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Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Titel: Moser Und Der Tote Vom Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Baehr
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von der Baustelle kam, das war Mitte Januar. Und auch am Tag, wo es da oben geknallt hat. Da hat er in die Fenster der Baracke geschaut, was aber kaum einer bemerkte. Da war vielleicht was los …!«
    »So, also am Tag des Verschwindens von Koloman«, stellte Moser fest. Er wollte außerdem wissen, ob Kopp den Fremden mit Koloman zusammen gesehen hatte, was Kopp verneinte.
    Sehnert fragte: »Wann haben Sie den Fremden das letzte Mal gesehen?«
    »Na, heute morgen. Er schlich wieder durch das Lager. So, als ob er was suchen würde. Und plötzlich war er wieder verschwunden«, antwortete Kopp.
    »Sie haben uns durchaus weitergeholfen«, sagte Moser und stand auf; »beantworten Sie uns nun aber noch die vorhin von Inspektor Sehnert gestellte Frage, wie der Fremde denn aussieht.«
    »Also, der ist wohl etwa fünfzig, mittelgroß und hat einen Bart. Nicht so einer wie unser Kaiser. Eher ein Vollbart. Außerdem trug er einen schwarzen Filzhut; wissen Sie, so einen mit einer breiten Krempe. Ist sicher nicht ganz neu. Ach ja, außerdem hatte er immer einen verwetzten Lodenmantel an. So einen mit Hirschhornknöpfen. War bestimmt mal teuer, als er neu war. Und Schnürstiefel hatte er an.«
    »Haben Sie gehört, Herr Kriminalrat«, prustete Greiner los, »Hirschhornknöpfe. Wie Sie vorhin einen am Tatort gefunden haben. Wir haben also den Mörder …«
    »Lieber Greiner, langsam, langsam«, erwiderte Moser, »im Moment haben wir noch gar nichts; allenfalls eine Spur. Lassen Sie uns nach Pirmasens zurückfahren. Es wird schon dunkel, außerdem sind meine Füße zu Eisblöcken gefroren.«

Weitere Ermittlungen
     
     
    Auf der Fahrt rekapitulierte Moser die Ergebnisse seiner heutigen Befragung. Aus den Ungarn war offensichtlich nicht mehr herauszubekommen. Sie bildeten eine verschwiegene Gemeinschaft, die kaum Kontakt zu den übrigen Arbeitern im Lager pflegte. Nur mit den Italienern, der weitaus größten Gruppe von auswärtigen Arbeitern, gab es anscheinend ab und zu Reibereien, wie der Bauleiter sagte. Mit dem Mord an Koloman schienen diese Rivalitäten wohl kaum zusammenzuhängen, konstatierte Moser. So etwas kam nach seiner Meinung häufiger vor, wo verschiedene Trupps auf engstem Raum zusammenlebten und arbeiteten.
    Wichtig erschien jedoch die Beobachtung des alten Kopp, der einen merkwürdigen Fremden gesehen hatte. Zu dessen Mantel könnte der von Moser am Leichenfundort entdeckte Knopf passen. »Leider sind unsere Erkenntnisse bisher dürftig; sehr dürftig. Eigentlich wollte ich ja morgen zurückfahren. Werde aber heute noch nach München telegrafieren, dass ich mindestens noch einen Tag länger bleiben muss«, schloss Moser seinen Monolog, der nach Greiners Ansicht kein Ende nahm.
    Die Kutsche holperte die Landauer Straße in Pirmasens hinauf; mittlerweile war es bereits stockdunkel. Wenig später hielt der Wagen vor dem Hotel Lamm am unteren Schlossplatz. Sehnert fragte Moser, der bereits aussteigen wollte, was er von der seltsamen Aussage des alten Kopp bezüglich des Idioms des Fremden halten würde.
    Der Kriminalrat erklärte, es handle sich um einen Österreicher, da Kopp 1866 im Lazarett eigentlich nur mit Österreichern in Berührung gekommen sein konnte.
     
    Moser verabschiedete sich und bat Sehnert, ihn am nächsten Morgen wieder abzuholen. Der Inspektor schickte den Kutscher zum Hof des Bezirksamtes zurück und lief zu Fuß zu seinem Haus auf dem Horeb. Unterwegs ging ihm immer wieder durch den Kopf, wie wohl die Teile des Gewehrs in die Werkzeugkiste mitten im Wald kamen. Die Einzelteile der Waffe konnten nur mit einem aus Frankreich kommenden Zug in den Wasgau gelangt sein.
     
    Am nächsten Morgen war der Schnee fast ganz verschwunden, in den Straßen standen große Pfützen von Tauwasser. Moser graute davor, an diesem nasskalten Tag noch einmal ins Eisenbahnerlager zu fahren. Aber es ließ sich nicht vermeiden. Nach dem Frühstück kam Sehnert, diesmal ohne Greiner, ins Hotel, um ihn abzuholen.
    Der Wagen nahm an diesem Tag die neue Chaussee von Pirmasens nach Landau und bog nach der Walmersbach in das Waschtal ab, weshalb das Lager an der alten Straße heute von Osten erreicht wurde. Kettenring schaute gerade aus dem Fenster seiner Baracke, als er den Wagen aus der Unterführung kommen sah; er murmelte: »Da kommt dieser Zwockel schon wieder … Hat wohl noch nicht genug Unruhe gestiftet …«
     
    Moser klopfte mit dem Knauf seines Stocks an die Tür und Kettenring öffnete. »Guten Morgen Herr

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