Moskito
Hauptsorge ist, denn bislang kamen alle Opfer aus der Zivilbevölkerung.«
Zentrum: 2 Punkte, Armee: 1.
Sanchez nickte. »Das sehen wir auch so. Und deshalb waren wir so frei, dazu eine Prioritätenliste zusammenzustellen. – David?«
Der Malariaexperte verteilte Fotokopien an alle.
Gleichstand, dachte Cavanaugh, während er die Prioritäten überflog.
1. Sicherheit für die Zivilbevölkerung
2. Isolierung und Vernichtung des Krankheitsüberträgers Anopheles quadrimaculatus
3. Identifikation und Festnahme der für die Infektion des Überträgers verantwortlichen Person(en), (falls anwendbar)
4. Förderung des wissenschaftlichen und medizinischen Fortschritts auf dem Gebiet
Farlow sagte: »Bestimmt ist die Armee für den Punkt zwei besser gerüstet als wir. Also schlage ich vor, daß die Anopheles-Bekämpfung allein bei Ihnen liegt, obwohl Sie sich dabei selbstverständlich hinsichtlich der Pestizide, deren Anwendung in diesem Fall erlaubt ist, mit der Umweltbehörde ins Einvernehmen setzen müssen.«
Der Anwalt sah ruckartig von seinen Notizen hoch. Cavanaugh wußte, daß Colonel Sanchez – gar nicht zu reden von Colonel Colborne – an der Vorstellung, daß das U.S.-Militär bei der Umweltbehörde vorstellig werden müßte, keinen großen Gefallen fand.
Aber Farlow fuhr unschuldig fort: »Was die Isolierung betrifft, so haben wir dazu bereits einige Gedanken. Melanie?«
Melanie schenkte der Armee ein Lächeln. Nun, warum auch nicht, dachte Cavanaugh; immerhin nahm man dort Theorien über den Einsatz biologischer Waffen für gewöhnlich weitaus ernster, als es das Zentrum bisher getan hatte. Sie hätte ebensogut auf deren Seite stehen können. Hatte Farlow dem Rechnung getragen?
»Mir ist durchaus bewußt, daß alles, was ich jetzt sagen werde, dem USAMRIID längst bekannt ist«, sagte Melanie taktvoll, »aber bitte üben Sie trotzdem Geduld während meiner Ausführungen, denn ich glaube nicht, daß der Vertreter des FBI, den wir hier bei uns haben, mit diesem Material vertraut ist. Medizin ist nicht sein Fachgebiet. Er ist verantwortlich für Priorität drei.«
Alle sahen Cavanaugh an, den Ignoranten, von dem man offenbar erwartete, er würde Priorität drei als Einmanntrupp ausführen. Priorität drei – die, wenn er es recht bedachte, von seinem Standpunkt aus Priorität eins war. Er widerstand der Versuchung, auf der Prioritätenliste herumzukritzeln.
»Die Übertragung von Malaria, Robert«, fuhr Melanie fort, »ist äußerst stark von Zahlen abhängig. Von der Anzahl der Mücken. Vom Umfang der gefährdeten Bevölkerung. Von der Anzahl von Gametozyten im Blut der Träger, welche die Anzahl von Sporozoiten im Speichel der Mücke bestimmt, durch den die nächsten Opfer angesteckt werden. Selbst die Anzahl von Tagen, an denen Temperatur und Luftfeuchtigkeit die Fortpflanzung von Moskitos begünstigen, sind von Bedeutung. Es gibt Berechnungen, die zeigen, daß selbst kleine Veränderungen in diesen Zahlen Einfluß auf den Verlauf einer Epidemie haben. Diese Berechnungen wurden bereits vor Jahrzehnten von Doktor George MacDonald entwickelt.
Wir haben die Berechnungen nun mit unseren Werten durchgeführt, und ich bin überzeugt, daß das USAMRIID das gleiche getan hat. Im gemäßigten Klima ist es möglich, die Gleichungen durch intensive Begrenzungsmaßnahmen zu beeinflussen. In den Tropen gelingt das nicht, weil sowohl Anopheles als auch Plasmodium dermaßen gut gedeihen, daß jede Veränderung, die man vornimmt, einfach niedergewalzt wird. Wozu natürlich kommt, daß Gegenden wie Afrika oder die Philippinen zu arm sind, um die notwendigen finanziellen Mittel für eine Begrenzung aufzubringen. Aber Maryland liegt nicht in den Tropen, und die Regierung der Vereinigten Staaten ist nicht arm. Eine Eindämmung dieser Epidemie sollte machbar sein – wenn wir damit anfangen, etwas zu machen.«
Das war ein Seitenhieb gegen Farlow. Cavanaugh fragte sich, ob Farlow wußte, daß er einen Maulwurf an seiner Seite sitzen hatte. Natürlich wußte er es.
Colonel Sanchez strahlte sie an. »Freut mich zu hören, daß wir da einer Meinung sind, Frau Doktor Anderson. Darüber hinaus bietet sich USAMRIID durch die Nähe von Fort Detrick zu den Krankheitsherden als logische Wahl für Leitung und Ausführung der Operation an.«
»Für die Ausführung sicher«, bemerkte Farlow mit leichter, aber unüberhörbarer Betonung.
Oh-oh, dachte Cavanaugh, jetzt geht’s los.
Joe Krovetz, der neben Cavanaugh
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