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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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nun in Erfahrung bringen konnte, ließ das FBI nach dem Erhalt erster Hinweise auf eine Häufung von Schlaganfällen bei Menschen afrikanischer Abstammung zwei Wochen verstreichen, ehe mit ernsthaften bundespolizeilichen Untersuchungen begonnen wurde. Das bedeutet, daß mehr als drei Wochen vergehen mußten, ehe man die Öffentlichkeit auf die Gefahren aufmerksam machte. Eine Krankenschwester des Gemeindekrankenhauses Dellridge in La Plata, Maryland, erklärte der Post, daß sie bereits am 4. Juni mit einem ihr namentlich nicht bekannten FBI-Beamten gesprochen und ihn über die erhöhte Schlaganfallinzidenz bei Patienten afrikanischer Abstammung informiert hätte. Die Krankenschwester, die anonym bleiben möchte, gibt an, daß der Agent die Information zwar schriftlich festgehalten hätte, »doch«, so sagte sie, »hörte ich nie mehr wieder etwas von ihm.«
    Malaria reading, wie die Krankheit jetzt genannt wird, befällt in erster Linie Menschen afrikanischer Abstammung mit einer Sichelzellenanlage und führt üblicherweise zu tödlich verlaufenden Gehirnschlägen. Die Sichelzellenanlage an sich ist jedoch nicht die Krankheitsursache, welche …
     
    RICHTLINIEN DES ZENTRUMS FÜR SEUCHENKONTROLLE UND DER GESUNDHEITSBEHÖRDEN UNBRAUCHBAR, SAGEN AKTIVISTEN
    New York – Die Vereinigung der Aktivisten afrikanischer Abstammung verwarf heute mit starken Worten die Richtlinien zum Schutz von Menschen afrikanischer Abstammung vor einer Infektion mit Malaria reading, herausgegeben von den Gesundheitsbehörden in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Seuchenkontrolle. »Vermeiden Sie einen Aufenthalt im Freien nach Sonnenuntergang; legen Sie stehende Gewässer trocken; schützen Sie sich vor Insektenstichen mit Hilfe von Repellent und den ganzen Körper bedeckender Kleidung … diese Ratschläge sind doch nicht aus dem wirklichen Leben gegriffen!« sagt Jesse Lawrence Arnold von der Aktivistenvereinigung. »In Washington herrscht eine Hitzewelle; wenn die wenig bemittelten Menschen in ihren Wohnungen bleiben sollen, dann ersticken sie! Viele können sich Insektenrepellent nicht leisten, und wie bringen Sie in einem sengend heißen Sommer die Kinder dazu, ›den ganzen Körper bedeckende Kleidung‹ zu tragen? Gar nicht zu reden von der Unmöglichkeit, jede Pfütze auf den Straßen, in Rinnsteinen und Regenrinnen der Stadt ›trockenzulegen‹. Wie wäre es mit ein wenig Realitätssinn, Gesundheitsbehörde?«
     
    »WER KANN SO ETWAS SCHRECKLICHES TUN?« FRAGT TRAUERNDE MUTTER
    La Plata, Maryland – In die Trauer der Mutter des sechsjährigen Thomas ›Junior‹ Carter, der gestern an Malaria reading starb, mischt sich hilflose Wut. »Irgendwer hat es auf uns abgesehen«, sagte LaWanda Carter unter Tränen beim gestrigen Interview in ihrem Heim. »Wer kann einem Kind bloß sowas antun? Ich werde keine Ruhe haben, bis ich nicht weiß, wer meinen Kleinen umgebracht hat!«
    Auch viele andere Menschen möchten das wissen. Das Büro für Öffentlichkeitsarbeit des FBI erklärt, daß die Liste der möglichen Verdächtigen lang ist. Obwohl die Bundespolizei mit Auskünften sehr sparsam umgeht – »alles andere wäre den Nachforschungen hinderlich« –, ist doch durchgesickert, daß sich die Untersuchungen im besonderen auf Spionageorganisationen ausländischer Regierungen, auf Biotechfirmen hier in der Gegend, auf Forschungslabors mit Versuchstieren und auf radikale Gruppen verschiedener Ausrichtung, einschließlich des Ku Klux Klan, konzentrieren. Die ›Weißen Wähler‹, eine Gruppe von Verfechtern der Überlegenheit der weißen Rasse, hat in einer Mitteilung an das FBI und die Washington Post die Verantwortung für …
     
    »Ich bin Special Agent Robert Cavanaugh vom FBI und möchte Ihnen ein paar Fragen stellen, Madam.«
    »Nur zu«, sagte Catherine Clarke. In Cavanaughs Augen sah sie nicht aus wie die Chefin einer bedeutenden Handelsfirma für Forschungs- und Laborbedarf. Etwa vierzig, kein Ehering, untersetzt, schlechte Haltung und dazu ein aus der Form geratenes braunes Kostüm, das selbst Cavanaugh als eine einzige Katastrophe erkannte. Wäre er draußen auf dieser Straße von Baltimore an ihr vorbeigegangen, hätte er sie nicht einmal wahrgenommen. Und hätte er sie wahrgenommen, hätte er sie am ehesten für irgendeine graue Maus aus einer Amtsstube gehalten. Soviel zu ersten Eindrücken.
    »Sie verkaufen unter anderem lebende Insekten für die landwirtschaftliche Forschung, ist das richtig?«
    »Ja, das ist richtig.

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