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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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größer als einsfünfzig, und wog bestimmt keine hundert Pfund. Aber Cavanaugh kannte den Typ: Sie hatte schon zu lange und zu hart gelebt, um sich noch vor vielem zu fürchten.
    »Sie werden denen ordentlich in den Arsch treten?«
    Er lächelte. »Das weiß ich noch nicht.«
    »Sollten Sie aber. Sin’ keine Guten nich’. Was die nich’ alles hassen: die Schwarzen, die Juden, die Mexikaner, die Katholiken. Sagen ›Satansbrut‹ dazu und sagen, die alle wären keine richtigen Menschen nich’ un’ hätten kein Recht auf Respekt. Einer von denen kam sogar in meine Kirche rein un’ hatte die Frechheit, aufzustehen un’ den ganzen Quatsch von sich zu geben! Sowas von unchristlich is’ mir noch nie zu Ohren gekommen! Mitten drin in meiner Kirche!«
    Cavanaugh holte seinen Block hervor. »Sprechen Sie weiter.«
    »Da is’ kein ›weiter‹ nich’! Ich sprang auf un’ schrie ihn an, daß er auf der Stelle sein dreckiges Schandmaul halten un’ abhauen soll, un’ Schwester Walters, die tat feste mit. Da kamen dann endlich die Mannsbilder in Bewegung, un’ der Saukerl zog ab.«
    »Ist es als Konsequenz dieses Vorfalls zu Vergeltungsaktionen welcher Art auch immer gekommen?«
    »Wie war das?«
    »Hat der Kerl oder irgend jemand anderer von den ›Christlichen Kämpfern‹ versucht, es Ihnen oder Schwester Walters heimzuzahlen? Oder auch nur damit gedroht?«
    »Ach wo«, sagte sie verächtlich. »Haben doch keinen Mumm in den Knochen. Blas’ denen ordentlich ins Gesicht, un’ sie rennen. Nehmen bloß das Maul voll.«
    »Na ja, das hat ja auch seine gute Seite, nicht wahr?« sagte Cavanaugh. Es war eine unprofessionelle Bemerkung, aber die Alte gefiel ihm immens. Aus zähem Holz geschnitzt, das dürre Ding.
    Sie warf den Kopf zurück und lachte auf. »Da haben Sie recht, Mann! Mit ’nem großen Maul hat noch keiner wen umgebracht!«
    »Eine Frage noch, Madam. Sind Ihnen je irgendwelche wissenschaftlichen Tätigkeiten bei den ›Christlichen Kämpfern‹ aufgefallen? Haben Sie vielleicht gesehen, daß kompliziert aussehende Geräte oder sonstige Gegenstände rein- oder rausgetragen wurden? Sind Ihnen Gespräche über Moskitos oder Gene oder Seuchen zu Ohren gekommen?«
    Ihre lächelnde Miene verschwand. »Ach das is’ es, was Sie rauskriegen wollen? Herrgott, Junge, die ›Christlichen Kämpfer‹ haben diese Pest nich’ gemacht. Die sin’ viel zu dämlich dazu. Die meisten von denen haben nich’ mal die Pflichtschule fertiggemacht, un’ wenn’s für die was Schlimmeres gibt als die Pfaffen, dann sin’ es die Wissenschaftler.«
    »Vielen Dank, Madam. Sie haben mir sehr geholfen.«
    »Ne, habe ich nich’. Hätte ich bloß gern. Meine Großnichte, die war eine von denen. Die is’ an dieser neuen Krankheit gestorben. Mit sechsundzwanzig.« Die alten Augen wandten sich nach innen, einem persönlichen Schmerz zu. Plötzlich sagte sie heftig: »Daß Sie mir die fangen, Junge, hören Sie? Daß Sie mir diese Schweine fangen!«
    »Wir bemühen uns, Madam.«
    Sie nickte energisch. »Denen muß man das Handwerk legen! Aber soll ich Ihnen was sagen, mein Sohn? Solche Kerle, wie die von den ›Christlichen Kämpfern‹, das sin’ nich’ die Leute, die so ’n Übel in die Welt bringen können. Dazu sin’ die viel zu doof für sowas. Warum vertun Sie Ihre Zeit damit, sich hier nach denen zu erkundigen?«
    »Weil mein Boss beim FBI es mir aufgetragen hat.«
    Sie nickte wieder. »Aha. Das FBI hält sich den Arsch nach allen Seiten bedeckt.«
     
    »Kurz gesagt, ja. Das FBI hält sich den Arsch nach allen Seiten bedeckt.« Was für ein erleichterndes Gefühl, es laut auszusprechen – und zwar vor jemandem, der es verstand, auch wenn dieser Jemand keinerlei Autorität besaß, sofern man von den langen Jahren des Überlebens absah. Cavanaugh schloß die alte Krähe ins Herz.
    »Isses nich’ immer dasselbe?« Sie seufzte, und wiederum wandten sich die tiefliegenden Augen nach innen. »Wieviel Zeit sich die Menschheit ersparen könnte, wenn man die Leute nich’ zwingen würde, sich immerzu den Arsch bedeckt zu halten.«
    »Goldrichtig«, sagte Cavanaugh. Zum ersten Mal in dieser ganzen Woche war er fröhlich gestimmt.
     
    Die ›Arische Nation‹ verfügte sowohl über die finanziellen Mittel als auch über die Motivation, um Plasmodium reading zu schaffen, aber diese Leute hatten keinen Hang zur Wissenschaft, und ihr Geld gaben sie für paramilitärische Ausrüstungen aus.
    Das ›Weiße Maryland‹ war ein böser

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