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Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Titel: Moser Und Der Tote Vom Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Baehr
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Bahnhofsgebäude. Das Dorf bestand augenscheinlich tatsächlich nur aus ein paar einstöckigen Häuschen, die sich am Fuß eines großen Hügels, der höchsten Erhebung weit und breit, aneinanderreihten.
    Auf dem Hügel ragte eine Kirchturmspitze aus den Bäumen, umgeben von Weinbergen. Der Bahnhof lag unmittelbar am Fluss und wurde durch die neue Chaussee von Gänserndorf nach Brünn vom Dorf getrennt.
    Moser stand auf dem Perron, als ihn – wie er glaubte – Tausende von Stechmücken überfielen. Laut schimpfend und um sich schlagend, verließ er das Bahngelände. Vor dem Stationsgebäude begegnete ihm eine alte Frau mit grauer Kutte und einem Tragekorb. »Grüß Gott, der Herr. Heuer haben wir besonders viele Gelsen. Das kommt vom Hochwasser im Frühjahr …«, sagte sie. Moser schloss, dass es sich bei den Gelsen um die Stechmücken handeln musste. Er fragte die Alte: »Gute Frau, wo finde ich denn das Gasthaus Reibold?«
    »Schauen Sie, dort drüben, mein Herr«, erwiderte sie, »auf der anderen Seite der Staatsstraße. Das ist das Einkehrgasthaus, das früher dem Reibold gehört hat.« Moser bedankte sich bei der Greisin, die ihm verwundert nachschaute. Anscheinend kamen hier nicht allzu viele Fremde her, was den Kriminalrat nicht erstaunte.

Das Wirtshaus an der Grenze
     
     
    Moser überquerte die Straße und ging auf das große, einstöckige Gebäude zu, vor dessen Gastgarten sich ein großes Schild mit der Aufschrift: ›Einkehrgasthaus Reibold, Inh. Franz Aschbacher. Jeden Dienstag unsere besondere Empfehlung: Schnitzel nach Wiener Art‹ befand. Das Wirtshaus stand in Sichtweite zur slowakischen Grenze, wie er feststellte.
    Es war elf Uhr morgens und Moser verspürte auf Grund der Hitze großen Durst, weshalb er beschloss, das Wirtshaus zu besuchen, ohne zuerst das Dorf zu erkunden.
    Als er in die Gaststube eingetreten war, sah er mehrere Bauern, die an der Theke standen und sofort verstummten, als sie den Fremden erblickten. Unter den argwöhnischen Blicken der anderen Gäste setzte sich Moser an einen Tisch gegenüber der Schanktheke. Sofort kam der Wirt und nahm die Bestellung auf. Moser wünschte einen Seidel Bier und eine Brotzeit. Allerdings konnte Aschbacher, der Wirt, damit nichts anfangen, weshalb Moser erklärte, was man in München unter einer Brotzeit verstand.
    »Ah, Sie meinen eine Brettel-Jause wie droben in den Alpen, mein Herr«, stellte Aschbacher fest, »Janna wird Ihnen gleich das Gewünschte bringen.«
    Nach wie vor musterten die Einheimischen an der Theke verstohlen den Gast, als dieser mit Genuss seine Wurst- und Käsebrote aß. Er hoffte, man sah ihm den Kriminalbeamten nicht an. Nachdem Janna, die Bedienung, abgetragen hatte, kam Aschbacher und fragte, ob der Gast noch einen Wunsch hätte. Der Wirt platzte förmlich vor Neugier, was Moser natürlich bewusst war. Deshalb nutzte er die Gelegenheit und gab zur Antwort: »Ich möchte gern noch einen Ihrer Weine probieren. Wissen Sie, Herr Tschulnigg hat mir erzählt, dass in Steilfurt die besten Brünnersträßler Weine wachsen würden.«
    Moser merkte, dass bei dem Wort ›Tschulnigg‹ die anderen Gäste erstarrten. Der Wirt zeigte sich jedoch unbeeindruckt und meinte: »Oh ja, unser Wein hier ist in der Tat sehr gut. Besonders der von einigen Weinhauern, wie dem Stadler, dem Kührer, dem Ling, dem Detl und dem Hotz. Auch die vom Küster, die ich ausschenke, sind delikat. Die Herren stehen übrigens dort drüben an der Theke. Aber Tschulnigg? Nie gehört.«
     
    Moser machte einen Begrüßungsgeste in Richtung der aufmerksamen Zuhörer. »Was führt Sie denn in unsere Gegend, mein Herr?«, wollte Aschbacher wissen.
    »Gestatten: Moser, Weinkommissär aus Straubing an der Donau«, log er, »ich würde gern auch Weine aus Steilfurt in mein Sortiment aufnehmen.« Aschbachers Gesicht hellte sich auf und er bat die betreffenden Weinhauer augenblicklich an Mosers Tisch. Nach mehreren Runden Wein und Schnaps auf Kosten des Hauses wurde der Kriminalrat incognito für den Nachmittag zu einer Weinverkostung in die Kellergasse am Fuß des Kirchhügels eingeladen.
     
    Heinrich Hotz, genannt Heini, einer der Weinhauer, bot Moser an, ihn vorher durch die Weinberge zu führen, was dieser gern annahm. Zunächst probierte er jedoch das Schnitzel und stellte fest, dass es das beste war, das er je gegessen hatte.
     
    Die Besichtigung der Weinberge war für Moser ziemlich beschwerlich. Hotz führte ihn in der flirrenden Hitze des frühen

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