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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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Raketenversuchsgeländes darf kein Hubschrauber fliegen«, entgegnete Carson. »Außerdem werden wir bei Tageslicht nur so lange unterwegs sein, bis wir ein Versteck gefunden haben. Jetzt ist es erst einmal wichtig, daß wir den Morgentau ausnützen. Es ist erstaunlich, wieviel Wasser Pferde aufnehmen können, wenn sie taufeuchtes Gras fressen. Diese Gelegenheit dürfen wir uns nicht entgehen lassen. Für die eine Stunde, die wir dabei verlieren, tragen uns die Pferde später fünfzehn bis zwanzig Kilometer weiter.«
    »Ach so«, sagte de Vaca. »Das ist vermutlich ein alter Indianertrick.«
    Carson drehte sich in der Dunkelheit nach ihr um. »Ihre Anspielungen waren schon vorhin alles andere als komisch. Bloß weil einer meiner Vorfahren ein Ute war, bin ich noch lange kein Indianer.«
    »Eigentlich müßte das ja amerikanischer Ureinwohner heißen«, sagte sie mit einem neckischen Ton in der Stimme. »Himmel noch mal, Susana, selbst die Indianer sind irgendwann einmal aus Asien gekommen. Es gibt keine >amerikanischen Ureinwohner.«
    »Warum sind Sie auf einmal so pikiert, cabronl« Carson gab ihr keine Antwort, sondern nahm Roscoe das Halfterband ab, das aus Baumwolle bestand. Er schlang das Band zuerst um einen, dann um den anderen Huf des Pferdes und zwar so, daß das Tier noch genügend Bewegungsfreiheit hatte, um langsam herumzugehen. Dasselbe machte er mit de Vacas Pferd. Als er damit fertig war, schnallte er den Pferden jeweils die Packgurte ab und band sie so an die Halfter, daß die metallenen Schnallen an ihren Enden aneinanderschlugen, wenn die Tiere sich bewegten.
    »Alle Achtung, das haben Sie toll gemacht«, sagte de Vaca. »Gelernt ist gelernt.«
    »Wozu haben Sie denn das mit den Schnallen gemacht?«
    »Hören Sie mal.«
    Die beiden schwiegen eine Weile. Als die Pferde zu grasen anfingen, gaben die gegeneinanderschlagenden Schnallen ein leises Klappern von sich.
    »Früher hatte ich immer eine kleine Kuhglocke dabei«, sagte Carson, »aber das hier funktioniert fast ebensogut. In der Stille der Nacht hört man das Klirren auch auf dreihundert Meter noch ziemlich gut. Ohne eine Geräuschquelle würden wir die Pferde in der Dunkelheit niemals wiederfinden.« Er setzte sich in den Sand und wartete auf eine weitere bissige Bemerkung über seinen indianischen Großvater.
    »Wissen Sie was, cabron?« ließ sich de Vacas körperlose Stimme ein paar Augenblicke später aus der Dunkelheit vernehmen. »Sie verblüffen mich ein wenig.«
    »Wieso denn das?«
    »Na ja, zunächst einmal scheinen Sie ein echt guter Gefährte für eine Durchquerung der Jornada zu sein.« Das Kompliment überraschte Carson so sehr, daß er sich einen Moment lang fragte, ob sie es vielleicht sarkastisch gemeint haben könnte. »Aber wir haben noch nicht einmal ein Fünftel des Weges geschafft«, gab er zu bedenken. »Das meiste liegt noch vor uns.«
    »Ja, aber das ändert nichts an dem, was ich gesagt habe. Ohne Sie hätte ich nicht die geringste Chance gehabt.« Carson sagte nichts darauf. Er war nach wie vor der Meinung, daß die Wahrscheinlichkeit, Wasser zu finden, höchstens fünfzig zu fünfzig stand. Und das wiederum bedeutete, daß es mit ihren Überlebenschancen ähnlich aussah.
    »Sie haben also auf einer Ranch hier in der Gegend gearbeitet«, ließ de Vaca sich wieder vernehmen.
    »Auf der Diamond Bar Ranch«, sagte Carson. »Nachdem mein Vater mit seiner Ranch pleite gegangen war.«
    »War es eine große Ranch?«
    »Und ob. Mein Vater hielt sich für eine Art Geschäftsgenie und kaufte ständig irgendwelche anderen Ranches auf, die er dann relativ bald wieder abstieß und manchmal ein paar Jahre später sogar ein zweites Mal kaufte. Natürlich mit Verlust. Am Schluß hatte er so hohe Schulden, daß die Bank uns auch die vierzehn Parzellen Land abnahm, die seit hundert Jahren im Besitz unserer Familie gewesen waren, ebenso wie die Weiderechte auf weiteren zweihundert Parzellen, die mein Vater dazugepachtet hatte. Das klingt zwar nach unglaublich viel Weidefläche, aber das meiste davon war so vertrocknet, daß die exotischen Rinderund Pferderassen, die mein Vater dort hatte züchten wollen, nie genügend zu fressen hatten.«
    Er legte sich auf den Rücken und sah hinauf in den Nachthirnmel. »Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als Junge immer die Zäune abgeritten bin. Der äußere Zaun allein war schon fast hundert Kilometer lang, und dazu kamen dann noch einmal über dreihundert Kilometer Zäune im Inneren der

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