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Mosaik

Mosaik

Titel: Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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es sich nicht um ihren Vater handelte. Aber der Anblick des schlaksigen und langweiligen Hobbes Johnson ruinierte ihr endgültig den Tag.
    »Was machst du denn hier, Hobbes?«
    »Die gleiche Frage könnte ich euch stellen. Der Aufenthalt bei den Steinbrüchen ist euch doch verboten, oder?«
    »Wir sind wenigstens zu dritt. Du bist allein gekommen. Das ist dumm.«
    »Nein, das ist es nicht. Ich habe gesehen, wie ihr aufgebrochen seid. Und ich dachte mir, daß ihr hierher wolltet.«
    Ärger regte sich in Kathryn. »Glaubst du nicht, daß wir dich eingeladen hätten, wenn uns etwas an deiner Gesellschaft läge?«
    Hobbes erbleichte, und Kathryn bedauerte ihre verbale Attacke sofort. Ihr lag nichts daran, seine Gefühle zu verletzen; sie suchte nur nach einem Ventil für den aufgestauten Frust. Mary und Emma starrten sie verblüfft an, und daraufhin wußte sie, daß sie zu weit gegangen war.
    »Tut mir leid, Hobbes. Ich hab’s nicht so gemeint. Der Tag ist bisher ziemlich frustrierend gewesen – daran liegt’s. Ich möchte wirklich gern schwimmen, aber meine beiden Freundinnen sind alles andere als begeistert.«
    Mary hatte noch immer die Borsten aufgestellt. »Ich bin begeistert gewesen – bis mir klar wurde, wie verrückt und gefährlich dies alles ist. Kathryn möchte an den Felswänden hinabklettern, um den See dort unten zu erreichen. So ein Wahnsinn.«
    »Es ist der einzige Weg«, erwiderte Hobbes ruhig.
    »Ohne mich. Ich kehre nach Hause zurück.«
    »Ich ebenfalls«, sagte Emma, und beide Mädchen standen auf.
    Kathryn konnte es kaum fassen, fühlte sich verraten. Ihre beiden besten Freundinnen wollten sie mit Hobbes Johnson allein lassen?
    »Na schön«, hörte sie sich antworten. »Geht ruhig heim. Wenn ihr nicht mutig genug seid, kann ich auf euch verzichten.« Wieder bereute sie ihre Worte. Ihr Mund schien sich plötzlich in ein eigenständiges Wesen zu verwandeln, das von ganz allein aktiv wurde, ohne ihre Erlaubnis. Sie sah, wie Mary beleidigt die Schultern straffte.
    »Wenn du vernünftig bist, kommst du mit. Gib es zu, Kathryn: Es war eine dumme Idee.«
    »Wenn ich eine Entscheidung treffe, so mache ich keinen Rückzieher, nur weil die Sache ein wenig schwierig wird. Nun, es steht euch natürlich frei, so zu handeln, wie ihr es für richtig haltet.« Kathryns Wangen glühten, und sie begriff, daß sie einfach nur trotzig war. Doch je länger diese Auseinandersetzung dauerte, desto sturer wurde sie.
    »Komm, Mary. Laß uns gehen.« Emma schien es sehr eilig zu haben, den Steinbruch zu verlassen.
    Mary zögerte. »Kathryn?«
    Starrsinnig schüttelte sie den Kopf. Die beiden anderen Mädchen zuckten mit den Schultern, griffen nach ihren Taschen und gingen in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren.
    Kathryn sah ihnen nach, fühlte sich plötzlich sehr einsam und ohne Freunde.
    Als besonders schlimm empfand sie es, jetzt ausgerechnet mit Hobbes Johnson allein zu sein. Sie warf ihm einen verlegenen Blick zu. Mit ausdrucksloser Miene beobachtete er, wie Mary und Emma im Felslabyrinth verschwanden. Kathryn fragte sich, was sie jetzt unternehmen sollte. Sie spielte mit dem Gedanken, noch ein wenig zu warten – um das Gesicht zu wahren – und dann ebenfalls umzukehren. Die Vorstellung, auch nur zwei weitere Minuten in der Gesellschaft von Hobbes zu verbringen, erschien ihr unerträglich.
    Sie sah zum See hinab und erinnerte sich an ihre Absicht, dort im klaren Wasser zu schwimmen und zu tauchen.
    Kathryn hob den Kopf, als sie Hobbes’ Blick spürte.
    Eigentlich sah er nicht mehr so gräßlich aus wie früher, obwohl man ihn gewiß nicht als attraktiv bezeichnen konnte. Er verwendete jetzt keine Hosenträger mehr, doch in seinem Gesicht zeigten sich einige rote Pickel
    – die dermalen
    Regenerationsbehandlungen schienen kaum etwas gegen seine Akne auszurichten. Kathryn fand es abscheulich.
    Außerdem war er noch immer so dürr: ein hochaufgeschossener, gertenschlanker Junge mit dünnem Hals und immer zerzaustem Haar. Mit einem solchen Geschöpf war Kathryn allein, hoch oben im Steinbruch. Was nun?
    »Wie wär’s mit einem Versuch?« fragte Hobbes in einem
    neutralen Tonfall. Mit der gleichen Stimme hätte er einen Spaziergang durch ein Kornfeld vorschlagen können.
    Kathryn zögerte, im Widerstreit mit sich selbst. Sie wünschte sich wirklich, in dem See zu schwimmen. Aber nicht mit Hobbes Johnson. Nein, auf keinen Fall.
    Einmal mehr blickte sie nach unten. Das Wasser des Sees glitzerte

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