Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
nackten Wohnung verbracht hatte. Es war das erste Mal, daß er Tess in Uniform sah. Sie sah ganz anders aus als die attraktive Mittdreißigerin in schicken Partykleidern, an die er sich erinnerte.
    »Wochenenddienst?« fragte er freundlich, als er sich ihr gegenübersetzte.
    »Hören Sie, Robert, ich bin nicht zum netten Plaudern gekommen. Ich bin hier, weil Judy mich darum gebeten hat, und auch nur rein geschäftlich.«
    »Judy hat Sie darum gebeten?« Der Atem blieb ihm an den Mandeln hängen.
    Tess’ Miene verfinsterte sich noch mehr. »Ich werde nicht über Judy mit Ihnen sprechen. Entweder sagen Sie mir, was Sie von mir wollen, oder ich bin weg.«
    »Okay.« Er setzte sich bequem zurecht, immer noch verblüfft, daß die Erwähnung von Judy ihm so zugesetzt hatte. »Ich habe meine Nachforschungen betreffend die Malaria reading fortgeführt und denke, daß ich auf etwas gestoßen bin, aber …«
    »Sie ›denken‹? Am Telefon waren Sie ganz sicher!«
    »… aber ich brauche eine Hilfestellung. Ich müßte wissen, ob in der Nähe von Newburg der Polizei von Washington, D.C., oder von Maryland Autounfälle gemeldet wurden, und zwar in jener Woche, die das Zentrum für Seuchenkontrolle für die erste Freisetzung der Anophelesmücken mit den gentechnisch veränderten Plasmodium- Para …«
    »Herr im Himmel, Cavanaugh, jeder Reporter in der ganzen Gegend hat die Protokolle der Fahrzeugunfälle immer wieder durchgeackert!« zischte Tess verärgert. »Jeder kann sie einsehen! Glauben Sie, dem FBI ist das nicht bekannt?«
    »Selbstverständlich ist das dem FBI bekannt.« Cavanaugh hielt seine Ungehaltenheit im Zaum. »Wir sind jeden entsprechenden Polizeibericht in einem Umkreis von vierzig Kilometern nachgegangen. Worüber ich spreche, das ist ein Fahrzeugunfall, der nicht in den Protokollen aufscheint.«
    »Wenn ein Bulle am Unfallort auftaucht, wird ein Bericht abgefaßt.«
    »Nicht, wenn es sich um ein Militärfahrzeug handelt, das der höchsten Geheimhaltungsstufe unterliegt.«
    Zum ersten Mal wich die Verachtung aus Tess’ Gesichtsausdruck und machte etwas anderem Platz, von dem Cavanaugh zwar nicht wußte, was es war, aber es war definitiv etwas anderes. Sie sagte: »Ein Militärfahrzeug? Welcher Typ?«
    »Keine Ahnung.«
    »Als Militärfahrzeug kenntlich gemacht oder ein ziviler Wagen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Kommend woher?«
    »Aus Fort Detrick.«
    »Zugelassen auf wen?«
    »Keine Ahnung, aber letzten Endes würde er der CIA gehören.«
    »Auf dem Weg wohin?«
    »Keine Ahnung.«
    Tiefe Furchen bildeten sich auf ihrer Stirn. »Könnte sein. Aber wenn kein Bericht verfaßt wurde, dann kann ich auch keinen Bericht finden.«
    »Das ist mir klar. Aber Sie können herausfinden, wer von den Polizeistreifen, von den Distriktssheriffs und von den Beamten der lokalen Polizei in diesen Nächten Dienst hatte …«
    »In einer ganzen Woche? Da waren alle im Dienst.«
    »Also gut. Grenzen wir es auf den 2. und 3. Mai ein. Das Zentrum sagt, dies wären die beiden wahrscheinlichsten Daten für eine Freisetzung, wenn man von den epidemiologischen Kurven ausgeht. Sobald Sie wissen, wer damals Dienst hatte, können Sie mit dem Betreffenden eine diskrete Unterhaltung führen und herausfinden, ob irgend etwas Ungewöhnliches passiert ist.«
    »Sagen Sie mir nicht, daß ich ›diskret‹ sein soll, Cavanaugh. Ich brauche Ihre Belehrungen nicht. Und warum sollte irgend jemand, der sich an der Unfallstelle eines Militärfahrzeuges befunden hat, mit mir darüber sprechen? Das fällt nicht in meinen Zuständigkeitsbereich, und ich kenne die dortigen Leute nicht. Und für den Fall, daß es Ihnen entgangen sein sollte: ein Großteil der Polizeitypen im Süden stehen der ganzen Idee weiblicher Streifenpolizistinnen prinzipiell ablehnend gegenüber, besonders solchen, die sich in ihre Zuständigkeiten einmischen. Und selbst wenn ich den richtigen Polizisten aufspüre, könnte er oder sie sich mittlerweile die Malaria-Verbindung selbst zusammengereimt haben und aus Angst den Mund halten. Oder vielleicht einfach nicht daran interessiert sein, mit einem FBI-Agenten zu reden, der den Falschen hinter Gitter gebracht hat.«
    »Ich weiß, daß es nur eine entfernte Möglichkeit ist«, sagte Cavanaugh seufzend. »Ich versuche es einfach bei jedem Hinweis, den ich sehe, und hoffe, einer davon wird den Fall knacken. Sie wissen doch, wie es ist, Tess!«
    Ihre Miene besagte, daß sie zwar wußte, wovon er sprach, daß sie aber entschieden etwas gegen

Weitere Kostenlose Bücher