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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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leicht benommen von seinem Sprint über den Parkplatz und der Anzahl der Besprechungsteilnehmer. Die Zeit der widerwilligen Teilzeitagenten in einem Motelzimmer war zu Ende. Der Konferenzraum war zum Bersten voll. Dicht an dicht drängten sich die Stühle rund um den großen ovalen Tisch, und ein zweiter Ring von Zuhörern saß entlang der Wände. Agenten. Spezialisten. Doktor Farlow vom Zentrum für Seuchenkontrolle, heute in Anzug und Krawatte. Der Pressesprecher für die Dienststelle Baltimore. Verbindungsleute, deren Namen Cavanaugh nicht verstanden hatte, zu den anderen Bundesbehörden. Die zwei neu Hinzugekommenen von der Abteilung Fünf, die Agenten John Meath und Bruce Maloney; beide saßen still und mit unbeweglichen Mienen da. Und Doktor Gissing, der Cavanaugh noch unsympathischer wurde, weil er so vernünftig und unaufdringlich klang.
    »Die Person, nach der wir suchen, gehört in die Kategorie ›penibler Killer‹. Er – und es ist ein Mann – ist intelligent, plant sehr sorgfältig und begreift die volle Tragweite dessen, was er tut. Er ist ein Weißer Mitte bis Ende Vierzig. Es liegt auf der Hand, daß er fachliche Bildung auf dem Gebiet der Mikrobiologie besitzt. Er …«
    »Verzeihung«, unterbrach ihn Cavanaugh, »aber gehen wir davon aus, daß wir es mit einem Einzeltäter zu tun haben und nicht mit einer Organisation? Warum?«
    »Wir haben das behandelt, bevor Sie eintrafen, Robert«, bemerkte Dunbar spitz.
    Cavanaugh nickte. Er würde sich hinterher nähere Informationen beschaffen … aber es klang behämmert: ein Einzeltäter? Bei Terrorismus mittels Gentechnik? Das hatte weder Hand noch Fuß. Aber vielleicht steckte in dem Stapel Papiere, der vor ihm auf dem Konferenztisch lag, irgendeine Erklärung. Vielleicht stand darin auch eine Erklärung für das massive Anwachsen an verfügbaren Mitarbeitern seit gestern. Nichts im Radio hatte darauf hingewiesen.
    So unauffällig wie möglich begann er in den Papieren zu suchen, während alle anderen dem Täterprofil lauschten.
    »Er war ein erfolgreicher Student«, fuhr Doktor Gissing fort, »vielleicht sogar ein brillanter, aber den Doktor hat er nicht gemacht. Seit damals ging es mit seiner Karriere nicht so steil bergauf, wie es alle – er eingeschlossen – erwartet hatten. Das ist sehr wahrscheinlich auf Konflikte mit seinen Vorgesetzten zurückzuführen – oder auch auf eine gewisse Rigidität bei Arbeitsabläufen, bei denen er keine Abänderungen duldet, um sie gemeinsamen Projekten des Teams anzupassen. Möglicherweise arbeitet er immer noch auf wissenschaftlichem Gebiet. Möglicherweise auch nicht.«
    Nichts, was in den Papieren enthalten war, erklärte, weshalb sich das FBI nun plötzlich für einen Einzeltäter entschieden hatte. Aber vor Cavanaugh lag ein dringendes internes Memo von Direktor Broylin persönlich. Der Vermerk über seinen Beförderungsweg zeigte, daß es an alle 25.000 FBI-Angestellten verschickt worden war. Und es besagte, daß dieser Fall ab sofort Dringlichkeitsstufe eins hatte.
    Seit zwei Tagen? Wieso das?
    Cavanaugh fand die Antwort, als er einen Blick auf die Notiz warf, die der Agent zu seiner Linken auf das oberste Blatt seines Stapels gekritzelt hatte. Die Notiz lautete: »Lena Penniston 12 12 12! Jahre alt!!!!« Leonard Penniston leitete die Ermittlungsabteilung; er war der höchstrangige Schwarze beim FBI.
    Jeder Krieg war erst dann Realität, wenn man ihn am eigenen Leib verspürte.
    Gissing sprach immer noch: »… heterosexuell und hat ein stabiles Familienleben. Er ist mit einer Frau verheiratet – oder lebt mit ihr zusammen –, deren intellektuelles Niveau deutlich unter dem seinen liegt. Keine Kinder. Seinen Eltern und Geschwistern möglicherweise entfremdet, jedenfalls stehen sie ihm nicht nahe.«
    An alle 25.000 Angestellten des FBI! Das bedeutete: an Sekretärinnen, Labortechniker, Hausmeister, Analytiker und an alle Bürohengste, die sich mit den Spesenabrechnungen herumschlugen. Diese Sorte Generalmobilmachung war mehr als eine Reaktion auf den Tod der kleinen Lena Penniston. Sie war auch ein Pressemanöver. Seht nur, wie entsetzt wir sind über die sich häufenden Todesfälle unter unseren schwarzen Mitbürgern! Alle 25.000 werden wir uns mit voller Kraft in die Aufklärung dieses Falles stürzen – auch jene von uns, die das Ergebnis in keiner Weise beeinflussen können!
    »… nicht offen irgendeiner radikalen Gruppe angehört, obwohl er vielleicht ihre Aktivitäten mit väterlichem Wohlwollen

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