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Mottentanz

Mottentanz

Titel: Mottentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Weingarten
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einmal gesehen haben. Sie war vor zwei Jahren mindestens einmal hier.«
    Sobald ich die Worte gesagt habe, legt sich ein Ring um meine Brust. Ich habe mich von der Aufregung mitreißen lassen, als wir eine neue Information in der Kreditkartenabrechnung fanden, und davon, dass ich jetzt jemanden habe, der mir helfen will. Hierherzukommen, diese Mühe auf mich zu nehmen, hat mir das Gefühl gegeben, dass ich aktiv etwas tue und wir den nächsten Hinweis garantiert hier finden werden. Aber nur weil man stundenlang im Auto gesessen ist, findet man noch lange keine Hinweise, die einfach nicht da sind. Wir sitzen in einem Diner mitten in Nebraska, wo Nina vor zwei vollen Jahren ein einziges Mal war. Was
habe ich denn gehofft, hier zu finden? Bevor Rosie ihren Mund öffnet, kenne ich ihre Antwort schon.
    »Ich kann dir leider nicht weiterhelfen, Schätzchen.« Sie hat ihre Brille, die an einer Kette um ihren Hals hing, aufgesetzt und starrt Ninas Foto an. Dann mich, und mein Herz rutscht ins Bodenlose. »Ich erinnere mich leider nicht an sie. Wir bekommen nur sehr wenige Stammkunden, weil wir hier draußen am Highway liegen. Als der Laden hier aufgemacht hat, war die Oberkellnerin mit einem Busfahrer zusammen, also hat er hier immer angehalten, um sich mit ihr zu treffen. Irgendwann wurde es für das Busunternehmen, das diese Route fährt, Tradition, hier anzuhalten und Pause zu machen. Die einzigen Stammkunden, die wir haben, sind die Busfahrer und ein paar Trucker.« Rosie schaut noch einmal auf das Foto, gibt es mir zurück und schüttelt den Kopf. »Zu schade. Ein sehr hübsches Mädchen. Wird deine Schwester vermisst?« Sie fragt wie jemand, der die Antwort bereits erwartet.
    »Ja«, nicke ich. »Seit zwei Jahren.«
    »Oje, das tut mir leid, Schätzchen.« Rosie nickt ebenfalls. »Ihr zwei seht euch sehr ähnlich. Wenn ich nicht wüsste, dass du nach ihr suchst, hätte ich gedacht, das ist ein Foto von dir. Weißt du, wo sie hinwollte?«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Logisch«, sagt Rosie. »Sonst wäre sie ja nicht vermisst.« Ich starre auf den beigefarbenen Resopaltisch, auf die grün-weiße Platzdecke aus Papier mit dem Sweetie’s-Logo. Der Knoten in meinem Magen ist wieder zugeschnurrt.
    »Können wir vielleicht mit Ihren Kollegen sprechen?«, fragt Sean. »Vielleicht hat jemand anders sie gesehen.«

    »Glaube ich nicht«, sagt Rosie. »Die meisten anderen Mädchen sind neu hier. Hier hält es kaum jemand länger aus.«
    Ich nicke.
    »Kann ich euch was bringen?«
    »Drei große Eiskaffee«, sagt Sean. »Und ein überbackenes Käsebrot.« Er klappt die Karte zu.
    »Und für dich?« Ich schüttele den Kopf.
    »Sicher?«, fragt Sean. »Du musst doch inzwischen hungrig sein.« Seine Stimme ist leise und warm, als mache er sich Sorgen um mich. Er greift nach meiner Hand.
    »Dann auch ein Käsebrot, bitte«, gebe ich nach. Rosie nickt und lässt uns allein.
    Sean lässt seine Hand auf meiner liegen und drückt sie im Rhythmus eines Herzschlags.
    Eine Minute später stehen die Eiskaffees vor uns und das Essen kommt kurz danach.
    Seans Telefon vibriert auf dem Tisch zwischen uns. Er schaut darauf. »Lass uns in Ruhe!«, sagt er. Und lächelt mich an. Ich versuche, das Lächeln zu erwidern, aber ich kann nicht. Es ist mitten in der Nacht und wir sind so weit von zu Hause entfernt. Unsere Mission ist gescheitert. Jetzt sind wir nur noch zwei Menschen, die mitten in Nebraska in einem Diner sitzen, und zwar vollkommen grundlos. Ich will nur noch nach Hause, damit ich so tun kann, als sei dies alles nicht passiert.
    »Achtung, Passagiere von Buslinie 257.« Ein kleiner Mann in dunkelblauer Uniform steht weiter vorne von einem Tisch auf. »Abfahrt ist in fünf Minuten. Fünf Minuten. Wer dann nicht an Bord ist, muss hierbleiben, also sollten Sie jetzt ihre
Rechnungen begleichen, falls Sie das noch nicht getan haben.« Alles gerät in Bewegung.
    Wir essen schweigend weiter. Das heißt, Sean isst und ich starre auf meinen Teller. Das Diner ist jetzt beinahe leer. Ich schaue Sean an und stelle ihm die ebenso naheliegende wie zwecklose Frage: »Und was jetzt?«
    »Jetzt bezahlen wir, dann suchen wir uns einen Platz zum Schlafen. Und morgen überlegen wir uns den nächsten Schritt.« Sean sieht so entschlossen und hoffnungsvoll aus, dass ich nur nicke, obwohl ich nicht daran glaube, dass es einen nächsten Schritt gibt. Der nächste Schritt ist, dass wir nach Hause fahren und ich versuche zu vergessen, dass ich jemals die Zeichnung

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