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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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Fenster an ihren Fassaden. Zwischen den Gebäuden liefen dicke, farbige Lichtbündel, die sich in der Ferne in viele schimmernde Stränge verzweigten. Die Landschaft war wunderschön und beein druckend in ihrer räumlichen Komplexität, aber nachdem Levine sie ein paar Minuten lang angeschaut hatte, wurde er ungeduldig und fragte sich, wieso das Programm des Clowns so lange brauchte, bis es in Scopes' persönlichen Cyberspace vordrang. Er rutschte unruhig auf dein Boden des Aufzugs herum. Als er das tat, bewegte sich die Landschaft. Levine sah auf seine Knie und erkannte, daß er aus Versehen an den Trackball seines Laptops gekommen war. Jetzt legte er die Hand darauf und rollte ihn nach vorn.
    Sofort wurde ihm der Balkon unter den Füßen weggezogen, und er stand plötzlich direkt am Rand der Tiefe, wo sich ein hängebrückenartiger Fußpfad wie eine filigrane Spinnwebe über den schwarzen Abgrund spannte. Die weiche Schnelligkeit, mit der das große Videodisplay auf die kleinste Drehung des Trackballs reagierte, machte das Gefühl der Fortbewegung beängstigend realistisch.
    Levine atmete tief durch. Er wußte, daß er jetzt nicht bloß auf ein Bild auf einem Videoschirm blickte. Er befand sich in Brent Scopes' Cyberspace.
    Levine nahm die Hände einen Augenblick vom Laptop und setzte sich gerade hin. Dann legte er vorsichtig eine Hand auf den Trackball und die andere auf die Cursortasten der Tastatur. Ganz vorsichtig fing er an, die Fortbewegung in dieser bizarren Landschaft zu erlernen. Die Größe des Bildschirms und die bemerkenswert lebensechte Auflösung vermittelten ihm ein so realistisches Gefühl von Höhenangst, daß er zunächst große Schwierigkeiten damit hatte. Obwohl er wußte, daß er sich nur im Cyberspace befand, hatte er Angst, von dem Balkon in die Tiefe zu stürzen, und traute sich kaum zu bewegen.
    Nach einer Weile stellte er den Computer auf den Boden und massierte sich den Nacken. Dabei sah er auf seine Uhr und stellte zu seinem Entsetzen fest, daß bereits drei Stunden vergangen waren. Drei volle Stunden, und er hatte sich noch nicht einmal von der Startplattform fortbewegt. Auch die Batterie seines Laptops machte langsam schlapp, so daß er eine mitgebrachte Reservebatterie in den zweiten Batterieschacht des Computers schob. Der Reiz dieses Programms war erstaunlich und beängstigend zugleich. Jetzt wurde es aber wirklich höchste Zeit, daß er sich auf die Suche nach Scopes machte. Als er seine Hände wieder am Computer hatte, wurde sich Levine eines rhythmisch seufzenden Geräusches bewußt, das fast wie eine Art Gesang klang. Es kam aus demselben Lautsprecher, mit dem der Fahrstuhl vorhin nach dem gewünschten Stockwerk gefragt hatte. Wann das Geräusch begonnen hatte, wußte Levine nicht mehr -vielleicht war es schon die ganze Zeit über dagewesen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wozu es gut sein sollte.
    Levine wurde zunehmend besorgt. Wie sollte er bloß in dieser dreidimensionalen Computerdarstellung der Firma GeneDyne Brent Scopes finden und ihm erklären, in was für einer verzweifelten Lage er sich befand? Dieser Cyberspace war ganz eindeutig viel zu groß, um ziellos darin herumzuwandern. Und für den Fall, daß er Scopes tatsächlich hier finden sollte, wie konnte er wissen, daß er es war? Woran sollte er ihn erkennen? Er mußte dieses Problem sorgfältig durchdenken. So groß und komplex diese Landschaft auch war, sie mußte einem bestimmten Zweck dienen und deshalb auch irgendwie strukturiert sein. In den vergangenen Jahren war Scopes laut Aussage des Clowns in allem, was seinen Cyberspace betraf, ausgesprochen geheimniskrämerisch gewesen. Niemand wußte mehr darüber, als daß Scopes ihn dazu benützte, seine Ausflüge ins weitverzweigte Netzwerk seiner Firma einfacher zu gestalten. Es lag auf der Hand, daß alles hier - die Oberflächen, die Formen und vielleicht auch die Geräusche -die Hardware, Software und Daten des GeneDyne-Computernetzes darstellen sollten. Levine entschied sich aufs Geratewohl für einen der vielen Pfade und bewegte sich vorsichtig darauf entlang. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich an das seltsame Raumgefühl gewöhnt hatte, das ihm der große Bildschirm vor ihm vermittelte. Der in einem komplizierten Muster aus bunten Platten gekachelte Pfad kam ihm vor wie eine schmale Brücke ohne Geländer. Das Muster der Kacheln hatte vermutlich irgendeine Bedeutung, die Levine aber nicht zu entschlüsseln vermochte. Möglicherweise war es eine

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