Mount Dragon - Labor des Todes
nur«, flüsterte de Vaca. »Da ist BrandonSmith. Und da sind Vanderwagon und Pawel, von dem mir jetzt der Nachname nicht einfällt. Und da ist ach, du meine Güte...«
Mit einemmal hielt Carson das Video an, trennte den Computer vom Netzwerk und schaltete das Terminal ab. »Lassen Sie uns einen Spaziergang machen«, sagte er.
»Das waren also die Beta-Tester«, sagte de Vaca, als sie langsam am inneren Zaun entlanggingen. »Und sie haben alle das Zeug bekommen, nicht wahr?«
»Alle, ohne Ausnahme«, sagte Carson. »Von den Wachleuten bis hinauf zu Singer. Alle außer uns. Wir beide sind die einzigen Neuankömmlinge seit dem 27. Februar, an dem das Video gedreht wurde.«
»Wie haben Sie das alles überhaupt herausgefunden?« fragte de Vaca und verschränkte die Arme vor der Brust, als friere sie trotz der spätnachmittäglichen Hitze.
»Als ich heute vormittag zu Singer in sein Büro ging, sah ich, wie er ständig die Gegenstände auf seinem Couchtisch zurechtrückte. Seine Bewegungen hatten etwas Zwanghaftes, das mir seltsam vorkam und irgendwie nicht zu Singer zu passen schien. Dann erinnerte ich mich daran, wie sich Vanderwagon benommen hatte, kurz bevor er sich das Auge ausgestochen hatte, und an BrandonSmith' neurotisches Gehabe ein paar Tage vor ihrem Tod. Und dann bemerkte ich, daß Singer blutunterlaufene Augen mit einem gelblichen Schimmer im Weiß hatte. Genauso hatten Vanderwagons Augen ausgesehen. Auch Nyes Augen sind seit längerem blutunterlaufen. Denken Sie nur mal nach. Haben Sie nicht auch in letzter Zeit an vielen Leuten hier solche Augen bemerkt? Ich jedenfalls habe das. Ich dachte immer, es käme vorn Streß, der die Leute nicht schlafen läßt.« Carson zuckte mit den Achseln. »Von Singers Büro ging ich in die Bibliothek und habe mich den Rest des Tages über mit den Forschungsunterlagen von PurBlood vertraut gemacht.«
»Und dabei sind Sie auf die Videodatei gestoßen«, sagte de Vaca.
»Richtig. Die Belegschaft von Mount Dragon als Beta-Tester für das neue Produkt von GeneDyne zu gewinnen, war wohl wieder eine von Scopes' grandiosen Ideen. Übrigens ist es bei Pharmafirmen gang und gäbe, ein Präparat zunächst an Freiwilligen aus den Reihen der eigenen Mitarbeiter auszuprobieren. Der Videofilm entstand vermutlich, um ihn später für Werbezwecke verwenden zu können.«
»Ob das wohl ein Erfolg geworden wäre? Manche der Freiwilligen sahen alles andere als glücklich aus«, sagte de Vaca trocken. »Aber Scopes ist nun mal ein brillanter Redner«, entgegnete Carson. »Wenn dann auch noch Burt eine Lanze für die Sache bricht und viele Kollegen sich eine Transfusion verabreichen lassen, kann man sich dem Druck wohl kaum mehr entziehen.«
»Aber was um alles in der Welt geschieht denn jetzt mit ihnen?« fragte de Vaca und gab sich Mühe, nicht allzu besorgt zu klingen.
»Offenbar hat PurBlood, je länger es sich in ihrem Körper befindet, einen toxischen Effekt auf sie. Vielleicht greift irgend etwas die Membranhülle an und löst Mutationen in der DNA aus. Wenn die Hülle zerfällt, gelangt ihr Inhalt ins Blut.«
»Woher wissen Sie denn so sicher, daß PurBlood an diesem seltsamen Verhalten schuld ist?« fragte de Vaca stirnrunzelnd. »Was sollte es denn sonst sein? Sie haben alle eine Transfusion bekommen, und sie fangen alle an, dieselben Symptome zu zeigen.«
»Dopamin«, murmelte de Vaca. »Was hat Teece Ihnen noch mal über Dopamin erzählt?«
»Er sagte, daß Burt und Vanderwagon beide erhöhte Dopamin- und Serotoninspiegel hätten. Ebenso wie BrandonSmith, auch wenn bei der die Spiegel etwas niedriger waren. Außerdem meinte er, daß Leute, die zuviel von diesen Neurotransmittern im Gehirn haben, unter Verfolgungswahn, Wahnvorstellungen und psychotischem Verhalten leiden. Sie haben doch zwei Jahre lang Medizin studiert. Stimmt das?« De Vaca blieb stehen.
»Nicht, gehen Sie weiter, Susana. Hat Teece mit seiner Behauptung recht gehabt?«
»Ja«, antwortete sie schließlich. »Die Produktion körpereigener Stoffe ist sehr genau ausbalanciert. Falls die mutierte DNA in PurBlood dem Körper befehlen sollte, größere Mengen von...« Sie hielt inne und dachte nach. Dann fing sie noch einmal von vorne an: »Depressionen und Desorientiertheit könnten eine Folge von zuviel Dopamin und Serotonin sein, gepaart mit einem zwanghaft-kompulsiven Verhalten. Bei stark erhöhter Ausschüttung könnte es auch zu extremem Verfolgungswahn und fulminant verlaufenden Psychosen
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