Moskito
KRIEGSVETERANEN!
RECHTSRADIKALE KREISE BENUTZEN MALARIA READING, UM STAATLICHE AUTORITÄT ZU UNTERGRABEN, SAGT MITARBEITER DES WEISSEN HAUSES!
MALARIA READING VON WEISSEN SEKTIERERN IN DIE WELT GESETZT, BEHARRT NATIONALE VEREINIGUNG ZUR FÖRDERUNG FARBIGER MITBÜRGER!
MALARIA READING AUS BIOTECHNISCHEM LABOR ENTKOMMEN – BEWEISE DAFÜR VORHANDEN, MEINT BÜRGERVEREINIGUNG!
MALARIA READING VON DENSELBEN LEUTEN GEMACHT, DENEN WIR DAS AIDS-VIRUS VERDANKEN, BEHAUPTET SPRECHER DES HOMOSEXUELLENVERBANDES!
IRAK HECKT MALARIA READING ALS VERGELTUNG FÜR GOLFKRIEG AUS, VERMUTET GENERAL A.D.!
MALARIA READING VOM HIMMEL GESANDT ALS STRAFE FÜR ZWEIFLER AN GOTTES WORT, ERKLÄRT SCHWARZER GEISTLICHER!
PHARMAUNTERNEHMEN ERZEUGEN MALARIA READING, UM UMSÄTZE ANZUKURBELN, VERMUTET KONSUMENTENVEREINIGUNG!
MALARIA READING FOLGE EINER LANDUNG AUSSERIRDISCHER – DAS IST DIE RACHE FÜR ROSWELL!
MALARIA READING: SCHOCKIERENDE GEHEIMDOKUMENTE BEWEISEN SPUR ZUR BUNDESFINANZBEHÖRDE!
Der Haken bei den kriminalpolizeilichen Nachforschungen rund um eine Epidemie bestand darin, entdeckte Cavanaugh, daß das Tempo nicht von den Ermittlern vorgegeben wurde. Es wurde auch nicht von den Gesetzesbrechern vorgegeben. Es wurde von den Moskitos vorgegeben.
Der Entwicklungszyklus der Anophelesmücke, erklärte ihm Melanie, dauerte etwa achtzehn Tage. So lang brauchte es, bis eine neue Generation Moskitos auftauchte – und bis jedes neuinfizierte Gebiet seine neuen Opfer hatte. Frische Informationen über die Epidemie würden wahrscheinlich erst zur Verfügung stehen, wenn es eine neue Generation von Opfern gab.
Und so wandte Cavanaugh in den beiden folgenden Wochen seine ungeteilte Aufmerksamkeit den radikalen Gruppen im südlichen Maryland und ihren nächsten Nachbarn zu – womit Dunbar ihn ohnehin beauftragt hatte. Keine dieser Gruppen verfügte nach Cavanaughs Meinung über die geistigen Fähigkeiten, auch nur eine Taschenlampe zu reparieren, geschweige denn neue Gene zu entwerfen. Nach Cavanaughs Meinung handelte es sich samt und sonders um Spinner, und die Einstellung der Nachbarn reichte von angeekelt bis bewundernd.
»Als ich den Aufruf zu dem Protestmarsch gegen die hohen Steuern bekam, ging ich hin«, sagte eine attraktive weiße Vierzigerin in Shorts und einem gestreiften T-Shirt, die Cavanaugh angesprochen hatte, als sie gerade dabei war, das Unkraut zwischen den Blumen in ihrem Vorgarten zu jäten. »Aber dann stellte sich heraus, daß es diese Separatistengruppe war. ›Arcadia‹ nennen sie sich, und der Anführer behauptet, er wäre der Botschafter Arcadiens in den Vereinigten Staaten. Sie sagen, sie hätten sich schon von den USA abgespalten, und die Steuern, die man ihnen ›abpreßt‹, wären eine Art ungesetzliche Tributzahlung, wie sie Atlantis vom Römischen Reich auferlegt wurde.« Sie summte das Thema aus ›Twilight Zone‹ und schwenkte dazu ihr Handtuch im Takt.
»Waren auch Schwarze bei dieser Versammlung?«
»O ja. Diese Leute betonten bei jeder Gelegenheit, daß es bei ihrer Gruppe keine Diskriminierung gibt. Sie hassen bloß den Staat als solchen, keine Individuen.«
»Vielen Dank für ihre Hilfe«, sagte Cavanaugh.
»Gern geschehen.« Sie wandte sich wieder ihren Azaleen zu.
Der nächste Interviewpartner war nicht so kooperativ. Er wohnte in einer Hütte an einer Schotterstraße. »Haben Sie ’nen Haftbefehl?« fragte der Mann und starrte Cavanaugh durch das erstaunlich löchrige Fliegengitter seiner äußeren Eingangstür böse an.
»Sir, Sie stehen nicht unter Verdacht. Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen stellen über eine Gruppe mit dem Namen ›Christliche Kämpfer‹, die angeblich ihr Hauptquartier auf dem Nachbargrundstück hat.«
»Über die weiß ich nichts.« Er schlug die Innentür zu.
Cavanaugh stieg in seinen Wagen und fuhr zur nächsten Hütte, vierhundert Meter weiter. Eine magere alte Schwarze in Jeans und ausgebleichter Baumwollbluse kam an die Tür. »Jass.«
»FBI, Madam. Special Agent Robert Cavanaugh. Dürfte ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
»Ich bin Mrs. Hattie Brown«, sagte sie hinter der Tür, deren Gitter vom Alter so weich und schlapp wie Verbandmull war.
»Über die Gruppe namens ›Christliche Kämpfer‹, deren Hauptquartier sich angeblich im Haus Nummer 487 an dieser Straße befindet.«
Ihre Miene hellte sich auf. Sie kam hinter der Tür hervor und starrte zu ihm herauf. Sie war ein winzigkleines Weiblein, nicht
Weitere Kostenlose Bücher