Moskito
saß, schob seinen Notizblock unauffällig näher an ihn heran. An den unteren Rand hatte Krovetz geschrieben: »DIE FEHDE HAT GESCHICHTE: EBOLA.« Cavanaugh nickte, doch er brauchte eine Sekunde, um sich daran zu erinnern, daß Ebola auch eine Krankheit war, bei deren Eindämmung das Zentrum für Seuchenkontrolle und das USAMRIID in Afrika zusammengearbeitet hatten.
»Der Armee obliegt die Leitung jeder Operation, die sie ausführt«, sagte Sanchez steif.
»Und was die Zivilbevölkerung angeht, trifft das auch für das Zentrum zu«, ergänzte Farlow.
Ein angespanntes Schweigen folgte. Mitten hinein sagte der Beamte des Distriktsgesundheitsamtes – dessen Anwesenheit Cavanaugh völlig vergessen hatte – schüchtern: »Nun, dann ist dieser Punkt erledigt.«
Alle starrten ihn an.
»Und natürlich«, fuhr er mit seiner hohen, quiekenden Stimme fort, »wird sowohl das Distriktsgesundheitsamt als auch die staatliche Gesundheitsbehörde Ihnen allen gern in jeder nur denkbaren Hinsicht behilflich sein. Falls Sie uns … äh … brauchen sollten. Bei Ihrer Priorität Nummer zwo, Colonel, und bei Nummer vier, Doktor Farlow, und … äh … bei Priorität eins, wie auch immer Sie sich die Maßnahmen hier teilen. Beziehungsweise könnten wir Maßnahmen übernehmen, die in Ihrer Prioritätenliste nicht enthalten sind. Falls Sie … äh … das möchten, natürlich. Falls … äh …«
Warfield räusperte sich. Cavanaugh versteckte sein Grinsen hinter der vorgehaltenen Hand. Der kleine Bürokrat hatte soeben den Revierkampf entschieden, indem er das Revier aufteilte, und anscheinend merkte er gar nicht, daß ihm das gelungen war.
»Und … äh … eines noch, falls es Ihnen nicht zu dreist erscheint. Die staatliche Gesundheitsbehörde hat sich bereit erklärt – ich war so frei, in diesem Sinne dort vorzufühlen –, den Aufwand für den Druck der Flugblätter ihrem eigenen Finanzierungszentrum zu übertragen. Flugblätter, um die Öffentlichkeit darüber zu informieren, wie sie sich zu verhalten hat. Falls Sie … äh … Flugblätter wollen. Wollen Sie doch, nicht wahr? Es liegt natürlich ganz bei Ihnen, aber ich … äh … hielte sie für eine gute Ergänzung zu den Bekanntmachungen in Radio und Fernsehen. Das … äh … läge dann in unserem Verantwortlichkeitsbereich. Mit Ihrem … äh … Einverständnis, natürlich.«
»Ihrem eigenen Finanzierungszentrum zu übertragen.« Cavanaugh wußte nicht, was das Zentrum für Seuchenkontrolle oder die Armee darunter verstand, aber er wußte verdammt gut, was das FBI darunter verstand. Es hieß, daß man, wenn Mist gebaut wurde, dem verantwortlichen Finanzierungszentrum die Schuld zuschieben konnte. Insbesondere dann, wenn sein Name bei Dingen wie öffentlichen Bekanntmachungen oder Flugblättern aufschien.
Sanchez und Farlow blickten nachdenklich drein. Captain Hosner, der Anwalt, schob Sanchez eine Notiz hin. Und dann ergriff Colonel Colborne, das höchste Tier unter den Anwesenden, zum ersten Mal das Wort: »Vielleicht sollten wir uns jetzt den Einzelheiten dieser Operation zuwenden.« Farlow und Sanchez nickten, und das Zuständigkeits-Hickhack war mit einem Mal beendet. Ein ehrenvoller Frieden.
Nicht ganz.
Farlow sagte: »Als Teil unserer Priorität kann das Zentrum für Seuchenkontrolle – mit Unterstützung der Gesundheitsbehörde – die Zuständigkeit für Bluttests übernehmen – sowohl auf P. reading als auch auf Sichelzellenanlage. Nach unserem Dafürhalten …«
»Verzeihung«, unterbrach ihn Melanie Anderson. »Bluttests auf Sichelzellenanlage?«
Aller Augen wandten sich ihr zu, einschließlich jener Cavanaughs. Bis jetzt hatte außer den Bossen keiner der Anwesenden ohne Aufforderung gesprochen. Aus der Art und Weise, wie Farlows Brauen sich zusammenzogen, schloß Cavanaugh, daß dem Mann eine Unterbrechung seitens eines Mitgliedes seines eigenen Stabes momentan höchst unwillkommen war.
Aber Melanie ließ sich nicht beirren. »Vielleicht sollten wir uns die Sichelzellentests noch einmal gut überlegen – im Licht dessen, was in den siebziger Jahren geschehen ist.« Sie drehte sich schwungvoll um zu Cavanaugh, was ihn erschreckte. »Ich gebe Ihnen dazu ein paar Informationen, Robert. Anfang der siebziger Jahre hat die Regierung Reihenuntersuchungen finanziert, um alle Träger des Sichelzellen-Gens zu identifizieren. Der Gedanke dahinter war, Menschen mit drohender Sichelzellenanämie eine frühestmögliche Hilfe zuteil werden zu lassen. Aber man
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