Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
machte keinen wirklichen Unterschied zwischen einer Sichelzellenanlage, die auf nur einem Gen beruht, oder einer ausgewachsenen Sichelzellenkrise, für die es zwei Gene braucht und die eine echte Gesundheitsgefährdung darstellt.«
    Cavanaugh nickte. Wieder benutzte sie ihn als Vorwand, um über etwas zu dozieren, was jeder andere im Raum bereits wußte. Es ließ ihn als Dummkopf dastehen, obwohl das sicher nicht ihre Absicht war. Aber es gab nichts, was er dagegen hätte tun können.
    »Und weil der Unterschied zwischen einem Sichelzellen-Gen und zweien nicht deutlich genug herausgestrichen wurde, dachten viele Schwarze, die nur die Anlage hatten, daß sie an einer echten Krankheit litten. Sie würden nicht glauben, was daraufhin alles passierte, Robert. Etliche Versicherungsgesellschaften nannten die Sichelzellenanlage ein ›chronisches Leiden‹ und verweigerten in einem solchen Fall die Krankenversicherung. Einige Fluglinien wollten Träger der Sichelzellenanlage nicht als Piloten einstellen. Die Akademie der U.S. Air Force lehnte schwarze Bewerber mit der Anlage ab. Und etliche Wissenschaftler traten tatsächlich in bundesweit gesendeten Fernsehprogrammen auf und und forderten, daß schwarze Träger der Anlage zum Wohl der Volksgesundheit keine Nachkommen haben sollten.«
    »Melanie«, sagte Farlow mit zusammengebissenen Zähnen, »niemand behauptet …«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Melanie, hob beide Hände und lächelte. Cavanaugh hatte den Eindruck, daß sie sich bemühte, versöhnlich zu wirken. Es war kein Erfolg. »Aber es ist damals geschehen! Und wir wollen doch nicht, daß sich so etwas wiederholt.«
    Sanchez wandte sich an Farlow. »Beabsichtigen Sie, die Bluttests auf Sichelzellenanlage aus der Priorität eins wegzulassen?«
    »Nein«, sagte Farlow. »Aber es sollten Maßnahmen zur Sicherung strengster Vertraulichkeit in Betracht gezogen werden.«
    »Gewiß«, sagte Sanchez, ohne ins Detail zu gehen. Offensichtlich gehörte dieses Problem nun Farlow ganz allein. Cavanaugh war froh, nicht an Melanies Stelle zu sein.
    Der Rest der Besprechung ging glatter über die Bühne. Nach zweistündiger Diskussion – einschließlich geringfügiger Wortmeldungen Warfields und des Anwalts – stand ein Plan fest.
    Die Gesundheitsbehörde würde jedem Arzt, jeder Ambulanz und jedem Krankenhaus in Maryland und Virginia ein auch prophylaktisch wirkendes Antimalariamittel namens Mefloquin liefern. Und diese Stellen würden auch Blutproben für eine freiwillige, streng vertrauliche Untersuchung auf Sichelzellenanlage nehmen.
    Das Zentrum für Seuchenkontrolle würde verschiedene, leicht verständlich abgefaßte Richtlinien herausgeben: Was tue ich, wenn sich herausstellt, daß ich Träger der Sichelzellenanlage bin? Was tue ich, wenn ich von einer Mücke gestochen werde? Was tue ich, wenn jemand in meiner Gegenwart einen Schlaganfall erleidet? Wo bekomme ich gratis in Permethrin – einem für Menschen unschädlichen Mückenrepellent – getränkte Moskitonetze? Welche Insektizide sind für den Gebrauch im Haus und in der Umgebung von Kindern geeignet und welche nicht?
    Das USAMRIID hingegen würde Richtlinien – ebenso in leicht verständlicher Sprache – herausgeben, die den Menschen erklärten, wie sie Stechmücken davon abhalten konnten, in der Nähe ihrer Häuser zu brüten: das Vogelbad ausleeren; alte Autoreifen eingraben; flache Senken im Boden und Hohlräume in Baumstümpfen mit Erdmaterial auffüllen; stehendes Wasser aus dem Rinnstein kehren; schattenspendenden Bewuchs an Teichrändern entfernen; Wasserbehälter und Regentonnen zudecken; Kinderplanschbecken jeden Abend entleeren.
    Die Gesundheitsbehörde würde alle Ratgeber drucken und in Einkaufszentren, auf Parkplätzen, in Büros und Arztpraxen, in Ferienlagern, bei öffentlichen Veranstaltungen und überall sonst, wo es möglich war, verteilen lassen. Sie würde auch für das Senden von Fernseh- und Radioversionen dieser Richtlinien sorgen.
    Das USAMRIID würde die Soldaten des 110. Bataillons, das in Fort Detrick stationiert war, dazu einsetzen, die Befolgung der für den Haushaltsbereich geltenden Richtlinien durch die Zivilbevölkerung zu kontrollieren. (»Aha«, murmelte Melanie neben Cavanaugh, »die erste Stufe zum Polizeistaat.« Aber sie sagte es nicht laut.)
    Außerdem würde das USAMRIID die Maßnahmen zur Moskitovernichtung in den Distrikten Saint Mary’s, Charles und King George County übernehmen.
    Das Zentrum würde mit der

Weitere Kostenlose Bücher