Mount Dragon - Labor des Todes
der Geschichte von GeneDyne arbeiten. Wie kommt es, daß Sie beide dann nicht viel tun?« Carson nickte und wünschte, Harper würde etwas weniger laut sprechen. Selbst wenn es ihnen gelingen sollte, einen Geländewagen zu stehlen, was sollten sie sagen, wenn sie wieder in die Zivilisation zurückgekehrt waren? Wer würde schon zwei verstört dreinblickenden Leuten glauben, die gerade aus der Wüste kamen? Sie mußten Beweise für ihre Behauptungen auf irgendeinem transportablen Medium sichern und es mitnehmen. Aber konnten sie es überhaupt wagen, das X-FLU-Virus in den Händen von Leuten zu belassen, die alle mehr oder weniger verrückt waren? Aber was konnten sie andererseits schon groß ausrichten, wenn sie hierblieben? Wenn es ihnen allerdings gelänge, die Beweise für die Gefährlichkeit von PurBlood Professor Levine zuzuspielen, konnten sie hierbleiben und aufpassen, daß mit dem Virus kein gefährlicher Unsinn gemacht wurde, während Levine dafür sorgte, daß man ihnen von außen zu Hilfe kam. Es war zwar unmöglich, unbemerkt Gigabytes von Informationen durch das Netz zu schicken, aber...
Auf einmal spürte Carson, wie eine Faust ihn am Hemd packte und mit brutalem Griff den Stoff zusammendrehte. »He, ich rede mit Ihnen, Sie Arschloch!« sagte Harper und zog Carson fast aus seinem Stuhl.
Carson wollte aufstehen und protestieren, aber da spürte er, wie de Vaca ihm beruhigend die Hand auf den Unterarm legte. »Tut mir leid«, murmelte er. Der Druck von de Vacas Hand wurde schwächer.
»Warum ignorieren Sie mich?« fragte Harper laut. »Was verschweigen Sie mir?«
»Tut mir wirklich leid, George. Ich habe gerade an etwas anderes gedacht.«
»Wir hatten in letzter Zeit eine Menge Arbeit«, sagte de Vaca in bemüht freundlichem Ton. »Da geht einem viel im Kopf herum.«
Carson spürte, wie Harpers Faust sein Hemd fester zusammendrehte. »Aber gerade eben haben Sie gesagt, daß Sie nicht viel getan hätten. Das habe ich genau gehört. Also was stimmt jetzt?« Carson blickte sich um. Die Leute an den Nebentischen sahen bereits zu ihnen herüber, und in ihren zuvor so stumpfen und leeren Blicken glomm eine gewisse Vorfreude, wie Carson sie früher öfter kurz vor Ausbruch einer Rauferei zwischen Cowboys gesehen hatte.
»George«, sagte de Vaca, »ich habe gehört, Ihnen sei neulich ein großer Durchbruch gelungen.«
»Von wem?« fragte Harper.
»Singer hat mir das erzählt. Er sagte, Sie machten enorme Fortschritte.«
Harper ließ Carson los und hatte ihn anscheinend sofort vergessen. »John hat das gesagt? Das wundert mich nicht.« De Vaca lächelte und legte Harper die Hand auf den Arm. »Ach, übrigens: Ich war schwer beeindruckt davon, wie souverän Sie neulich die Sache mit Vanderwagon geregelt haben.« Harper lehnte sich zurück und sah sie lange an. »Danke«, sagte er schließlich.
»Ich wollte Ihnen das eigentlich schon längst einmal sagen. Tut mir leid, daß ich es immer wieder vergessen habe. Das war wirklich nachlässig von mir.«
Carson sah, wie de Vaca Harper mit einem mitfühlenden und verständnisvollen Gesichtsausdruck direkt in die Augen sah. Dann senkte sie ihren Blick vielsagend auf Harpers Hände. Er reagierte genau so, wie sie es vorhergesehen hatte. »Da, sehen Sie sich das an«, sagte er und zeigte ihr seine Fingernägel. »Sie sind schmutzig. Verdammt. Bei all den Keimen, die hier herumschwirren, muß man verdammt vorsichtig sein.« Ohne ein weiteres Wort schob er seinen Stuhl zurück und verschwand in Richtung Toiletten.
Carson atmete erleichtert aus. »Gott im Himmel«, flüsterte er. Obwohl sich die Wissenschaftler an den Nebentischen wieder ihren Mahlzeiten widmeten, herrschte in der Kantine noch immer eine Atmosphäre gespannter Erwartung. »Es war wohl keine gute Idee, hierherzukommen«, murmelte de Vaca. »Ich habe sowieso keinen Hunger.« Carson bemühte sich, ruhiger zu atmen und schloß einen Moment die Augen. Kaum hatte er das getan, schien auch schon die Welt um ihn herum zu versinken. Großer Gott, war er müde! »Ich kann jetzt langsam nicht mehr denken«, sagte er. »Ich schlage vor, wir treffen uns um Mitternacht im Röntgenlabor und legen uns bis dahin noch eine Weile aufs Ohr.«
»Sind Sie verrückt?« schnaubte de Vaca. »Wieso soll ich ausgerechnet jetzt schlafen?«
Carson warf ihr einen vielsagenden Blick zu. »Weil Sie nicht so bald wieder die Gelegenheit dazu bekommen werden«, sagte er.
Charles Levine starrte auf den blauen Umschlag mit den
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