war beeindruckt. Sie verstand es, im Fels zu klettern, was sie den ›Wiesen‹ verdankte: Dort stand sogar eine so alte Sportart wie Klettern auf dem Lehrplan. Allerdings mangelte es ihr dabei an Eleganz und Stil. Sie näherte sich der Spalte, sah sofort, wo man Halt finden konnte. Rasch schwang sie sich ebenfalls hinein und folgte Hobbes nach unten.
    Zehn Minuten später standen sie auf einem steinernen Gesims, das übers Wasser reichte – eine natürliche Sprungplattform.
    Hobbes hatte bereits seine Tasche geöffnet, holte seine Atemkieme und einen Thermoanzug aus speziellem Kunststoff hervor.
    »Willst du tauchen?«
    Er sah auf, als er die Kieme justierte. »Deshalb bin ich hierhergekommen. Ich suche nach einem Zugang zum
    Höhlensystem von Olympus Mons.«
    Kathryn glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu können. »Du? Du willst ins Olympus-System?«
    Hobbes musterte sie neugierig. »Warum fragst du? Weißt du davon?«
    Sie nickte. »Eines Tages werde ich die Höhlen erforschen und eine Karte von ihnen anfertigen.«
    »Wie hast du von dem Höhlensystem erfahren?«
    »Ein Starfleet-Angehöriger erzählte mir davon. Und du?«
    »Ich habe darüber gelesen. Es wurde in einer seltsamen Geschichte erwähnt, die ich in einer historischen Datenbank der Bibliothek fand.«
    Kathryn nickte langsam. Hobbes schien den größten Teil des Tages damit zu verbringen, auf das Display seines kleinen Handcomputers zu starren – für ihn hatte das Lesen offenbar die gleiche Bedeutung wie für andere Leute das Atmen.
    »Im vergangenen Jahr haben mein Vater und ich damit
    begonnen, in den Steinbrüchen zu tauchen«, fuhr Hobbes fort.
    »Sieben Seen sind inzwischen untersucht. Vor einigen Tagen waren wir auch hier, aber meine Atemkieme hatte eine
    Fehlfunktion, und deshalb mußten wir wieder fort.«
    »Dein Vater läßt dich in den Steinbrüchen tauchen?«
    »Ja.«
    Kein Wunder, daß Hobbes so seltsam war – er stammte aus einer seltsamen Familie. Niemand ließ seine Kinder in den Steinbruchseen tauchen. Was dachte sich sein Vater dabei?
    »Nun, hoffentlich bist du vernünftig genug, nicht allein zu tauchen.«
    »Natürlich. Normalerweise bin ich dabei mit meinem Vater zusammen. Heute habe ich dich.«
    Kathryn glaubte, Überheblichkeit in der ruhigen Gelassenheit des Jungen zu erkennen – eine Anmaßung, die sie wurmte. Sie hätte fast geantwortet, gar nicht tauchen zu wollen, nur um Hobbes eins auszuwischen. Gerade noch rechtzeitig erinnerte sie sich daran, daß ein Tauchgang im See ihren Wünschen entsprach.
    Mit der Weigerung, Hobbes zu begleiten, hätte sie sich nur selbst den Tag verdorben. Diesmal gelang es ihr, den Mund zu
    schließen, bevor er Worte formulieren konnte, die sie sofort bereute.
    Sie streifte ihren eigenen Thermoanzug über: ein dichtes Netz aus Nichromfäden, das selbst dann die Wärme ihres Körpers bewahrte, wenn sich die Temperatur des Wassers dem
    Gefrierpunkt näherte. Sowohl Kathryn als auch Hobbes verfügten über die Ausrüstung, die sie auch in der Schule verwendeten –
    dort wurde Tauchen zusammen mit Felsklettern, Tennis und Schwimmen gelehrt. Ihnen standen leichte Schutzanzüge, Schwimmflossen und Atemkiemen zur Verfügung, die dem
    Wasser atembaren Sauerstoff entzogen und damit den gleichen Zweck erfüllten wie echte Kiemen. Vor langer Zeit waren Menschen mit schweren Sauerstoffflaschen getaucht. Später benutzte man spezielle Recyclingvorrichtungen für die
    ausgeatmete Luft: Das Kohlendioxid wurde mit Hilfe von alkalischem Hydroxid entfernt und dem Restsauerstoff Helium hinzugefügt. Mit solchen Geräten konnten Taucher bis zu vierundzwanzig Stunden unter Wasser bleiben.
    Die Atemkiemen hingegen ermöglichten unbegrenzt langes Tauchen.
    Sie überprüften gegenseitig die Markierungslichter, rückten die Atemkiemen zurecht und glitten ins Wasser.
    Sofort spürte Kathryn Kälte. Die Schutzanzüge zeichneten sich durch ein extrem geringes Gewicht aus, und ihre

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