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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Robert Cavanaugh an, weil sie ihm eine Abbitte schuldete. Als er sie geküßt hatte, wollte er sie damit nur trösten (möglicherweise). Und sie hatte ihm alle Verbrechen von J. Edgar Hoover an den Kopf geworfen, alle Verbrechen jedes weißen Mannes, der meinte, alle schwarzen Frauen wären Nymphomaninnen und somit leichte Beute, alle Verbrechen des gegenwärtigen weißen Amerika. Und das war ungerecht gewesen. Der einzige Grund, warum sie ihm nicht auch die Sklaverei in die Schuhe geschoben hatte, war der Umstand, daß sie in ihrer Raserei einfach nicht daran gedacht hatte.
    Melanie wartete ab, bis das Haus leer war, und bezahlte den Anruf mit ihrer Telefonkarte. »Robert? Hier spricht Melanie Anderson.«
    »Melanie.« Sein Tonfall verriet ihr gar nichts.
    »Ja. Ich rufe an, um mich zu entschuldigen. Als ich letzte Woche mit Ihnen herumschrie, da war ich … war ich nicht ganz bei Trost. Ich weiß, ich habe ein paar böse Sachen gesagt und Ihnen die Schuld an Dingen zugeschoben, für die Sie nichts können. Ich möchte Ihnen nur sagen, daß es mir leid tut.«
    »Wo sind Sie?« fragte er, und das hatte sie nicht erwartet. Sollte das bedeuten, daß er ihre Entschuldigung einfach beiseitewischte? Verwechselte er – o Gott, nein! – eine Entschuldigung mit einem Lockruf?
    Doch dann fuhr er fort: »Rufen Sie aus dem Zentrum an?«
    »Nein. Aus Mississippi.«
    »Oh. Nun, dann müssen Sie zurückkommen. Hören Sie mir zu, Melanie. Ich glaube, Sie hatten recht damit, daß Donohue unschuldig ist, und auch damit, daß es um eine weitaus gefährlichere Sache für die Schwarzen geht.« Und dann sprach er zehn Minuten lang ohne Unterbrechung über seinen Partner Seton, das FBI, Farlow und Dunbar, das USAMRIID, Fort Detrick, das Zentrum für Seuchenkontrolle, Donohue, den Durchsuchungsbefehl und die CIA.
    Als er schließlich geendet hatte, war sie wie vor den Kopf geschlagen. »Die CIA?«
    »Wollen Sie mir jetzt sagen, daß Sie die Regierung nicht für fähig halten, ihre eigenen schwarzen Staatsbürger ins Visier zu nehmen?«
    »Ganz richtig. Daß etwas unter den Teppich gekehrt wird, das ja; daß nicht energisch genug an die Aufklärung herangegangen wird, gewiß, das könnte ich auch glauben, schließlich geht es ja nur um Schwarze. Aber daß die Regierung vorsätzlich schwarze Bürger umbringt, das kann ich nicht glauben. Robert, da sehen Sie wirklich Gespenster. Irgend jemand hat es auf uns abgesehen, aber dieser Jemand ist nicht die Regierung der Vereinigten Staaten. Nicht einmal ich bin so paranoid!«
    »Na ja, aber in diese Richtung zeigen die Indizien im Moment. Aber vielleicht ist noch mehr dran. Kommen Sie zurück nach Maryland und helfen Sie mir, der Sache auf den Grund zu gehen, Melanie!«
    »Ihnen helfen? Wozu brauchen Sie denn meine Hilfe? Die medizinischen Aspekte sind erledigt, die Epidemie ist vorüber, und Sie haben das ganze FBI, um Ihnen zu helfen.«
    »Nein, habe ich nicht. Ich wurde von dem Fall abgezogen und suspendiert. Lesen Sie keine Zeitungen?«
    Sie hatte keine gelesen, seit sie in Arlo angekommen war. Vertrug sich nicht mit Farlows Auftrag, Seelenfrieden zu finden. »Weswegen hat man Sie suspendiert?«
    »Tut nichts zur Sache. Wegen einer Lappalie. Jedenfalls wollte man mich aus dieser Untersuchung draußen haben. Und das, finde ich, ist auch bezeichnend. Aber ich gebe nicht auf. Diese Angelegenheit hat zuviel Gewicht.«
    »Sind Sie sicher, daß Sie nicht bloß dem FBI beweisen wollen, wie falsch es war, Robert Cavanaugh zu suspendieren?«
    »Wollen Sie etwa nicht dem Zentrum beweisen, wie falsch es war, Melanie Anderson zu suspendieren?«
    Sie hatte das Gefühl, einen Hieb in den Solarplexus erhalten zu haben. Verdammt, mit diesem Mann sollte man es sich besser nicht anlegen. Kühl sagte sie: »Ich wurde nicht suspendiert. Ich bin hier auf Besuch bei meiner Familie.«
    »Besuchen Sie sie ein andermal. Das hier ist wichtig, Melanie! Ich muß Ihnen das doch nicht sagen. Und ich denke, wir können die Nuß knacken. Denn eines muß man dem Militär lassen – falls es sich hier um das Militär handelt: Diese Leute halten sich streng an die Vorschriften. Irgendwo wird sich eine Spur finden lassen.«
    »Die CIA hält sich nicht an Vorschriften. Deshalb ist es die CIA.« Hör dir bloß zu, Mädchen! Du läßt dich doch tatsächlich in diesen Schwachsinn hineinziehen!
    »Das werden wir ja sehen. Hat sich irgend jemand mit Ihnen in Mississippi in Verbindung gesetzt?«
    »Welche Sorte

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