Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
Vom Netzwerk:
spielen.
    Carson hörte zu, nickte im Takt mit und begann schließlich, Singer auf dem Banjo zu begleiten. Er hatte seit Monaten nicht mehr gespielt, und seine Chops waren nicht mehr so gut wie damals in Harvard. Langsam aber lösten sich seine Finger so weit, daß er ein paar Rolls versuchen konnte. Nun spielte Singer auf einmal die Begleitung, und Carson fand sich in der Rolle des Solisten. Er lächelte erleichtert, als seine Pulloffs noch so präzise klangen wie früher und ihm auch das Melodiespiel recht sauber von der Hand ging.
    Als sie mit dem Stück fertig waren, stimmte Singer Clinch Mountain Backstep an. Carson begleitete ihn und bewunderte des Direktors Virtuosität. Singer ging völlig in der Musik auf und spielte wie ein Mann, dem soeben eine Zentnerlast von der Seele genommen worden war.
    Zusammen spielten sie noch Rocky Top, Mountain Dew und Litte Maggie, und Carson wurde zunehmend sicherer. Schließlich erlaubte er sich sogar noch ein weiteres, fulminantes Solo, das ihm ein anerkennendes Nicken von seiten des Direktors einbrachte. Nachdem Singer selbst noch ein Solo zum besten gegeben hatte, beendeten die beiden ihr Spiel mit einem prachtvollen G-Akkord. Als dieser verklungen war, glaubte Carson leisen Applaus aus der Richtung des Wohnbereichs zu hören. »Danke, Guy«, sagte Singer, während er die Gitarre wegstellte und sich zufrieden die Hände rieb. »Wir hätten schon längst mal miteinander so eine Session machen sollen. Sie sind ein exzellenter Musiker.«
    »Aber lange nicht so gut wie Sie«, sagte Carson. »Trotzdem danke für das Kompliment.«
    Eine Weile starrten die beiden Männer wortlos hinaus in die Nacht. Dann stand Singer auf und ging in die Kantine, um sich einen Drink zu holen. Während Carson auf ihn wartete, ging ein schlampig gekleideter Mann an der Terrasse vorbei, der irgend etwas an den Fingern abzählte und laut in einer Sprache vor sich hinmurmelte, die Carson für Russisch hielt. Das muß Pawel sein, dachte Carson, der Bursche, von dem de Vaca mir erzählt hat. Noch immer murmelnd, verschwand der Mann um die Ecke. Kurz darauf kam Singer zurück, und Carson erkannte schon an seinen schweren Schritten, daß ihn die bedrückenden Gedanken, die ihn vorhin beim Musikmachen eine Zeitlang verlassen hatten, wieder in Beschlag genommen hatten. »Wie geht es Ihnen eigentlich mit Ihrer Arbeit, Guy?« fragte er, während er sich wieder setzte. »Wir haben ja schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr miteinander gesprochen.«
    »Ich schätze, Sie hatten mit Mr. Teece beide Hände voll zu tun«, sagte Carson. Der Mond war jetzt wieder hinter dichten Wolken verschwunden, so daß Carson mehr erahnen als sehen konnte, wie der Direktor bei der Nennung dieses Namens zusammenzuckte.
    »Der geht mir vielleicht auf die Nerven«, sagte Singer und nahm einen Schluck von seinem Drink, während Carson geduldig darauf wartete, daß er weitersprach. »Ich kann nicht gerade sagen, daß ich große Stücke auf ihn halte. Er ist einer von diesen Besserwissern, die einen an ihrem Wissen nicht teilhaben lassen wollen. Die meisten Informationen scheint er dadurch zu bekommen, daß er die Leute gegeneinander ausspielt. Wissen Sie, was ich meine?«
    Carson wählte seine Worte mit Sorgfalt, als er antwortete. »Dazu habe ich nicht lange genug mit ihm gesprochen, aber er schien unsere Arbeit hier nicht allzu positiv zu beurteilen.« Singer seufzte. »Man kann nicht von allen Leuten erwarten, daß sie verstehen, geschweige denn gutheißen, was wir hier zu erreichen versuchen, Guy. Das gilt natürlich in besonderem Maße für Bürokraten und Aufpasser wie Teece. Ich kenne solche Leute zur Genüge. Viele von ihnen sind gescheiterte Wissenschaftler, die anderen den Erfolg neiden, der ihnen verwehrt geblieben ist.« Er nahm einen Schluck und fuhr fort: »Na ja, früher oder später wird er wohl mit seinem Bericht über uns herausrücken müssen.«
    »Ich denke eher früher«, entgegnete Carson und bereute augenblicklich, daß er das gesagt hatte. Er spürte, wie Singer ihn aus der Dunkelheit heraus anstarrte.
    »Das glaube ich auch«, sagte Singer. »Sonst hätte er es nicht so eilig gehabt, von hier nach Radium Springs zu kommen. Er bestand darauf, daß ich ihm einen Geländewagen lieh. Sie scheinen mir der letzte zu sein, mit dem er vor seiner Abfahrt gesprochen hat.«
    »Er sagte, er habe sich denjenigen, der am meisten mit dem X-FLU-Virus zu tun hat, bis zum Schluß aufgespart.«
    »Hmmm«, brummte Singer und trank

Weitere Kostenlose Bücher