Mount Dragon - Labor des Todes
Lavafeldes eingebrochen, so daß die Öffnung ein breites natürliches Tor ins Innere des hohlen Berges bildete. Carsons und de Vacas Spuren führten direkt auf diese Öffnung zu.
Nye spürte ein Triumphgefühl in sich aufsteigen. Es gab nur einen Grund, warum Carson und die Frau in diesen alten Vulkankegel hineingeritten sein konnten: Sie hatten dort Schutz vor der Sonne gesucht. Offenbar glaubten sie, daß Nye auf der Lava ihren Spuren nicht würde folgen können. Weil ihnen klar war, daß eine Durchquerung der Wüste bei Tag reiner Selbstmord war, wollten sie sich in dem Vulkankegel verstecken und auf den Einbruch der Dunkelheit warten, um dann in der Kühle der Nacht weiterzureiten.
Kurz vor seinem Ziel entdeckte Nye, daß aus dem Krater eine dünne Rauchfahne aufstieg, und blieb ungläubig stehen. Carson mußte irgend etwas erjagt haben - höchstwahrscheinlich ein Kaninchen -, das die beiden sich jetzt brieten. Noch einmal untersuchte er sorgfältig die Spur und achtete auf alles, was auf eine Falle oder einen Trick hätte hindeuten können. Schließlich hatte sich Carson ja schon einmal als gewiefter Bursche herausgestellt. Am besten überprüfte Nye, ob es auf der anderen Seite einen Weg aus dem Vulkankegel heraus gab, durch den Carson und das Flittchen entkommen könnten. Nye ließ Muerto in sicherer Entfernung stehen und umrundete vorsichtig den Krater. So sehr er auch suchte, er fand keinerlei Anzeichen dafür, daß Carson ihn in eine Falle locken wollte, und auch keine Spuren, die von dem Vulkankegel wegführten. Die beiden mußten also in den Krater hineingeritten sein und noch immer drinnen sein.
Nye wußte sofort, was er nun zu tun hatte. Er mußte an der Rückseite des Vulkans hinaufklettern bis zum Rand des Kegels, von wo aus er mit seinem Gewehr jede beliebige Stelle innerhalb des Kraters beschießen konnte.
Er ging zurück zu Muerto und führte ihn in einem weiten Bogen um das südöstliche Ende des Vulkankegels herum. Dann machte er sich mit dem Gewehr auf dem Rücken und einer Schachtel Patronen in der Tasche an den Aufstieg. Dabei trat er immer wieder lockeres Lavageröll los, das geräuschvoll zu Tal polterte, aber drinnen im Kegel, das wußte Nye, würde man diesen Lärm nicht hören.
In ein paar Minuten hatte er die Spitze des niedrigen Kegels erreicht. Er entsicherte sein Gewehr und kroch bis an den Rand des Kraters. Etwa dreißig Meter unter sich sah er ein vor sich hinglimmendes Feuer. Daneben waren auf den Zweigen eines Chamisabusches ein Halstuch und ein T-Shirt ausgebreitet, die offenbar jemand gewaschen und zum Trocknen aufgehängt hatte. Carson und de Vaca hatten hier also tatsächlich ihr Lager aufgeschlagen. Aber wo waren sie, zum Teufel?
Nye sah sich um. In einer Wand des Vulkankegels war ein Loch, das im tiefen Schatten lag. Dort hatten sie wohl Schutz vor der Sonne gesucht. Und die Pferde? Die hatte Carson vermutlich in einiger Entfernung angebunden, um sie grasen zu lassen. Nye setzte sich hin und wartete, das Gewehr im Anschlag. Sobald die beiden aus der Höhle kamen, würde er sie abschießen. So vergingen vierzig Minuten. Dann sah Nye, wie der Schatten, der neben ihm den Berg hinaufgestiegen war und sich in seiner Nähe auf einem Felsblock niedergelassen hatte, sich ungeduldig bewegte.
»Was ist los?« flüsterte Nye.
»Du bist ein Idiot«, flüsterte der Schatten zurück. »Ein Idiot, ein Idiot, ein...«
»Wieso?«
»Ein Mann und eine Frau, die viel zuwenig Wasser bei sich haben, werden es wohl kaum dazu vergeuden, um ein Halstuch und ein T-Shirt zu waschen. Und wer zündet schon bei fünfunddreißig Grad im Schatten ein Feuer an? Idiot, Idiot, Idiot...« Nye spürte, wie ihm ein prickelndes Gefühl der Erkenntnis den Nacken hinauflief. Der Schatten hatte recht. Carson, der verdammte, dreckige Hurensohn, hatte es doch tatsächlich geschafft, ihm ein zweites Mal zu entkommen. Fluchend stand Nye auf und rutschte an der Innenseite des Vulkankegels nach unten. Das schattige Loch in der Seitenwand war leer. Dann besah er sich den fingierten Lagerplatz. Das T-Shirt und das Halstuch, die ihm Carsons und de Vacas Gegenwart vorgegaukelt hatten, waren Dinge, auf die man leicht verzichten konnte. Es gab keinen Hinweis darauf, daß die beiden hier länger haltgemacht hatten, obwohl Nye Spuren dafür fand, daß die Pferde sich zumindest für kurze Zeit im Inneren des Vulkankegels aufgehalten haben mußten. Das Feuer war hastig aus ein paar grünen Zweigen gemacht worden, die
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