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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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einem Filmstudio in Hollywood.
    »Mel, Sie sehen beschissen aus. Wann haben Sie zum letzten Mal geschlafen?«
    »Vergessen Sie’s. Ich habe Exemplare mitgebracht, die wir analysieren müssen, Joe. Sofort. Über das Wochenende.«
    »Exemplare? Von wo?«
    »Aus Afrika. Kongo, Kisangani-Region.«
    Joes Augen begannen zu glitzern. »Erzählen Sie!«
    Sie erzählte, während sie sich aus ihrem Kleid mit seiner kostbaren Fracht schälte. Obwohl sie die langen Erklärungen in Sandalen und einem schwarzen Höschen fortsetzte, linste Krovetz nicht herüber. Er hörte aufmerksam zu, aber seine Augen und Finger konzentrierten sich bereits darauf, die winzigen Beutelchen im Kleid aufzuschneiden und die kostbaren Insekten vorsichtig daraus hervorzuholen.
    Als sie mit ihrem Bericht fertig war und Krovetz die Genealogietabelle aus Yamdongi übergeben hatte, ließ Melanie ihn allein mit seiner Arbeit. Sie warf eine Decke aus dem Materialschrank über einen kalten Labortisch, legte sich darauf und rollte sich hinein. Innerhalb von dreißig Sekunden war sie eingeschlafen.
     
    Felders rief Cavanaugh weder an, noch schrieb er ihm und er ließ auch keine Nachricht bei Cavanaughs Vermieter zurück. Statt dessen stand Felders vor der Tür.
    Cavanaugh war dabei gewesen, alle seine Besitztümer auszupacken, die endlich mit dem LKW vor seiner neuen Wohnung in Leonardtown angekommen waren. Was Schwierigkeiten mit sich brachte, denn es gab mehr Besitztümer als Wohnung. Das einszwanzig mal einsachtzig große Kellerabteil, das man ihm zugewiesen hatte, war bereits so vollgestellt, daß er die Schulter gegen die Tür hatte rammen müssen, um sie zu schließen. Das Tafelservice seiner Großmutter, das zu zerbrechlich war, um es zu benutzen, und zu sehr Familienbesitz, um es wegzugeben, stand auf dem Schrank im Bad. In der winzigen Küche türmten sich Bratpfannen, Topflappen und Weingläser über dem Miniatur-Arbeitstisch und auf dem Fußboden daneben. Abigail, völlig erschöpft vom Zerlegen eines Zwanzigpfundsacks Hundefutter, schlief auf Cavanaughs Winterparka. Als die Türklingel anschlug, fühlte Cavanaugh Erleichterung.
    »Marty! Ich dachte, Sie wären immer noch im Urlaub!«
    »Ich bin wieder zurück.«
    »Kommen Sie rein!«
    Felders arbeitete sich durch das Wohnzimmer, wobei er dem verstreuten Hundekuchen auszuweichen trachtete. »Toll, was Sie aus der Wohnung gemacht haben.«
    »Die Wohnung mag mich einfach nicht.«
    »Was, schon? Na, dann fügen Sie sie der wachsenden Liste hinzu. Ist Ihre Suspendierung nicht endlich vorbei?«
    »Nein«, sagte Cavanaugh. Felders wußte ohne Zweifel auf den Tag genau, wie lange die Suspendierung noch andauerte. Da war etwas am Kochen.
    »Hören Sie zu«, sagte Felders, und das hieß, daß er jetzt zum Thema kam; je wichtiger das Thema, desto wanderlustiger wurde er, und jetzt wanderte er, knirschenden Hundekuchen unter den Sohlen, vom Fenster zum Bücherregal und von dort zur Küche. »Hören Sie zu, Bob, drei Dinge.«
    »Schießen Sie los.«
    »Wenn Dunbar nach Budapest geht, werde ich die Dienststelle in Baltimore übernehmen.«
    Cavanaugh spürte, wie sein Grinsen ihm fast den Kiefer sprengte. Er würde wieder Felders unterstehen! Felders war der beste Agent, den Cavanaugh kannte. Felders würde die Dienststelle Baltimore auf Vordermann bringen, bis sie lief wie ein gut geölter Motor. Felders würde ihn aus dem Süden von Maryland herausholen. Felders würde …
    »Die zweite Sache sollten Sie eigentlich nicht wissen«, sagte Felders. »Verdammt, ich sollte sie selbst nicht wissen. Aber die Dienstaufsicht hat den Endbericht über Sie fertig …«
    »Fertig?« unterbrach ihn Cavanaugh. »Unmöglich!« Es war erst drei Wochen her! Die Dienstaufsicht wurde nie fertig in drei Wochen! Da kamen noch Befragungen, Auswertungen, ein erster Bericht ans Hauptquartier, weitere Auswertungen, ein Endbericht, der von den Ermittlungsbeamten der Dienstaufsicht selbst verfaßt wurde … Drei Wochen waren unmöglich. Außer irgend jemand weit oben war kräftig am Schieben …
    »Eine Versetzung wegen mangelnder Einsatzbereitschaft mit augenblicklicher Wirkung. An die Dienststelle Singleton, North Dakota.«
    Cavanaugh sank auf einen Stuhl. Singleton, North Dakota! J. Edgar Hoover pflegte seine Agenten nach Butte, Montana, zu verbannen, aber das hier war ja weitaus schlimmer! Butte war wenigstens eine Stadt. Singleton war eine Pockennarbe auf der Prärie!
    »Die dritte Sache«, fuhr Felders fort – er hatte nicht viel

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