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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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mich recht erinnere, verläuft die Lava in einem weiten Bogen nach Osten«, sagte Carson. »Am besten folgen wir ihr ein paar Kilometer, bis wir nach Norden abbiegen.« Sie gingen so langsam, daß die Pferde hinter ihnen Zeit hatten, sich ihren Weg über das scharfkantige Gestein zu suchen. Gott sei Dank sehen Pferde in der Nacht viel besser als Menschen, dachte Carson. Er selbst konnte die Lava unter Roscoes Hufen nicht einmal erkennen, für ihn war sie so schwarz wie die Nacht ringsum. Lediglich die verstreuten Yuccapalmen, die Flechten und die vom Wind herbeigewehten Sandhäufchen gaben ihm zusammen mit sporadisch aus der Lava herausgewachsenen Grasbüscheln eine vage Vorstellung von der Landschaft, durch die sie sich bewegten. So schwierig sie auch war, die Fortbewegung hier am Rand des Lavafeldes war geradezu ein Kinderspiel, verglichen mit dem, was einen in seinem Zentrum erwartete. Dort sah Carson große Lavablöcke wie riesige, steinerne Wachsoldaten in den sternenübersäten Himmel ragen. Als er über die Schulter blickte, konnte Carson erkennen, wie sich die Scheinwerfer der Geländewagen rasch näherten. Ab und zu blieben sie stehen - vermutlich, damit Nye aussteigen und die Spuren am Boden untersuchen konnte. Die Lava würde die Wagen aufhalten, aber nicht ganz stoppen können. »Und was ist mit unserem Wasser?« fragte de Vaca auf einmal aus der Dunkelheit hinter ihm. »Wird es denn reichen?«
    »Nein«, antwortete Carson. »Wir werden uns welches suchen müssen.«
    »Aber wo?« Carson blieb ihr die Antwort schuldig.

    Nye stand allein im leeren Autohof und sah hinaus in die Dunkelheit. Die Flammen warfen seinen langen Schatten flackernd über den sandigen Boden. Der Brand in den Laborgebäuden hinter ihm war völlig außer Kontrolle geraten, aber Nye kümmerte sich nicht darum.
    Einer seiner Wachleute kam schwer atmend und mit rußverschmiertem Gesicht angerannt. »Das Löschwasser reicht nur noch für fünf Minuten, Sir«, sagte er keuchend. »Sollen wir die Notfallreserven angreifen?«
    »Warum nicht?« antwortete Nye unbeteiligt und sah den Mann dabei nicht einmal an.
    Nye war sich vollauf bewußt, daß er auf der ganzen Linie versagt hatte. Carson war ihm nicht nur entwischt, sondern hatte auch das Labor zerstört, für dessen Schutz er, Nye, verantwortlich gewesen war. Kurz dachte er daran, wie er das wohl Brent Scopes erklären sollte, dann verdrängte er den Gedanken wieder. Zum zweiten Mal in seiner Karriere war er grundlegend gescheitert, und diesmal war alles noch viel schlimmer als bei seinem ersten Versagen, an das er seit Jahrzehnten schon nicht mehr zu denken wagte. Der Schaden, der hier entstanden war, war nicht wiedergutzumachen.
    Rache zu nehmen war das einzige, was Nye noch blieb. Carson war für das ganze Unglück verantwortlich, und Carson würde dafür auch bezahlen. Er und dieses spanische Flittchen. Nye würde sie nicht entkommen lassen.
    Der Sicherheitschef sah zu, wie die Lichter der Geländewagen immer weiter in die Wüste vordrangen, und schürzte verächtlich die Lippen. Singer war ein Trottel. Aus einem Wagen heraus konnte man unmöglich eine Spur verfolgen. Man mußte ständig anhalten, aussteigen und den Boden untersuchen und kam deshalb kaum schneller voran als ein Fußgänger. Außerdem kannte Carson die Wüste. Und er konnte mit Pferden umgehen. Vermutlich wußte er auch ein paar einfache Tricks, wie er seine Spuren verwischen konnte. In der Jornada gab es ein wahres Labyrinth von Lavafeldern, in denen man jahrelang zu tun hätte, wollte man jedes Eckchen und jede Falte davon durchsuchen. Und was den Sand anbetraf, so konnte der Wind dort die Spuren eines Pferdes binnen weniger Stunden vollständig verwehen.
    Nye wußte das alles, aber er wußte auch, daß es so gut wie unmöglich war, seine Spuren in der Wüste vollständig zu verwischen. Es blieb immer etwas zurück, sogar auf hartem Fels oder im Treibsand. In seinen zehn Jahren als Sicherheitschef im arabischen Rub' al-Khali hatte er alles über die Wüste gelernt. Nye warf sein nutzlos gewordenes Funkgerät in den Sand und ging hinüber zum Stall. Auf dem Weg dorthin achtete er nicht auf die verzweifelten Rufe, das Prasseln der Flammen und das Quietschen zusammenbrechender Stahlkonstruktionen. Vielleicht war Carson doch klüger, als er vermutet hatte. Wenn es ihm gelungen war, unbemerkt aus dem Gelände zu entkommen, dann war er vielleicht auch so schlau gewesen, Muerto, Nyes eigenes Pferd, mitzunehmen. Bei diesem

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