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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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ganz offensichtlich kaltgestellt. Zu schade, daß er nicht über Setons sichere Hand verfügte.
    »Miss Clarke …«
    »Bitte veranlassen Sie, daß Frau Doktor Anderson mich direkt kontaktiert. Meine Sekretärin wird Sie hinausführen.« Sie wandte ihm den Rücken zu.
    Es war immerzu das Sexuelle, das alles vermasselte. Man konnte Gift darauf nehmen.

INTERIM
     
     
     
     
    »He, Charlotte, kommst du Freitag mit ins Kino? Ein Film mit Brad Pitt!«
    Das Mädchen, das damit beschäftigt war, die Bücher in ihrem Spind zu verstauen, sah auf. »Wer kommt noch mit?«
    »Alle. Cam und Sue, DeShaun und Tomiko, Bob und Carol Ann.«
    »Na ja … ich weiß nicht.« Sie war völlig davon in Anspruch genommen, den genau richtigen Platz für ihr Physikbuch zu finden.
    Der magere Junge kam näher. Er hatte flachsblondes Haar, Sommersprossen und ein eckiges, linkisches Wesen, das erst in zehn Jahren attraktiv wirken würde. Aber Charlotte mochte ihn. Er war der klügste Junge, den sie kannte – und das in einer Schule, die deklariertermaßen für überdurchschnittlich kluge junge Menschen bestimmt war. Im Unterschied zu den meisten von denen war dieser Junge auch noch freundlich.
    »Hast du was, Charlotte? Du bist in letzter Zeit ganz anders als sonst.«
    »Alles bestens«, sagte sie, und das war eine Lüge.
    Er berührte sie leicht am Arm, und in ihrem Bauch begann es zu flattern. Ob das ’ne gute Idee ist? kommentierten ihre Freundinnen aus der Nachbarschaft. Wär’ wohl besser, sich mit seinesgleichen abzugeben. Aber wenn alle Menschen das täten, wie könnte sich die Welt dann je ändern? Und war es nicht gerade diese Veränderung, worauf eine Schule wie diese abzielte?
    Er zog die Hand zurück, und sein sommersprossiges Gesicht errötete. »Entschuldige. Wenn du nicht mitkommen möchtest mit mir … mit uns … wenn du … tut mir leid.« Er drehte sich um und wollte gehen.
    »Bill, warte.« Und jetzt legte sie ihm impulsiv die Hand auf den Arm, Schokolade auf Sahne. »Du denkst was Falsches. Es ist ja nicht, daß ich nicht mit dir ausgehen möchte … Ich meine … es ist nicht wegen euch …« O Gott, wie albern das klang! Aber wenigstens errötete sie nicht. »Es ist bloß …«
    »Bloß was?«
    Sie starrten einander an. Die Pausenglocke klingelte, aber keiner von beiden rührte sich. Seine Augen waren so schön … Und irgend etwas in den Tiefen dieser Augen ließ Charlotte hervorplatzen: »Ich habe Angst in der Nacht aus dem Haus zu gehen!«
    Er verstand sofort. »Die Moskitos.«
    »Wahrscheinlich bin ich blöd.«
    »Du kannst gar nicht blöd sein. Na ja, wie wäre es, wenn ich statt dessen morgen abend zu dir nach Hause komme, und wir können gemeinsam für die Mathematikprüfung lernen?«
    »Das wäre super! Ach du meine Güte, ich komme zu spät in die Französischstunde!«
    »A demain!« sagte er, und sie konnte nicht aufhören zu grinsen, während sie über den nunmehr leeren Korridor zu ihrer Klasse rannte.

SIEBEN
     
    Der Auftrag des Polizeiapparates ist im Grunde ein sehr einfacher: die Menschen zu schützen, denen wir dienen.
    - Louis J. Freeh, Direktor des FBI, 1996
     
     
    Als Cavanaugh in dem finsteren Raum erwachte, wußte er nicht, wo er war. Er setzte sich auf und tastete nach seinem Smith & Wesson. Der Revolver war auch nicht da. Dann überfiel ihn plötzlich der Geruch, und da erinnerte er sich wieder.
    Marcys Parfum. Überlagert von Abigails intensivem Hundegeruch. Cavanaugh lag auf dem Sofa in Marcys Wohnzimmer, und Abigail schlief zu seinen Füßen. Es war zwei Uhr morgens gewesen bei seiner Rückkehr aus Atlanta, wo er die Leute von Stanton Supply ergebnislos befragt hatte. Ja, man verkaufte unter all den anderen Standardartikeln auch die Anophelesmücke. Ja, alle Kunden waren Universitäten und wissenschaftliche Einrichtungen von untadeligem Ruf. Ja, selbstverständlich konnte man Agent Cavanaugh eine Kundenliste überlassen. Bei Stanton Supply war man höflich gewesen und überaus bemüht zu helfen. Die Liste hatte sich als völlig nutzlos herausgestellt.
    Cavanaugh hatte die nächsten zehn Stunden damit verbracht, in Atlanta die Mitarbeiter wissenschaftlicher Einrichtungen mit untadeligem Ruf zu befragen, und die anschließenden drei Stunden mit ärgerlichem Herumsitzen am Flughafen, während sein Flug angekündigt, verschoben, noch mal verschoben und schließlich aufgerufen wurde. Er verbrachte die Zeit mit dem Lesen von Zeitungen:
     
    MALARIA READING: FBI-EINSATZ UNSINNIG?
    »Man sollte

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