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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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der Ranch gelernt habe.« De Vaca nickte, dann stahl sich ein freches Grinsen in ihr Gesicht. »Stimmt, ich habe ja ganz vergessen, daß alle Indianer hervorragende Jäger sind. Das ist so eine Art Instinkt, nicht wahr?«
    Carson runzelte die Stirn, und sein Wohlbehagen verflog augenblicklich. »Ach, hören Sie doch endlich auf«, raunzte er. »Wie wäre es, wenn Sie sich zur Abwechslung mal etwas anderes einfallen ließen?«
    Aber de Vaca lächelte immer noch. »Sie sollten sich mal sehen. Die Sonne gestern hat Ihnen gutgetan. Noch ein paar solche Tage, und Sie gehen als echte Rothaut durch.« Ohne daß Carson es verhindern konnte, stieg heiße Wut in ihm empor. De Vaca hatte ein untrügliches Gespür für seine wunden Punkte und stürzte sich unbarmherzig darauf. Irgendwie hatte Carson geglaubt, daß die gemeinsam durchgestandenen Strapazen sie vielleicht verändert hätten, aber jetzt wußte er nicht, ob er auf de Vaca wütend war, weil sie noch immer so verletzend sarkastisch war, oder mehr auf sich selbst, weil er sich dieser törichten Selbsttäuschung hingegeben hatte. »Usted es una desagradecida hija de. puta«, sagte er, und die Wut gab seinen Worten eine durchdringende Klarheit. De Vaca sah ihn mit großen Augen erstaunt an, und ihr Körper, der bisher entspannt im Sand gelegen war, versteifte sich. »Ach, der cabron kann also doch mehr von seiner Muttersprache, als er zugeben will«, sagte sie leise. »Ich soll also undankbar sein? Ausgerechnet ich? Das ist wieder mal typisch!«
    »Wieso typisch?« gab Carson zurück. »Ich habe Ihnen gestern das Leben gerettet, und heute bewerten Sie mich schon wieder mit demselben alten Dreck.«
    »Sie haben mir das Leben gerettet?« fauchte de Vaca. »Sie sind ein Idiot, cabron. Es war Ihr indianischer Vorfahr, der uns gerettet hat, zusammen mit Ihrem Großonkel, der Ihnen seine Geschichten überliefert hat. Diese beiden großartigen Männer, die Sie als Makel auf Ihrem Stammbaum ansehen. Sie haben ein großartiges Erbe, eines, auf das Sie stolz sein können. Aber was machen Sie? Sie verbergen es. Sie ignorieren es. Sie kehren es unter den Teppich und tun so, als wären Sie ohne dieses Erbe ein wertvollerer Mensch.« Ihre Stimme, die zuletzt ziemlich laut geworden war, hallte von den Wänden der Höhle wider. »Wissen Sie was, Carson? Solange Sie dieses Erbe ableugnen, sind Sie für mich ein Nichts. Sie sind kein Cowboy und auch kein weißer, angelsächsischer Harvard-Absolvent, sondern bloß ein dämlicher Hinterwäldler, der sich nicht zu seiner eigenen Herkunft bekennen kann.«
    Bei ihren Worten verwandelte sich Carsons Zorn in kalte Wut. »Na, spielen Sie wieder mal die Möchtegern-Psychiaterin?« fragte er. »Aber wenn ich einmal soweit sein sollte, mich mit dem Kind in mir auseinanderzusetzen, dann würde ich dazu lieber zu jemandem gehen, der ein Diplom hat, und nicht zu einer Quacksalberin, die besser in einen Poncho als in einen Laborkittel paßt. Todavia tiene la mierda del barrio en sus zapatos,« De Vaca holte mit bebenden Nasenflügeln Luft und gab Carson eine schallende Ohrfeige. Carsons Wange brannte, und in seinem Ohr hörte er ein Brummen. Während er noch erstaunt den Kopf schüttelte, sah er, wie sie zum zweiten Mal ausholte, und konnte ihre Hand gerade noch festhalten. De Vaca ballte die andere Hand zur Faust und wollte ihm damit ins Gesicht boxen, aber Carson duckte sich und stieß de Vaca von sich fort. Der Stoß war so kräftig, daß sie das Gleichgewicht verlor und rückwärts in die Quelle fiel. Carson, der immer noch ihr Handgelenk umklammert hielt, stürzte hinterher.
    Die Ohrfeige und der Sturz ins Wasser hatten Carsons Wut verrauchen lassen. Jetzt, als er quer über de Vaca lag und ihren geschmeidigen Körper unter dem seinen spürte, ergriff ein ganz anderes Gefühl von ihm Besitz. Noch bevor ihm so richtig klar wurde, was er tat, beugte er sich nach vom und küßte sie direkt auf den Mund.
    »Pendejo«, keuchte de Vaca und rang nach Luft. »Mich küßt niemand, ohne daß ich es will!« Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung befreite sie ihre Arme und ballte die Hände zu Fäusten. Carson sah sie argwöhnisch an.
    Einen Augenblick starrten sie einander ins Gesicht, ohne sich zu bewegen. Von de Vacas Fäusten tropfte das Wasser in die warme Quelle, und das Geräusch, das die Tropfen machten, als sie auf den Wasserspiegel aufschlugen, war zusammen mit ihren schweren Atemzügen das einzige, was in der Höhle zu hören war. Dann packte de Vaca

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