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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Möchten Sie einen Katalog sehen?«
    »O ja, vielen Dank«, sagte Cavanaugh. Er blätterte den Katalog durch, um sein Interesse zu dokumentieren, obwohl er sich eigentlich nicht vorstellen konnte, eine Sendung Seidenwanzen (»ideal für physiologische Studien oder als Anschauungsmaterial«) oder Feigenwespen (»widerstandsfähige Bestäuber Ihrer Smyrnafeigen«) zu ordern.
    »Haben Sie irgendeine Art von Moskitos in Ihrem Verkaufsprogramm?«
    »O ja«, sagte Miss Clarke. Sie zerrte an ihrer Kostümjacke herum, die ihr seitlich hochgerutscht war. »Wir bieten sieben Spezies als Larven und als erwachsene Exemplare an. Obwohl natürlich Culex unser zugkräftigster Artikel ist.«
    »Natürlich«, sagte Cavanaugh.
    »Nach den Fruchtfliegen, klarerweise. Jeder will Fruchtfliegen.«
    »Verständlich«, nickte Cavanaugh, und sie zuckte mit keiner Wimper. »Ist unter Ihren sieben Spezies auch Anopheles quadrimaculatus zu finden?«
    »Nein, leider nicht. Es gibt kaum Nachfrage nach den Anophelinen.«
    Cavanaugh schrieb ›null An.‹ auf seinen Notizblock. »Kennen Sie vielleicht einen anderen Anbieter von Forschungsbedarf, der die Anophelesmücke im Programm hat?«
    »Lassen Sie mich nachsehen.« Sie drehte sich auf ihrem Stuhl zum Computer und begann Dateien aufzurufen. Währenddessen kritzelte Cavanaugh auf seinem Block herum. Er verwandelte u und A in ›null An.‹ in Augen, ›ll‹ in eine Nase und die beiden ›n‹ in Ohren.
    »Die einzige Firma an der Ostküste, die A. quadrimaculatus im Programm hat, ist Stanton Supply in Atlanta. Möchten Sie die Adresse haben?«
    »Ja, bitte«, sagte Cavanaugh, und sie las sie ihm vor. Er schrieb sie auf seinen Block und vollendete die Augen und Ohren zu einem grinsenden Gesicht.
    »Es geht doch zweifellos um Malaria reading«, sagte Catherine Clarke. Plötzlich richtete sie ihre eingesunkenen Schultern gerade. »Sie sind der Mann, der die Sache als erster erkannt hat, nicht wahr? Wenn es etwas gibt, womit ich Ihnen helfen kann, irgend etwas …«
    Es war nicht das erste Mal, daß Cavanaugh mit Möchtegerndetektiven zu tun hatte. Komische Vögel. Sie hielten für puren Nervenkitzel, was der Job in ihrer Phantasie umfaßte: Gefahr, geballte Aktivität, Entscheidungen im Bruchteil einer Sekunde … Er sagte: »Vielen Dank, Madam. Sie haben mir bereits sehr gehol …«
    »Ich könnte Ihnen andere Mückenarten empfehlen, wenn Sie herausfinden möchten, durch welche gentechnische Veränderung diese Erreger erzeugt wurden! Selbstverständlich ohne daß Ihrer Behörde Kosten entstehen.«
    Cavanaugh stellte sich Jerry Dunbars Büro voller Moskitos vor, die mit den Computern und den Faxgeräten um die Wette surrten. »Vielen Dank, aber …«
    »Wir haben Unmengen von Toxorhynchites rutilus! Wird zur biologischen Bekämpfung anderer Spezies eingesetzt, wissen Sie. Außerdem geben die Larven ein gutes Futter ab. Sehr vielseitig verwendbar! In unseren Labors können wir täglich bis zu einer Million davon produzieren!«
    »Die Bundespolizei kann nicht …«
    »Oder vielleicht Aedes taeniorhynchus? Der Salzsumpfmoskito! Möglicherweise haben die Verbrecher mit diesem gearbeitet! Die weibliche Mücke ist ein ganz bemerkenswerter Blutsauger!«
    Jede Wette, dachte Cavanaugh, hütete sich aber, es laut auszusprechen. Catherine Clarke hatte ihren Drehstuhl etwas näher an den seinen herangerollt. Und jetzt legte sie eine Hand auf seinen Arm.
    »Ich war immer schon eine große Bewunderin des FBI, obwohl ich zum ersten Mal Gelegenheit habe, persönlich an einem Fall beteiligt zu sein! Mir ist sehr daran gelegen, das Meine zur Lösung beizutragen!«
    »In diesem Fall werde ich Sie Doktor Melanie Anderson vom Zentrum für Seuchenkontrolle weiterempfehlen. Sie koordiniert die wissenschaftliche Seite der Recherchen. Ich bin sicher, sie wird hocherfreut sein über Ihr großzügiges Spendenangebot. Sie ist eine erstaunliche Frau.«
    Catherine Clarke zog ihre Hand zurück. Distanziert sagte sie: »Wir haben bereits einen langjährigen Liefervertrag mit dem Zentrum.«
    »Na wunderbar«, lächelte Cavanaugh. Um das plötzliche eisige Schweigen zu überbrücken, vollendete er seine Zeichnung: ein Körper und Flügel rund um das grinsende Gesicht. Und dann Lippenstift. Der Moskito war eine Sie.
    »Dann hoffe ich, daß Sie in Atlanta mehr Glück haben.« Catherine Clarke stand auf, ohne ihm die Hand zu reichen.
    »Danke«, sagte Cavanaugh. Hier waren keine Informationen mehr zu holen; er hatte seinen Informanten

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