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Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Titel: Moser Und Der Tote Vom Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Baehr
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Kriminalrat, Sie sind ja schon so früh wieder bei uns. Was kann ich denn für Sie tun?«
    Moser wünschte, die Lohnlisten des letzten halben Jahres einsehen zu dürfen, die ihm Kettenring nicht ohne Widerwillen aushändigte. Sehnert übernahm die Kontrolle der Liste der Italiener, Moser die der ungarischen und deutschen Arbeiter.
    Kurze Zeit später kam der Koch der Lagerkantine in die Baracke mit den Worten: »Herr Kettenring, der Müller-Peter ist da und fragt, wo er seine heutige Lieferung unterbringen soll.«
    »Warten Sie, Jung, ich komme gleich hinüber«, antwortete Kettenring und griff nach seinem Mantel. »Wer ist denn dieser Müller?«, wollte der Kriminalrat wissen.
    »Der Müller-Peter ist der zweite Knecht vom Wadle drunten in der Post. Er bringt den Nachschub für die Kantine. Wir beziehen unsere ganze Fourage von Wadle, der nebenbei einen Großhandel hat. Letzte Woche mussten wir leider den Platz der Kartoffelgrube zur Lagerung von Baumaterialien nutzen und das Loch verfüllen, weil die schon lang bestellte Materiallieferung nicht mehr aufzuhalten war, wir jedoch wegen dem Dauerfrost den Schotter aus der letzten Lieferung noch nicht ganz verarbeiten konnten. Das Lager leidet unter der beschränkten Fläche hier in diesem engen Taleinschnitt; haben kaum Platz, unser Baumaterial richtig zu deponieren.
    Und nun gibt es ein weiteres Problem, denn die Kartoffeln müssen frostfrei untergebracht werden. Lasse Sie nun kurz allein …«, erklärte Kettenring.
    Moser kam spontan auf die Idee, Kettenring nach draußen zu begleiten, um sich die Situation anzusehen. Er meinte, Sehnert würde die Kontrolle der Arbeiternamen auch ohne ihn schaffen. »Vielleicht entdecken Sie ja einen unserer alten Bekannten, Sehnert. Bin sicher bald wieder hier.«
    Moser folgte Kettenring zur Baracke, in der die Kantine untergebracht war. Vor dem Gebäude stand ein großer Kastenwagen mit einem wahrhaften Berg von Kartoffeln. Wadles Knecht wollte wissen, wo er die ›Grumbiere‹ abladen solle.
    »Sagen Sie mal, wie viel Kartoffeln verbrauchen Sie denn hier?«, wollte Moser vom Koch wissen.
    »Na, Herr Kriminalrat, zweihundert Arbeiter verdrücken eine ganze Menge. So eine Lieferung reicht gerade mal für drei Wochen. Das letzte Mal war der Müller-Peter mit seinem Wagen am Tag des Unglücks da. Das war am 31. Januar …, und nun ist der Vorrat schon fast aufgebraucht. Aber an dem Tag konnte er nicht abladen, weil keiner dafür Zeit hatte, ihm zu helfen. Waren ja alle an der Unglücksstelle. Also musste der Wagen bis zum nächsten Tag in den Schuppen dort drüben gestellt werden.«
     
    Kettenring ordnete an, dass im Steilhang südlich der Kantine ein neuer Kartoffelkeller angelegt werden solle, und ließ seinen Mitarbeiter Helfrich nach zwei Arbeitern schicken, die sich sofort ans Werk machten.
    Müller murmelte dem Koch ins Ohr: »Was ist denn das für einer? Gehört der zur Direktion in Ludwigshafen?«
    »Nein«, flüsterte Jung, »das ist der Kriminalrat aus München, der diesen Mordfall untersuchen soll.«
    »Hat der denn schon etwas herausgefunden?«
    »Weiß nicht«, antwortete der Koch, »er schnüffelt schon den dritten Tag hier rum. Der alte Kopp hat erzählt, dass die offenbar am Fundort der Leiche waren. Außerdem soll die Polizei im Wald eine Kiste gefunden haben.«
    »Was für eine Kiste?«, wollte Müller wissen.
    »Soll wohl eine Werkzeugkiste hier aus dem Lager gewesen sein.«
    »Ah so …, haben die auch gesagt, was drin war?«
    »Nein …«
    »Na, viel scheinen die hohen Herren nicht herausgefunden zu haben«, raunte Müller.
    In diesem Moment kam Moser auf Jung und Müller zu. »Herr Müller, Herr Kettenring berichtete gerade, dass Sie auch am Tag des Unglücks hier waren, als der ungarische Arbeiter verschwand. Haben Sie vielleicht an diesem Tag etwas Ungewöhnliches bemerkt oder ist Ihnen sonst etwas aufgefallen?«
    »Nein, Herr Kriminalrat. Bin gleich mit dem Gespann zum Wirtshaus zurück, nachdem ich den beladenen Wagen in den Schuppen gestellt hatte«, erwiderte Müller.
    »Ist Ihnen auf dem Weg nach Kaltenbach irgend jemand begegnet?«, wollte Moser wissen.
    »Nein, nicht dass ich wüsste. Die waren ja alle an der Unglücksstelle.«
    »Stimmt, ich war auch dabei, hier im Lager war wohl keiner von uns. Wurde ja jede Hand gebraucht«, polterte Jung los.
    »Nun, meine Herren, wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte, können Sie mich bis zur Mittagszeit in der Bauleiterbaracke antreffen«, verabschiedete sich

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