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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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Gedanken beschleunigte der Sicherheitschef seinen Schritt. Als er durch die aus den Angeln geworfene Tür den Stall betrat, fiel sein Blick als erstes automatisch auf die verschlossene Kiste, in der er sein Gewehr aufbewahrte. Sie war noch an ihrem Platz und anscheinend intakt.
    Dann blieb Nye wie angewurzelt stehen. Die Nägel, an denen sonst seine alten McClellan-Satteltaschen hingen, waren leer. Dabei hatte er die Satteltaschen erst gestern dort hingehängt. Nye glaubte, einen rötlichen Nebel vor seinen Augen aufsteigen zu sehen. Carson hatte die Taschen und die beiden Feldflaschen mitgenommen, von denen jede an die vier Liter Wasser faßte. Draußen, in der Jornada del Muerto - was auf spanisch »Reise in den Tod« hieß -, war das eine lächerliche Menge, von der niemand lange überleben konnte. Allein deshalb waren Carson und die Frau schon so gut wie tot. Die Feldflaschen waren Nye egal, aber in den Satteltaschen war etwas anderes, sehr viel Wichtigeres gewesen. Nye hatte geglaubt, daß die alten, unscheinbaren Taschen ein gutes Versteck für sein Geheimnis darstellten, aber nun hatte Carson sie gestohlen. Nicht nur, daß der Mistkerl seine Karriere ruiniert hatte - jetzt hatte er ihm auch noch das letzte genommen, was ihm noch verblieben war. Einen Augenblick lang kochte Nye so sehr vor Wut, daß er sich nicht mehr vom Fleck bewegen konnte.
    Aber dann hörte er das ihm vertraute Wiehern, und trotz seines Zorns verzog sich sein Gesicht zu einem Lächeln. Jetzt wußte er, daß er sich nicht nur vielleicht, sondern ganz sicher an Carson rächen würde.

    Während er und de Vaca in Richtung Osten ritten, bemerkte Carson, daß die Scheinwerfer der Geländewagen sich mehr nach links bewegten. Die Fahrzeuge näherten sich nun dem Lavafeld, wo sie, wenn alles gutging, die Spur verlieren würden. Um ihnen auf der Lava zu folgen, hätte es schon eines Experten im Spurensuchen bedurft, der sich langsam und zu Fuß fortbewegte. Nye war zwar nicht schlecht, aber bestimmt war er nicht gut genug, um die Spur eines Pferdes auf dem Lavagestein verfolgen zu können. Wenn er schließlich nicht mehr weiterkam, würde Nye annehmen, daß Carson und de Vaca eine Abkürzung über die Lava genommen hatten und sich immer noch in Richtung Süden bewegten. Außerdem hatte er ja PurBlood in den Adern und stellte möglicherweise schon bald für niemanden mehr außer sich selbst eine Gefahr dar. Wie dem auch sei, dachte Carson, er und de Vaca würden ihm entkommen, um die Auslieferung von PurBlood im letzten Moment noch zu verhindern. Oder hier in der Wüste verdursten.
    Carson berührte die schwere, kühle Feldflasche, die am Horn seines Sattels hing. Darin waren vier Liter Wasser - und das war sehr wenig für einen Menschen, der vorhatte, die Jornada del Muerto zu durchqueren.
    Carson blieb stehen und blickte zu den Geländewagen, die in etwas mehr als einem Kilometer Entfernung am Rand des Lavafeldes angehalten hatten.
    »Wir sollten die Pferde irgendwo verstecken«, sagte er zu de Vaca. »Ich möchte mich vergewissern, daß die Wagen wirklich nach Süden fahren.«
    Sie führten die Tiere in eine tiefe, am Boden mit Geröll angefüllte Spalte in der Lava. De Vaca blieb bei ihnen und hielt sie am Zügel, während Carson auf einen Felsen kletterte und nach den Autos sah.
    Er fragte sich, warum seine Verfolger die Scheinwerfer brennen ließen und damit weithin sichtbar waren wie ein hellerleuchtetes Kreuzfahrtschiff auf der nächtlichen See. Seltsam, daß Nye seinen Leuten nicht befohlen hatte, die Lichter der Geländewagen auszuschalten.
    Die Scheinwerfer verharrten ein paar Minuten am selben Fleck, dann bewegten sie sich langsam auf die Lava hinauf und blieben abermals stehen. Einen Augenblick lang befürchtete Carson, daß sie ihre Spur finden und auf ihn zukommen würden, aber dann setzten sie sich in südlicher Richtung in Bewegung. Carson konnte sehen, daß sie jetzt schneller fuhren und ihre Lichter auf dem unebenen Terrain auf und ab tanzten. Er kletterte von seinem Beobachtungsposten herunter. »Sie fahren nach Süden«, berichtete er de Vaca. »Gott sei Dank.«
    »Ich habe ein wenig nachgedacht«, sagte Carson nach kurzem Zögern, »und ich bin zu dem Schluß gekommen, daß wir unser Wasser für die Pferde aufheben sollten.«
    »Und was ist mit uns?«
    »Pferde brauchen in der Wüste zwischen vierzig und fünfzig Liter Wasser am Tag. Wenn man nur nachts reitet, kommen sie vielleicht mit fünfundzwanzig aus. Wenn uns diese Pferde

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